Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 3181 - 3185 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3181 1806 4 19 Kalt und windig. Vor und nach Mittag beim Grafen und eine Zeitlang in der Probe von Giojas Ballett und Einnahme der DeCaro „Hochzeit der Morlaken" mit Musik von Wranitzky und letzten Dekorationen vom seligen Platzer. Mir gefiel nichts. Mittags war Eckhart unser Gast. Abends also ins Kärntnertor-Theater „Singspiel an den Fenstern“ und das neue Ballett, worin die DeCaro zum letzten Mal und sehr mittelmäßig tanzte. Es war nicht sehr voll, doch fand ich Compagnie, plauderte mit Wisenfeld, Bidell und so passierte der Abend. Band 05 (V.), Seite 122v
3182 1806 4 20 Wie gestern. Den Vormittag beim Grafen, Institutssitzung, die nur halb war. Ging in Compagnie herum, holte Therese und Nina ab und machten eine Promenade auf Bastei und Glacis. Mittags allein. Rathmayer brachte 6 Billetts zu den mechanischen Tafelkünsten beim Grünen Tor. Davon gaben wir 3 dem Großbauer und ich nahm den Czermak mit, welcher mich um 6 h abholte. Bis dahin war ich zu Hause, las und schrieb. Therese ging auch nicht aus. Beim Grünen Tor fanden wir viele Bekannte, meistens von der Porzellanfabrik. Die Tafelkünste und des Monsieur böhmischer Vortrag waren mittelmäßig. Ich kam hinter Töpfer zu sitzen und unterhielt mich mit diesem. Vor 9 h war das Spektakel geendet und wir eilten im Regen nach Haus. Band 05 (V.), Seite 122v
3183 1806 4 21 Kalt, mitunter Regen. Therese ist nicht wohl, fühlt immer Kälte, Mattigkeit und bestimmte um 12 h zu Oeppinger zu gehen. Am Vormittag beim Grafen, Theaterkasse, zahlte und nahm Billetts ins Theater an der Wien „Alane", historisches Gemälde aus der Zeit Alexander des Großen, Klingmann als Alexander, Hruschka als Alane traten auf. Dekorationen von Gail. Zu Hause arbeitete ich, Eckhart war unser Gast. Therese legte sich nach Tische und nahm Arznei. Dann kam Csermak, mit dem richtete ich das Instituts-Hauptbuch ein und ging in Compagnie ins Heugassel, um Ferd[inand] Kinskys Garten anzusehen, dann ins Theater an der Wien Guttenbergs Machwerk zu sehen. „Alane“, das Stück und die Schauspielerin sind samt dem ganzen Ensemble so höchst mittelmäßig, dass sich alles langweilt und am Ende gezischt wurde. Beinahe kaum halbvolles Haus. Mit aller Anstrengung wurde Klingmann, dann Hruschka unter Zischen vorgerufen und dankten in gewöhnlichen Ausdrücken. Bernardi schickte uns zu seiner Akademie im Kleinen Redoutensaal Billetts, die wir Kridl gaben. Goldmann war darin und erzählte, dass es sehr leer gewesen, Holbein unverständlich gesungen und Clement am meisten gefallen habe. Band 05 (V.), Seite 122v
3184 1806 4 22 Kalt, Regen. Den Vormittag beim Grafen, Illésházy, Krautauer, schrieb Keglevich und sandte ihm Zeitungen. Therese befindet sich besser. Mittags allein. Nach Tische kamen Remele und Czermak, mit dem ich arbeitete. Später quälte mich Neumann und ich ging mit ihm in den Berghof auf bayrisches Bier. Abends ins Burgtheater, zum 1. Mal „Wer Herzen behält, hat nichts verloren“, Schauspiel in 2 Akten von Mad. Weissenthurn, dann „Wandschrank“, Lustspiel in 1 Akt von Streckfuss. Beide Stücke erregten Gähnen, das erste voll abgedroschener, fader patriotischer Anspielungen, gab noch Stoff zu Witzeleien und gefiel gar nicht. Ich fand Compagnie, plauderte mit Rohrweck, anfangs mit Bernardi, der Aubauer (?) etc. und passierte den Abend Therese war zu Hause. Band 05 (V.), Seite 122v
3185 1806 4 23 Schlechtes Wetter. Am Vormittag beim Grafen. Therese hatte Probe vom „Opferfest“ bis 2 h, und abends im Burgtheater „Maria von Montalban“ mit Gottdank als Emanuel. Therese lebt in ewiger Angst wegen heute und morgen, weil morgen das „Opferfest“ sein soll. Welch unsinnige Austeilung, durch 2 Tage so ähnliche Opern von Winter zu geben ! Heute um 12 h wieder und zum 2. Mal Bürger-Karussell. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, ging herum und in beide Theater. So passierte der Abend. Nach Mittag 4 h wurde unsere Hausfrau, die sich am Montag Abend erst legte, jäh sehr schwach. Es wurde Quarin gerufen, er fand sie sehr schwer krank an einer Lungenentzündung. Zum Grafen die Nitzky, der ich ein Diadem mit Perlen für Therese abnahm, das sehr hübsch gearbeitet war, und eine lange Kette für die Goldmann, welche 100 fl. kostete. Beider Freude war sehr groß. Therese sang sehr schön und rein, worüber ihr selbst Quarin viel Schönes sagte. Band 05 (V.), Seite 123r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b