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Anzeige von 3721 - 3725 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3721 1807 10 10 Kalt, trüb, windig. Früh machte ich meine Fahrt mit Therese und nachher meine gewöhnlichen Gänge. Sprach Reider und Peter, blieb eine Weile in ihrer Gesellschaft und ging mit Peter Tischzeug kaufen. Mit Therese war ich zu Gumpendorf in der Handschuh-Fabrik, und kaufte Therese und mir Handschuhe; mit der Hälfte, die ich im Sack hatte, machte ich mir mit Therese viel Lachen. Eckhart war unser Gast und wir sehr aufgeräumt. Nach Mittag arbeitete ich. Abends begab ich mich ins Theater an der Wien. Zum ersten Mal „Idas und Marpissa", romantische Oper in 3 Akten von Stegmayer, Musik von Seyfried, Dekorationen von Gail und Sacchetti, Maschinen vom Putz, Mordsspektakel. Es war unglaublich voll. Der 1. Akt, worin sich die Rose öffnet, dann der Traum mit der großen Versenkung war das Beste. Der 2. Akt lässt nach, und der 3. ist Erneuerung der alten Geschichte, ganz überflüssig und langweilt sehr. Den ganzen Wert bestimmen die Dekorationen und ein paar Maschinen. Ich traf Peter, Reider (?), blieb und soupierte in ihrer Gesellschaft. Therese ging mit Hocheder ins Kärntnertor-Theater „Junggesellenwirtschaft“ und Divertissement, worin Angiolini den betrunkenen Soldaten spielt. Band 06 (VI.), Seite 57r
3722 1807 10 11 Regen, rauer Wind. Früh kam Lissl, dem ich den Logenzettel gab, Nitschner, dem ich gestern Sitze an der Wien verschaffte. Ich ging zu Keglevich, zu Batthyány, arbeitete und entschloss mich, bei Peter zu essen, wo ich den Tag blieb. Therese speiste allein mit Joseph[ine] und hatte abends im Burgtheater in den “Wandernden Komödianten“ zu tun; nachher „Rache der Diana“. Dannenberg (?), dem Geliebten der Lefèvre, raubte man alles. Ich führte sie zur Sophie der Batthyány, welche ihr den Anzug der „Witwe von Kecskemet“ angab. Bei Peter war die Reider (?) und ihr Knabe, auch Jungmann blieb bis zum Essen, in deren Gesellschaft ich den Abend verlebte. Zu Haus fand ich noch Joseph[ine] die mit Therese im Theater war, und einen beleidigenden Brief vom Cavriani, den ich derb beantwortete. Band 06 (VI.), Seite 57r
3723 1807 10 12 Ein schöner, warmer Tag. Früh arbeitete ich, ging auf die Hauptmaut und sprach später meine gestrige Gesellschaft. Eckhart und Moreau waren unsere Gäste, nach Mittag arbeitete ich noch bis ½ 7 h, schrieb an den Grafen und die Illésházy und ging abends ins Burgtheater „Selbstbeherrschung“; anstatt der Adamberger die Weissenthurn, anstatt Klingmann Korn. Das Schauspiel wurde gut gegeben und mit vielem Beifall aufgenommen. Nadastini brachte mir den Theater.Almanach für 1807, der gar nichts Interessantes hat und wenig Abnehmer finden wird. Die Kupfer und Porträts der Roose, besonders aber der Laucher, sind sehr mittelmäßig. Therese ging mit der Hocheder ins Kärntnertor-Theater „Ostade“ und ländl[iches] Divertissement. Band 06 (VI.), Seite 57r
3724 1807 10 13 Windig, und abwechselnd heiter und trüb. Früh fuhr ich mit Therese zum Reimann, sie brachte ihr einen schönen blausamtenen Hut mit Rosenbouquet. Es war aber niemand zu Hause. Von da zum Neumann, da nahmen wir die Resi mit und fuhren herum. Mayer und Frau von Hetzendorf waren unsere Gäste. Nach Mittag fuhren wir auf Reimanns Bauplatz und zum Nitschner gratulieren, dann nach Haus. Bei Therese war die Bulla, jung Csekonics. Ich arbeitete, suchte Gesellschaft auf und passierte so den Abend. Die arme Bulla musste im stärksten Regen ohne Parapluie nach Hause gehen. Band 06 (VI.), Seite 57v
3725 1807 10 14 Heiter. Therese hat im Burgtheater „Caliph von Bagdad“ zu singen, nachher die „Abencerragen und Zegris“. Früh ins Cavrianische Haus, wo ich mit Schön harcelierte, zum Keglevich und in des Grafen Haus. Wegen Tuch für Therese, dann wegen Blumentopf und -stock verabredete ich mit Peter, wegen Luster zu Högler zu gehen. War bei Wallishauser wegen Visite-Billetts und bei Joseph, die mittags unser Gast war. Es kamen einen Menge Gratulanten, dass wir kaum ruhig essen konnten. Dies währte den Nachmittag fort; ich schrieb, empfing Besuche. Die Reimannischen kamen, sprachen vom morgigen Grundsteinlegen; wir erzählten ihnen, dass es spät werden dürfte, weil wir mittags bei Baron Quarin speisen. Rohrweck schickte Theresen zwei artige Vasen von weißem Glas, gemalen, später kamen beide selbst. Von der Handlung kam das feine Tuch, 5 Ellen, welches ich Therese selbst gab und ihr sehr gefiel. Eben waren die Bulla und Wuschikin da. Um 6 h kam Peter, wir gingen zusammen zu Högler. Der Hangleuchter war noch nicht fertig. Peter ging ins Bierhaus zum Wasen (?), ich ins Theater an der Wien, blieb den 1. Akt von „Idas und Marpissa", sah alle Maschinen, sprach mit Neumann, Teimer (?), Cachée, Stegmayer, Seyfried etc. Holte Peter ab, nahmen alles mit zur Reider (?), blieben bis zur Rückkunft vom Theater, um den Effekt der Illumination zu sehen, dann nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 57v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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