Die ganze Nacht und Abend Regen. Meines guten Vaters Namens- und unserer guten Hausfrau Johanna v. Benkó Sterbetag. Sie war 58 Jahre alt. Sie starb früh um 7 h, wir erhielten die Hiobspost noch im Bett, welche uns Besorgnis wegen Quartier macht. Am Vormittag bis nach 2 h beim Grafen. Mittags allein, nach Mittag kam Salieri und passierte mit Therese ihre Arie. Ich arbeitete, ging herum. Abends im Kärntnertor-Theater nach 4 Jahren wieder das „Opferfest“. Huayna Capac, Inka, Neumann, als Murnay tritt Anders auf, Myrha die Laucher. Hampel kam von Eisenstadt und besuchte uns. Auch er ging ins Kärntnertor-Theater. Ich hatte vor dem Theater rasenden Ärger, weil ich beinahe anderthalb Stunden warten musste. In der Introduktion schrie ein Bube und machte mit seiner Stimme einen Gickser, dies erregte Lachen und verdross mich. Therese sang meisterhaft. Ich fand Compagnie, plauderte mit Wisenfeld, Agent Schickmayer (?), Osswald. Nach dem 1. Akt ging ich auf’s Theater, sagte Therese viel Schönes, und ließ mich bei Anders aufführen, der gefiel und dem ich auch viel Schönes sagte.
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Am Vormittag beim Grafen, mittags allein. Schreibers kam und wir sprachen über künftige Änderungen im Haus, nach dem Tod der guten Benkó, die heute um 6 h begraben wird. Nach Mittag arbeitete ich, dann suchte ich mir Compagnie, um des Juden Mayer Garten auf der Neuen Wieden zu sehen, welchen der Graf nehmen will. Therese ging am Mittag zu ihrer Mutter, sich da umzukleiden und fuhr dann ins Burgtheater „Opferfest“. Ich fand den Garten und das Gebäu recht hübsch, und der Mayer pries ihn mir noch mehr an. Ich durchstieg die Neue Wieden, Baum-, Gries-, Hechtengasse etc, dann ins Burgtheater. Therese sang recht brav. Es vwar ziemlich voll, ich plauderte mit Eberl, der Carl, an der Kasse mit Schmidt, Hilger (?) und Salieri. Beim 2. Akt war ich auf dem Theater. Ich ging mit Umlauf aus dem Theater, sprachen vom Verkauf der Häuser und dass Nanett das unsere behalten wolle.
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Sehr windig und abwechselnd Regen. Vormittag beim Schickmayer (?), Grafen und Hauptmaut. Mittags allein, nach Mittag lamentierten uns die Beck und Perinet vor. Perinet erzählte eine Menge von ihres Mannes Schuldenstreichen, auch, dass er nach dem Schematismus Hohen und Niederen um Geld schrieb. Ich arbeitete, Therese ging zur Hocheder, wo sie den Abend blieb. Ich ging in beide Theater, im Kärntnertor-Theater „Faniska“, im Burgtheater „Beschämte Eifersucht“ und „Die Eigensinnigen“. Trank in Compagnie Bier und war um 9 h schon zu Hause. Ich hörte bestimmt, die Cavaliers hätten die Theater; dies ist mir höchst unangenehm.
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Sehr windig und so kalt, dass es öfters schneite. Abends Regen, fatales Wetter. Den ganzen Vormittag beim Grafen. Mittags speisten wir bei Nitschner. Ich ging, Therese fuhr mir ihr hinaus. Sie hat heftigen Katarrh und wagte sich doch nach Tisch in den Garten. Außer Zellenberg (?) war kein Fremder, der alte Herr war in Langenzersdorf. Ich blieb bis 6 h, dann ins Kärntnertor-Theater, nach 3maliger Änderung „Gefährliche Nachbarschaft“ und „Tanzsucht“, im Burgtheater „Pilger“. Ich plauderte mit Schikh (?), der Frau, bei welcher die Etzelt wohnt, und so passierte der Abend in Compagnie. Therese lag schon.
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Regen, kalt. Am Vormittag beim Grafen, beim Kardinal wegen Kloster-Erlaubniszettel und auf die Hauptmaut. Ich plauderte mit Quarin wegen Theater, er besorgt selbst, dass alles schlechter wir. Dies stimmte mich noch mehr um. Theresens Katarrh ist noch nicht besser. Mittags allein. Die Hahnl besuchte uns seit ihrer Rückkunft wieder. Therese blieb immer zu Hause, ich ging nach Mittag nach 5 h in die Alstergassen, dann in den Strudelhof No. 235 einen Garten anzusehen, welchen der Graf kaufen will. Abends suchte ich Compagnie, dann ins Kärntnertor-Theater „Deutsche Kleinstädter“. Therese erhielt Besuch von Oeppinger, er tröstete sie, dass Anders nicht singen und sie sich auch schonen kann. Als ich Stahlmayers (?) Haus und Garten ansah, ging ich des jungen Kutschersfeld wegen ins Schwarzspanier-Bierhaus, und fand zu meinem Erstaunen Haradauer, Benkó, Wirth, Perl (?), Laucher (?) etc. die ich erst kennen lernte. Ich blieb bis 8 h und ging mit Peterl und Haradauer in die Stadt.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).