In Eisenstadt. Abreise des Weidmann, Baumann, Hasenhut und Nadastini. Früh zu Kárner, Fuchs, dann mit der Neumann und Benkó zur Dampfmaschine, Maierei und Treibhäusern, wo Pölt und Ehmann im Salon den Tempel Hymens bauten und Engel die Glashäuser illuminierte. Mittags hatte ich mit Umlauf und dem so gemeinen Perinet wegen der Reise nach Wien viel Verdruss. Nach Mittag führte ich alle in den Tiergarten bis zum Bauernhaus, dann zum Tee und Illumination der Treibhäuser, wo ich die Marktbereiter (?) sprach. Der Salon mit Hymens Tempel war sehr gut, dann die Chöre Musik zu beiden Seiten machten große Wirkung. Von da zu meiner Mutter zum Souper, dann mit Neumann auf den Ball. Das geschlossene Theater, mit Musselin drapiert und mit Blumen garniert, sah recht gut aus. Der Saal war voll. Ich führte die Neumann dem Fürsten und dem Fürsten Paul auf, dieser seiner Mutter und Schwester. Ich sprach mir dem Fürsten wegen dem längeren Unten-Bleiben der Choristen; er sagte, ich solle nur zum Braun gehen und ihn bitten. Therese schrieb mir, dass die Mad. Rosette Müller, eine Maitresse, als Constanze in den „Tagen der Gefahr“ nicht gefiel. Heute war in Wien Bürger-Karussell.
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Fahrt nach Wien. Früh zu Kárner, Stessel und meiner Mutter, der ich für die Brandlischen zahlte. Wegen dem gestrigen Ärger frühstückte ich gar nicht im Adler. Ich besorgte Tokajer für Neumann und Umlauf, der darum den Vadász ansprach. Mit der Neumann ging ich zu meiner Mutter, in die Stallungen, Garten etc. Um ½ 3 h packte ich die anderen in den 4spännigen, ich setzte mich in den 2spännigen Wagen. In Ebreichsdorf sahen wir die Fabrik, Holzmayer (?) führte uns herum. Therese erwartete mich an der Linie mit Nina und Joseph und fuhr mit uns in die Stadt. Ich freute mich, mein liebes Weib zu sehen. Ich eilte ins Kärntnertor-Theater „Botaniker“, dann „Kurze Ehe“, fand Compagnie und das Stück fast zu Ende. Von da zum Braun, wo ich lange wartete und wegen der Choristen und Festin viel plauderte. Zu Haus schrieb ich noch an Kárner und schickte damit eine Estafette. Heute war bei den Augustinern durch die Kaiserin die Fahnenweihe der Decreter, der grauen Schützen und des Kavallerie-Corps.
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Windig, abends Regen. Vor 8 h zum Grafen, der mich sehr kalt empfing, wo ich immer bleiben musste und nur bei der Illésházy war. Mittags war die Agnes unser Gast. Therese war zu Besuch bei Phillebois. Nach Mittag arbeitete ich. Es kamen die Neumann und dankten, später die Perinet und er. Therese war zur Neumann gegangen und ich empfing sie sehr kalt. Abends ging ich herum, suchte Compagnie, war einen Augenblick im Kärntnertor-Theater „Einquartierung“ und „Tanzsucht“. Als es regnete, begab ich mich nach Hause, arbeitete, schrieb an Kárner und schickte ihm meine Ausgabennote.
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Kalt, windig. Aufgebotsfeier. Heute ziehen die Schützen und Decreter-Grenadiere zur Kirchenfeier in Parade auf. Ich war immer beim Grafen und ging nach 12 h mit Schikh herum, sahen die Corps abziehen. Therese war bei Lavotta, erkältete sich und ich fand sie mit Kopfweh auf dem Sopha. Nach Tisch legte sie sich. Mittags allein. Ich arbeitete nach Tisch, es kam Nina und Fanny Mansfeld (?) Ich nahm mir ein Billett zur heutigen Redoute zum Wohltätigkeitsfonde, wozu die Kaiserin 200 Gewinste gab. Heute erhielt die Goldmann die Nachricht vom Tode ihres Vaters, speiste bei Hocheder und fuhr mit ihr in den Prater. Nach 6 h ging ich aus, später ins Burgtheater „Dorfbarbier“ und Terzett „Eigensinnige“. Nach der Oper ging ich schon um 8 h auf die Redoute und fand bei 100 Personen im Saale. Es wurde bald unmenschlich voll. Bei 8000 Billette wurden ausgegeben und 16.959 fl. eingenommen. Ich fand bald Compagnie, plauderte und ging mit Czermak, Dirnbacher herum, soupierte mit Stegmayer und sah eine Zeitlang der Ziehung zu. Gewann nichts und ging um 2 h ganz durchnässt nach Hause.
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Kalt, windig. Therese blieb den Vormittag im Bett. Ich zum Grafen, Illésházy, Theaterkasse, teilte Bücher von Perinets Stück aus. Mittags allein, Goldmann speiste einmal zu Haus. Nach Tische kam Eckhart, später Weidmann, ich arbeitete. Therese ist etwas besser, matt und muss doch abends im Kärntnertor-Theater in „Uniform“ spielen. Ich ging zu Liederskron, zahlte 84 fl. Interessen, später ins Kärntnertor-Theater. Ich ließ zu Therese den Oeppinger rufen, um vorzubeugen. Ich war von der Commotion hungrig, soupierte in Compagnie, dann nach Hause.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).