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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3096 1806 1 24 Regen, nach Mittag heiter. Früh beim Keglevich, dann auf der Hauptmaut und bei Polly, mit der ich wegen einem Ofenschirm sprach. Mayer und Frau von Hetzendorf waren unsere Gäste. Nach Mittag zu Haus, später zu Rohrweck. Abends in beide Theater, im Kärntnertor-Theater „Matrose“ und „Deserteur“, im Burgtheater „Fridolin“. Im ersteren leer, im letzteren voll. Ich fand zwar Compagnie, blieb aber in keinem sondern ging nach Hause arbeiten. Band 05 (V.), Seite 112v
3097 1806 1 25 Neblig. Vormittag bei Keglevich und Grafen. Eine Abteilung Franzosen ist wieder in Purkersdorf eingerückt, und bei und um Linz sind mehr als 100.000 Mann. Die Länder werden ganz ausgesaugt und auf Generationen selbe erst das Kriegselend fühlen. Im Kärntnertor-Theater „Uniform“, auf vielen Nachsuchungen und Beratschlagungen (?) im Burgtheater „Beide Klingsberg“. Mittags allein, nach Mittag kam Csermak, mit diesem arbeitete ich. Um 4 h begab ich mich mit Therese und Goldmann auf den Graben, um das feierliche Leichenbegängnis des Kirchenmeisters von St. Stephan, Eskadronskommandanten der bürgerlichen Kavalleriegarde etc. Johann Weiß zu sehen. Er war 46 Jahre alt. Die ganze Kavallerie ritt mit und alle Offiziere der verschiedenen Corps begleiteten die Leiche. Ich habe nie einen splendideren Leichenzug gesehen. Nachher ging ich in Compagnie herum. Abends ins Kärntnertor-Theater, wo Ehz. Carl erschien, den man mit allgemeinem Applaudissement empfing. Ziemlich leer. Ich war meistens im 3. Stock und bei Therese. Heute warf man Sechser und Kreuzer auf die Bühne. Band 05 (V.), Seite 113r
3098 1806 1 26 Ein schöner Tag. Vormittag bei Keglevich und Grafen, dann in Compagnie herumgeschlendert. Mittags allein, nach Mittag ging Therese zu ihrer Mutter. Ich arbeitete, ging spazieren und wollte abends ins Kärntnertor-Theater in „Fridolin“ gehen, kam aber beim Spaziergang ins Leopoldstädter Theater „Es ist Friede oder die Rückkehr des Fürsten“ von Gleich. Sehr voll. Ich fand meine teure Frau Godel, die k.k. Holzschreiberin Huber, mit ihr war der Verwalter König vom Versorgungshaus in Mauerbach. Mit diesem unterhielt ich mich recht gut, und versprach, im Sommer eine Fahrt dahin zu machen. Band 05 (V.), Seite 113r
3099 1806 1 27 Regen. Vormittag wie gestern. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, ging zum Brandmayer und abends ins Burgtheater, zum ersten Mal „Claudine“, Schauspiel in 3 Akten aus dem Französischen von Lebrun, übersetzt von Sonnleithner, dann „Die kleine Putzmacherin“. Machte wenig Glück. Die Koberwein, als Savoyardenjunge verkleidet, als Claudine strengte sich grimmig an. Band 05 (V.), Seite 113r
3100 1806 1 28 Nasskalt. Vormittag wie gestern. Mittags allein, nach Mittag begleitete ich Therese zum Optikus Hamberger. Hampel kam mit dem Fürsten von Eisenstadt, ich gab ihm einen Brief von Csekonics, den ich von Nancy erhielt, wo er gefangen ist, um ihn seiner Mutter zu geben, damit er einen Wechsel erhalte, weil ihm alles genommen wurde. Abends ins Burgtheater „Entzifferung“. Erst nach Mittag wurde wegen unvorhergesehener Hindernisse die „Uniform“ ab- und die „Entzifferung“ angesagt. Niemand wusste warum. Man vermutet eine politische Ursache, weil man die Oper jetzt als eine Satire auf unsere Armee ansehen kann, umso mehr, weil letztens beim 1. Akt Groschen und Kreuzer auf die Bühne geworfen wurden, und am Ende gezischt wurde. Therese war nach Mittag den ersten Besuch bei Rohrweck und musste gleich den Abend bleiben. Ich kam auch hin, spielte mit ihm Billard und musste da soupieren. Wir unterhielten uns recht gut. Band 05 (V.), Seite 113r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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