Heiter. Den Vormittag beim Grafen, Lissl, dem ich 12 Champagner schickte. Zu Hause fand ich Neumann, der mich bat, seinen Sohn zur Firmung zu führen, welches ich nicht gleich zusagte. Mittags allein. Nach Tische schrieb ich der Brichta (?) eine Bittschrift an die Kaiserin. Therese ging mit der Goldmann spazieren, ich mit Neumann in die Porzellanfabrik und ins Gschlössl zum Bier. Lange waren wir allein, dann kam ein junger, alberner Mensch namens Ernst (?), den Neumann kennt, und Stegmayer mit der Schauspielerin Großmann (?). Wir blieben und plauschten bis 8 h. Dann nach Haus, suchte Compagnie und war um 9 h schon im Bett.
Band 05 (V.), Seite 123v
3192
1806
4
30
Trüb, dann heiter. Früh zu Kárner, wo ich Seitz, Vadász traf. Kárner gab mir die Anweisung und die 1240 fl. Douceur, für Perinet 400 fl., Umlauf 300 fl., Weidmann und Baumann jeder 150 fl., Hasenhut und Neumann jeder 100 fl und Nadastini 40fl., welch ich nach und nach ausspendete. Den ganzen Vormittag beim Grafen, wo ich länger als eine Stunde alte Siebener zählte. Therese ging herum en visite, mittags war Eckhart unser Gast, und seit langer Zeit wieder die Töpfer Babett. Noch vor Tisch kam die Benkó Nanett mit Umlauf, dem ich seine 300 fl. gab. Er dankte mir verbindlichst, und dies freute mich. Nach Mittag blieb die Babett, später kamen Baumann, Neumann, zu Weidmann schickte ich Therese hin. Abends begab sich Therese ins Kärntnertor-Theater „Uniform“, ich ins Leopoldstädter Theater, des „Roten Turms“ 2. Teil „Die eiserne Jungfrau“, Schauspiel in 3 Akten von Gleich. Ich fand Compagnie, suchte Kárner und entschädigte mich nur mit ihm für den elenden Schmarrn von Stück. Zur Abwechslung soupierte ich zwischen den Akten und sah Modehändeln (?) zu, die mit verschiedenen Personen zugingen.
Band 05 (V.), Seite 123v
3193
1806
5
1
Trüb. Schon um 8 h muss ich zum Grafen, ich kann den ersten Maimorgen nicht genießen. Vor 8 h war ich beim Keglevich, wohin Wilhelm Neumann kam und mich engagierte, mit Therese bei der Schäferin zu speisen. Mich überraschte es, dass mich der Junge beim Grafen (?) fand. Mit dem Grafen fuhr ich den Garten im Strudelhof No. 235 anzusehen, dann zu Brandmayer. Zu Hause erwartete mich schon wegen Pass Keglevich. Therese ging mit den Neumann inzwischen voraus, Goldmann ist auch mit, ich konnte erst um 1 h nachkommen. Gewöhnlich, wenn man frei zu sein meint, häufen sich die Geschäfte. Bei der Schäferin fanden wir auch Mayer und Seyfried. Wir saßen bis 4 h, dann bei der neuen Linie vorüber zur Mariahilfer, die Gasse quer durch zur Reiterkaserne und Währinger Gasse zu Stahlmayer No. 235, mit dem, da er 26.000 fl. verlangt, nicht zu traktieren ist. Nach 7 h kamen Therese und ich nach Haus, da kam der Gittig von Ács, den ich ins Burgtheater gerade zum Ballett „Die Tiroler“ führte.
Band 05 (V.), Seite 124r
3194
1806
5
2
Am Vormittag bei Keglevich und Grafen. Mittags waren die Mayerschen von Hetzendorf und die Lefèvre unsere Besuche, wir waren lustig. Nach Mittag war ich zu Haus, abends in beide Theater, vorher ging ich herum. Im Burgtheater „Deux journées“, im Kärntnertor-Theater „Armut und Edelsinn“. Mad. Großmann (?) von Mecklenburg tritt als Josephine auf, gefiel und wurde vorgerufen. Sie ist eine hübsche, volle Blondine, und dankte für Gnade, Beifall, Wohlwollen.
Band 05 (V.), Seite 124r
3195
1806
5
3
Heiter. Früh bei Stessel, sonst wie gewöhnlich. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, dann mit der Dedie (?) in unser Haus, alles anzusehen, da sie selbes zu kaufen wünscht. Abends in Kárners Gesellschaft ins Theater an der Wien, zum 1. Mal „Festung an der Elbe“ – Wittenberg –, aus dem Französischen von Castelli, Musik von Fischer. Eine Festungsgeschichte mit recht artig zusammengesuchter Musik, gefiel, aber auch nicht mehr, und war nicht voll. Nach 10 h musste ich wieder zum Grafen, um wegen der Dedie zu reden. Wittenberg
Band 05 (V.), Seite 124r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).