Ein schöner Tag. Früh zu Keglevich, Grafen und Institutssitzung, dann auf die Neue Wieden. Mittags allein, nach Tisch kam die Goldmann zu Haus, später die Polly. Therese und ich gingen bis zum Prater, sie kehrte über die Franzensbrücke nach Haus, ich fand Compagnie, ging mit Möglich (?) und Vadász herum und um 6 h in die Stadt, das Pálffy'sche Stück zu sehen, welches vom Ferdinand in 3 Akten aus dem Französischen übersetzt, den Titel führt „Die besondere Familieneigenschaft“, nachher die „Morlakenhochzeit“. Ich fand zwar Compagnie, schlief aber doch, denn das Machwerk ist doch einmal zu schlecht. Therese klagte ich über die 2. Produktion dieses elenden Stücks.
Band 05 (V.), Seite 124r
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Schön. Zur Corallischen Einnahme im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Der großmütige Caliph"; Ballett in 2 Akten von Coralli mit Musik von Weiß, erste Dekoration vom Janitz. Vorher seit 3 Monaten „Die wandernden Komödianten“. Früh beim Grafen, Keglevich, Coralli, dann zu Högler und Aschkan. Mittags war ich einen Augenblick in der Probe vom Ballett, da gesellte sich Pfersmann zu mir, den ich zum Speisen nahm. Er, Kárner, Goldmann, Koch und Vadász waren Gäste. Nach Tische kam mein Bruder, später Zimmermann (?), den ich Kárner aufführte. Die Goldmann fuhr mit Kárner in den Prater, ich ging auf die Maut zur Tauber (?) um Tuch etc., abends ins Kärntnertor-Theater. Ich unterhielt mich gut, fand Compagnie. Das Ballett ist eine Kleinigkeit, und gefiel doch ziemlich. Therese spielte mit Laune.
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Ein schöner Tag. Früh zum Grafen, ins Ursulinenkloster und 2mal zum Keglevich, wohin ich alle Handwerksleute bestellte, dann ins Quartier gingen, wo wir über 2 Stunden über alle Abänderungen und Einrichtungen deliberierten. Mittags waren die Rosalie und Möglich unsere Gäste. Nach Mittag war ich immer beschäftigt, zum Teil auch auf der Maut. War in beiden Theatern, im Burgtheater „Neugierige Ehefrau“, im Kärntnertor-Theater „Milton“ und „Großmütiger Caliph“. Therese begegnete ich auf dem Burgplatz, als ich in Compagnie Gewey verließ. Dann zu Högler, ich kam hungrig und matt nach Hause.
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Heiter. Bis ½ 8 h beim Grafen und Keglevich. Ich bin jetzt so beschäftigt, dass ich kaum Zeit zum Essen finde. Es kommt mir schon zu viel. Mittags war Eckhart unser Gast, dann kamen Lissl, Kárner und Hampel, wir plauderten und schäkerten. Nach Tische zu Brandl, Hauptmaut, in No. 810, zum Magistrat, Grundbuch, zum Retzer wegen Kontrakt-Intabulierung nachzufragen; führte für Keglevich Schokolade, Käse und Salami nach Hause. Ging dann ins Kärntnertor-Theater „Schachmaschine“, Hr. Großmann von Mecklenburg-Schwerin tritt zum 1. Mal als Graf Balken auf. Gefiel ziemlich, wurde aber nicht vorgerufen, auch war es sehr leer.
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Warm, außerordentllicher Staub und Wind. Von 7 bis ½ 12 h mit dem Grafen und Keglevich im neuen Quartier mit den Handwerksleuten beschäftigt. Unter Tisch kamen Kárner und Hampel, welche ich auf morgen zum Grafen lud. Ich bin so sehr geplagt, dass ich nicht einmal essen kann. Nach Tisch zu den Brandlischen, Chimani und mit ihm zur Dedie, welche nicht zu Hause war. Später mit Therese zu den Salesianerinnen wegen Brust-Zelteln, wo ich mit der Pförtnerin einen kleinen Spaß hatte, ins Baron Loprestische Haus, um nachzusehen, zu meinem Grafen, dann ins Kärntnertor-Theater „Faniska“ und ins Burgtheater „Strelitzen“, überall leer. Neumann bekam einen Fieberanfall. Ganz abgemattet kam ich nach Hause.
Band 05 (V.), Seite 124v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).