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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3701 1807 9 20 Regen, abwechselnd, und steter kalter Wind. Den Wallishauserischen zuliebe fuhren wir nach Hetzendorf und nahmen die Joseph[ine] mit. Früh besuchte ich Lissl, dem gab ich die Loge ins Kärntnertor-Theater zu „Pilger“. Ich wollte Therese überraschen, sagte nichts vom Mitfahren und wollte mit Wallishauser nachkommen. Wallishauser kam aber so spät, dass ich vermuten musste, sie seien schon fort und so fuhr ich gleich mit Therese und Joseph[ine]. Bald nach uns kamen auch sie nach Hetzendorf. Wir gingen in Mayers und Schlossgarten, besuchten das Schloss, sahen einen Augenblick Lefèvre, der wegen Ankunft des Hofes vollauf zu tun hat. Wir aßen gut, waren munter und gingen um 5 h im heftigsten Winde nach Schön_brunn, die Mayer begleiteten uns. Gingen dann zu Fiaker nach Hause. Ich ging, weil die Theater voll waren, zu Peter, da war die Reider (?). Ich blieb in Gesellschaft, hatte aber Verdruss und bestimmte, mich davon ganz los zu machen. Dem Peter übergab ich die Perlenschließen (?). Bei Therese war den Abend die Joseph[ine], die sich gut unterhielten. Band 06 (VI.), Seite 54v
3702 1807 9 21 Kalt, aber heiter. Früh arbeitete ich, später zur Batthyány, die mich rufen ließ, später ins Haus zum Keglevich, der heute ankam, zum Grafen. Suchte Compagnie, sprach Peter, engagierte ihn mit Reider (?) ins Theater an der Wien zu gehen, gab ihm meinen gesperrten Sitz. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, schrieb an den Grafen. Es kam die Bulla, die mich wegen ihrem Mann und Schwiegersohn zu Rate zog, später Joseph[ine]. Abends ging ich ins Theater an der Wien „Friedrich mit der gebissenen Wange“, Schauspiel in 5 Akten von Stegmayer, mit mörderischem Pferde-Spektakel. Ich plauderte mit Peter und Reider (?), mit Michel, Leeb, der neben mir zu sitzen kam, und so passierte mir die Zeit, denn es ist ein gewöhnliches Machwerk aus dieser Fabrik. Nachher soupierten wir im Kramerischen Bierhaus. Therese ging mit der Bulla zu Josephinen, ich fand sie aber schon im Bett. Band 06 (VI.), Seite 54v
3703 1807 9 22 Trübe, windig und kalt: Früh fuhren Therese und ich zur Terzaga, sahen Reimanna Bauplatz und machten eine Tour bis zum Brandmayer. Später ging’s zu Keglevich und ins gräfliche Haus. Traf Peter, dem ich die Loge zu „Iphigenie“ im Kärntnertor-Theater gab. Er nahm Compagnie und lud die Reider (?) und Geissler (?) ein. Mittags allein, unter Tisch kam Hampel, nach Tisch Schön, dem ich Schillers Gedichte lieh. Ich arbeitete den ganzen Nachmittag, schrieb eine Gedächtnis-Inschrift für den Grundstein zu Reimanns Haus, dann einen Brief an Kárner und begab mich abends in die Loge im Kärntnertor-Theater. Ich fand Compagnie, Peter, Reider (?), ihr Heinrich und die Geissler. Mit Reider (?), weil sie im 3. Stock Gesellschaft fand, ging ich eine Weile hinauf. Peter und Reider (?) zankten, dies ärgerte mich sehr. In Gesellschaft zu Reider (?), dann zum Engel soupieren. Band 06 (VI.), Seite 54v
3704 1807 9 23 Kalt, trüb, abwechselnd Regen. Früh schrieb ich, ging mit Joseph in den Keller des Cavrianischen Hauses, zu Keglevich, wo ich lange blieb, zur Reider (?), wo Gesellschaft war. Später kam ich in Peters Compagnie. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, schrieb an den Grafen und Illésházy. Wir hatten Besuche von der Teidl (?) und Schmirer. Therese ging mit der Hocheder ins Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, die Laucher tritt nach ihrer Krankheit wieder auf. Ich ging zu Peter und aß in seiner Compagnie heiß abgesottenes Hähnel. Band 06 (VI.), Seite 54v
3705 1807 9 24 Früh Regen, nach Mittag schönes Wetter. Ich fuhr früh allein zum Jahny, in die Porzellanfabrik und zum Brandmayer, ging in die Theaterkasse, zum Keglevich. Expedierte vom Ehrenfels eine Estaffette an den Grafen, besuchte Filath, sprach mit Peter und forderte ihn auf, nicht nachzugeben, ihr Betragen nicht zu dulden. Klimbke war mein Gast, wir sprachen von seiner Torfkohlen-Brennerei etc. Nach Mittag arbeitete ich, ging zu Reimann auf seinen Bauplatz. Als ich auf den Bauplatz kam, war man im Begriffe, einen der Hauptpfeiler der Kirche umzuwerfen, welches der Polier auch geschickt ausführte. Ich las Reimann und ihr die Inschrift zu dem Grundstein vor, sie gefiel beiden, übergab sie, um selbe auf eine Medaille in Erz oder Zinn graben zu lassen. Später ins Burgtheater, zum ersten Mal „Brautschmuck“, Schauspiel in 5 Akten von Holbein, als Fortsetzung des „Fridolin“. Es war sehr voll, ich hatte an Peter Compagnie und plauderte. Das Stück strotzt von Unwahrscheinlichkeiten und Unsinn, und wurde zum Teil ausgezischt, zum Teil beklatscht. Therese spielte im Kärntnertor-Theater „Caliph“, nachher „Helena und Paris“. Band 06 (VI.), Seite 55r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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