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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3071 1805 12 30 Neblig, feucht, mitunter Regen. Früh zum Quarin und Braun. Heute ist im Kärntnertor-Theater zu Bertinottis Einnahme „Giulio Sabino“; ich ging zu ihr, gab ihr für 3 Billetts 20 fl. und trug sie selbst zur Terzaga. Uns besuchten die Woller mit Lisett, Polly, die Bulla, welche uns viel von ihrem Obersten Leclerc (?) erzählte. Mittags allein, nach Tische machte ich unserer Neujahrsliste, rangierte Billets. Heute sind schon 6000 Franzosen abmarschiert, sie ziehen nach Italien und zwar nach Neapel. Die Landung der Engländer und Russen macht dieses Reich verloren. Abends ins Burgtheater „Milton“ und „Tanzsucht“, dann ins Kärntnertor-Theater. Nach Mittag regnete es stark und dauerte den Abend fort. Ich ging zur Pauline und brachte ihr 2 Bouteillen Slivovitza, dann zu Fritsch. Therese war mit Goldmann und Czermak zu Hause. Dem Wilhelm gab ich alle Neujahrsbilletts fürs Theater zur Besorgung. Im Kärntnertor-Theater war ich meistens bei der Kasse, plauderte mit Huber Sohn und Baumann, im Parterre mit dem Kommissär Müller, mit dem ich auf’s Theater ging. Mit Czermak, Goldmann und Wilhelm nach Hause. Band 05 (V.), Seite 109v
3072 1805 12 31 Trüb, abwechselnd Regen. Bei der Theaterkasse las ich das Zirkular von Braun, dass die Ballette wegen erfolgtem Frieden bleiben, die italienische Oper aber nur bis Ende Carneval. Vor Mittag richtete ich die Neujahrsgeschenke zusammen. Bartl kam von Eisenstadt und erzählte Verschiedenes. Ich arbeitete später. Mittags allein, nach Mittag ins Posthaus, Zeitungen und Journale pränumerieren. Therese war bei Nitschner. Abends ins Kärntnertor-Theater „Tochter Pharaonis“ und „Vologesus“, im Burgtheater „Romeo“. Ich machte einen Besuch bei Klimbke, wo große politische Versammlung war. Dort schrieb ich wieder an den Grafen, indessen war er schon in Wien. Ich verteilte Geschenke, dann ging ich vom „Romeo“ mit Nina, Goldmann und den Weiglischen nach Haus. Band 05 (V.), Seite 109v
3073 1806 1 1 Nass, sehr kotig. Kundmachung des Grafen Wrbna, dass der bevollmächtigte Minister Fürst Johann Liechtenstein angekommen und dass heute um 10 h die Auswechslung des Friedens-Traktats, wovon aber die Bedingnisse nicht bekannt gemacht werden können, vor sich gegangen sei. Bei Therese war die arme Beck und bat um 5 fl. Therese ging zur Hausfrau, Oeppinger, Schreibers, dann zur Mama speisen. Sie ist den Tag über schon nicht wohl, kam mit Nina nach Haus und legte sich gleich; sie hat starkes Katarrh-Fieber. Ich suchte den Grafen auf, ging zur Polly (?), schlenderte herum, sprach auf dem Hof mit der Nigst Kathi und speiste bei Brandl. Nach Mittag zum Cavriani, um den Grafen zu sprechen, begegnete Kridl (?), mit ihm nach Haus, wo die Goldmanns waren. Therese ließ von Oeppinger unterschreiben. Ich ging in beide Theater und spendete Neujahrsgeschenke. Im Burgtheater „Othello“, im Kärntnertor-Theater „Apollo als Hirt“. Band 05 (V.), Seite 110r
3074 1806 1 2 Stinkender, undurchdringlicher Nebel. Früh fand ich Therese auf den Schweiß besser, später aber litt sie sehr an Kopfschmerzen. Den ganzen Vormittag war ich mit meinem Grafen, Keglevich und Arnfeld (?) beschäftigt, nach 1 h kamen beide zu mir. Mittags allein, Therese lag. Nach Mittag fuhr ich zum Festetics'schen Gärtner und Hausmeister nach Penzing. Abends ins Burgtheater „Savoyarden“ und Pas de deux mit DeCaro, im Kärntnertor-Theater „Beide Klingsberg“. Therese hatte abends heftiges Fieber und Kopfschmerzen, die Ärmste muss wegen unzeitigem Verdacht strenge büssen. Ihre gestrige Erkältung in der St. Stephanskirche brachte ihr dieses zuwege. Abends regnete es so stark, dass ich beim Nachhause gehen ganz durchnässt wurde. Band 05 (V.), Seite 110r
3075 1806 1 3 Nasskalt. Therese liegt noch. Den ganzen Vormittag war ich mit dem Grafen beschäftigt. Mittags allein. Ich schrieb und arbeitete zu Haus, der Graf kam zu mir. Nach Tisch machte ich verschiedene Gänge und war wegen Banco-Zetteln beim Hilpern (?) im Rathaus. Im Burgtheater heute „Pilger“, im Kärntnertor-Theater „Romeo“. Therese hatte Besuche von Rottruff, Nina, der ich Slivovitza gab. Sie brachte die traurige Nachricht, dass sich die Klob gestern auf dem Bauernmarkt in dem neu gebauten Haus herabstürzte, ihr die Brust zersprengte und nach einer Stunde tot war. Man vermutet, sie war wahnsinnig. Sie wurde gleich ins allgemeine Spital gebracht. Welch ein Schlag für den ohnehin wegen der Todesgefahr seiner Frau gebeugten Kunz (?) Ich verbot es der Therese zu sagen, um sie nicht noch kränker zu machen. Abends befindet sie sich besser. Mit dem Grafen war ich bis 8 h sehr geplagt und erhob noch spät bei Poger (?) 1000 fl., die ich ihm in die Loge brachte. Übrigens langweilte ich mich im Theater und ging mit Czermak (?) und Goldmann nach Hause. Band 05 (V.), Seite 110r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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