Trüb, schwül, abends sehr feucht. Früh zum Keglevich, ins gräfliche Haus, zur Joseph[ine], zu Nagl und Brandl. Mayer war unser Gast. Nach Mittag hatten wir große Jause, es kam der Waldmeister Milde mit Frau, die Kochische Jette und August, dann Peter. Letzterer fuhr, als ich noch einmal 2 Briefe erhielt, mit mir zur Terzaga, zum Jahny und Brandmayer, dann zu ihm, wohin die Reider (?) kam, in deren Gesellschaft ich blieb.
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Stürmisch, kalt, Regen. Früh zu Keglevich und in das Haus des Grafen, zur Terzaga und Reider (?), wohin Peter wegen Verdruss nicht kam. Heute bekam ich das von Haaren geflochtene Uhrband, für das ich 17 fl. bezahlte. Moreau war unser Gast. Nach Tische machte uns die Sängerin Fischer von Berlin ihren Besuch und bat mich wegen Einziehen in den Täubel-Hof. Ich bestellte Peter der Compagnie wegen ins Burgtheater „Familie von Gemmingen“, Schauspiel in 5 Akten, neu studiert. Das Schauspiel wurde sehr gut gegeben und war mir angenehm. Therese begab sich der Hocheder zuliebe ins Kärntnertor-Theater „Einquartierung“, dann Ballett „Caliph“
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Heiter, windig, abends Regen. Früh zum Grafen und Keglevich, wo ich den ganzen Vormittag zubrachte. Therese speiste zu Haus, ich in Peters Compagnie, nach Mittag zur Reider (?), wo Gesellschaft, auch Filath war. Dann ins Kaffeehaus vis-à-vis vom Jahn. Abends mit Peter ins Theater an der Wien, „Heinrich IV.“ nach Shakespeare, Krüger als Falstaff. Ich ennuyierte mich schrecklich. Außer Falstaff war nichts erträglich und auch der degoutierte zu Ende. Ich war sehr missmutig. Es wurde bei den Kohlkrainzen (?) soupiert und ich kam erst um 12 h im Regen nach Hause. Therese war den Abend bei Hocheder.
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Sehr veränderlich. Früh zum Schwenk (?) vom Neuling, zum Keglevich und zum Grafen, wo ich den ganzen Vormittag blieb. Peter traf ich in Compagnie, wir schlichen in der Stadt herum, sprachen von unserem gestrigen Missmut, von der Spannung mit der Reider (?) etc. Mittags allein. Da ich in der Nacht nicht schlief, ruhte ich nach Mittag, las, arbeitete. Therese hatte Besuch von der Scheidl (?) und Adolph, ich erwartete Peter und bestimmte in beide Theater zu gehen, im Burgtheater „Deutsche Kleinstädter“, im Kärntnertor-Theater „Junggesellenwirtschaft“ und „Inkas“. Therese blieb den Abend zu Haus. Heute bekam ich von Lissl Papier und Federn.
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Michaelstag. Öfters Regen. Früh zum Grafen, zur Terzaga, mit Peter in den Schottenhof zum Sattler und Liebisch. Mittags und nach Mittags allein. Gegen Abend kam auf einen Augenblick Nina. Ich arbeitete und ging abends zu Peter, in dessen Compagnie ich ein paar Stunden blieb. Wir plauderten von vorigen Zeiten, unseren Herzensangelegenheiten, ich bestärkte ihn, diesmal der Reider (?) nicht nachzugeben und männlich auszuharren, bis sie nur Versöhnungswege einschlägt. Therese konnte sich zum Ausgehen nicht entschließen und arbeitete.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).