Heiter. Früh bestellte ich mittels Zettel zwei vierspännige Wägen für die Neumann und mich am Freitag. Dann nochmals wegen Geld zum Grafen Hansel, dann zu meinem Grafen. Ich schrieb einige Zeilen an Kárner und Umlauf, und befand, dass ich Peterl mitbringe. Mittags war Eckhart unser Gast, nach Tische kamen die Neumannischen und Vadász. Sie gingen zusammen ins fürstliche Haus um die Zimmer und Schönheiten zu sehen; die Hocheder gesellte sich dazu. Später gingen Neumann und ich zum Gschlössl, fanden Schmidtmann (?), Pfeiffer, später Stegmayer, wir plauderten von Weiß, Voll (?) und Zitterbarths Direktion in der Josephstadt und blieben bis ½ 9 h. Von da mit ihnen an die Wien und ins Kärntnertor-Theater „Eduard in Schottland“ und „Tanzsucht“ mit Hr. (?) und Mad. Coralli, und einigen Abänderungen. Ich fand nirgends Bekannte, war gleich missmutig und begab mich nach Hause. Therese war ein paar Stunden bei Salieri.
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Am Vormittag heiter, nach Mittag trüb und Regen. Therese schickte ihrer Mutter zum Geburtstag einen Schinken, speiste auch da. Um 10 h großes Amt bei den Unteren Jesuiten zur 50jährigen Feier der Universität. Um 12 h Probe von „Maria von Montalban“ wegen Debüt des Gottdank als Eduard, abends Produktion der Oper im Kärntnertor-Theater. Ich war den ganzen Vormittag beim Grafen, konnte wegen Abwägung des Silbers vom Illésházy gar nichts sehen; aß allein. Nach Mittag kam Armin (?) Zelterer (?), der Kammerdiener vom Braun, den ich der Illésházy empfahl, und später zum Grafen führte. Beim Grafen hörte ich, dass morgen vor Mittag der Neuling kommt, um den Wollkontrakt zu schließen und dass ich erst nach Mittag abreisen kann, welches ich meinen Gefährten avisierte. Therese kam um 4 h nach Haus, ich plauderte mit ihr noch. Der Tischler kam, den wir mit Schinken und Kleidungsstücken beglückten. Ich rangierte alles zur morgigen Fahrt nach Eisenstadt, später ins Burgtheater „Taubstumme“ und „Tanzsucht“. Ich fand Compagnie, plauschte, dann ins Kärntnertor-Theater, Gottdank gefiel, wurde aber nicht vorgerufen. Nach 9 h ging ich schwarz und mit gepudertem Kopf zur großen Gesellschaft und Souper des Quarin. Eben setzte man sich zum Souper. Es mochten bei 100 Personen gewesen sein, es waren die Tische zu 4 und 5 Personen rangiert und sehr splendid. Um 12 h kam ich nach Haus.
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Heiter, aber sehr windig. Fahrt nach Eisenstadt. Früh zum Grafen, bereitete da zu meiner Reise alle Geschäfte vor. Später zur Illésházy; da kam Neuling, der Kontrakt wurde verabredet, ich konzipierte und kopierte ihn, ließ ihn gleich ausfertigen und trug ihn zu ihr. Neuling machte mir ein Douceur von 150 fl und versprach mir eine goldene Uhr, wenn die Wasch gut würde. Mittags allein, den Jean schickte ich zu Leitgeb, der Wagen kam um 2 h, und die Neumann, Resi, Peter Benkó und mein Bruder fuhren fort. Therese und Neumann wollen uns am Dienstag entgegen gehen. Um 7 h kamen wir an und gleich ins Theater, „Savoyarden“ und ein Kinder-Kontratanz. Ich traf Kárner und alle alten Ami.
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In Eisenstadt. Trüb, mitunter Regen. Früh mit Jean zu Kárner, mit dem ich wegen Jean und Arminy (?) sprach, sonst plauderten wir von vielen anderen hochfürstlichen Dummheiten, z. B. dass er Marcus (?) zum Zeremonienmeister machte und selbst Kárner und Szentgály an ihn anwies. Kárner gab aber den Befehl nicht heraus. Ich ging zur Probe vom Gelegenheitsstück, die äußerst schlecht zusammen ging. Ich ärgerte mich umso mehr, weil ich sah, wie der Bube Schmidt alles vernachlässigte und der dumme Maurer auf allen Seiten Schwierigkeiten machte. Czermak arbeitete sehr brav. Ich sprach mit Marcus, Kárner, Seitz, Hampel, die alle das Stück sehr amüsant fanden. Mittags 2 h speiste ich in Gesellschaft von allen im Adler, in Erwartung war alles ernsthaft. Nach Mittag ging ich ins Schloss, da wurde auf dem Chor erst die Symphonie probiert, dann mit Fuchs auf den Tiergartenweg. Wir plauderten von der Heirat des Urban, von dem Betragen des Fürsten etc. Beim Schloss kam ich mit Kárner zusammen, der Verdruss wegen der Partezettel, die Hilmer (?) korrigierte und schlecht machte. Bange ging ich ins Theater, suchte alles beizutragen, um das Notwendige herbeizuschaffen. Nach ½ 8 h kamen die Gäste, Fürst Johann Liechtenstein, Wenzel und Moritz, de Ligne, Trauttmannsdorff, Lichnowsky, Grassalkovich, Grafen Zichy, Wrbna, Ferdinand Pálffy, Franz Esterházy, Weissenwolf, Rasumofsky, ein paar Generals, Garden, Joël, Guldner etc. und „Das Fest der Liebe und Freude" begann. Nach m 1. Akt kam Kárner zu mir und klagte, dass sich die Fürstin Franz Liechtenstein, Carl und Grassalkovich über die Zweideutigkeiten sehr beschwerten und schimpften; indessen wurde unmenschlich gelacht. Mich verdross es, weil der Fürst einen Jux wollte, mit den 3 Komikern nur Possen zu geben sind und jedes Ernsthafte ganz missfallen hätte. Der 2. Akt war noch trivialer und hat vermutlich ähnliches Anathema erregt, indessen gefiel das Finale und die kleine Resi. Nach ½ 11 h kamen wir erst zum Souper. Ich nahm auch Czermak mit und blieben bis 12 h.
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Trüb, Regen. Vermählung in Eisenstadt der Fürstin Leopoldine in der Schlosskirche, nach Mittag 5 h. Früh schrieb ich mein Tagebuch, ging zum Adler zum Frühstück, später zum Kárner und klagte ihm wegen meiner Goldenen Ader, die mich nicht schlafen ließ. Um 11 h ist das feierliche Amt in der Bergkirche. 20 Chasseurs sind erst adjustiert, welches die Durchlaucht sehr in Verdruss bringt. Von Ödenburg und Wien sind eine Menge Fremde da, die sich Wunder denken und sich sehr getäuscht finden werden. Ich bin übler Laune und wünsche mich sehnlich schon nach Wien zurück. Jean ging zum Stessel und mit ihm zum Marcus wegen seiner Bitte zu reden, beim Fürsten Paul unterzukommen, wozu aber wenig Hoffnung da ist. Mit Fuchs und der Neumann begab ich mich zur Bergkirche und sah da die Grenadiers en parade, Chasseurs in der Kirche. Endlich kamen die Allerhöchsten in mehreren 6- und 4spännigen Wägen, vor- und rückwärts von Chasseurs begleitet. Es wurde kanoniert. Trafen Stessel, bestiegen den Kalvarienberg und blieben während dem Amt. Nach selbem zur Gratulation ins Schloss, da hieß es, Hummels Kantate ginge nicht zusammen und könne nicht gegeben werden; anstatt dessen verlangte der Fürst den „Dorfbarbier" und ich leitete es ein, dass die Neumannische das Tamburin-Solo tanzte. Mittags war alles lustig, durch Kárner erhielt ich Champagner und Tokajer, welchen ich kredenzte. Nach Mittag zur Vermählung, ich führte die Neumann ins Billard-Zimmer und sahen den ganzen Zug. Um 6 h war sie samt den 10 Brautpaaren. Von da ins Theater. Es wurde mit wenig Laune gespielt, eine eingelegte Szene mit der (?) Hasenhut gelang nicht. Nach der Oper Illumination des Marientempels, das Steigen der Raketen und Leuchtkugeln und nach dem Solo das Volksfest im Hofe mit der beleuchteten Säule, auf dessen Postament Bauernmusik stand. Alles tanzte und sprang, das Brautpaar immer voraus, machte ein schönes Spektakel. Da wir auch lange beim Souper saßen, kam ich erst um 1 h ins Bett. Nebst Artner haben sich bei meiner Mutter auch Brandl Franz, Resi, dann Preller (?) Franz und Frau einlogiert.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).