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Anzeige von 3061 - 3065 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3061 1805 12 20 Kalt. Früh zur Terzaghi. Der Graf reiste ab. In die Theaterkanzlei, ins Haus zum Grafen. Die 13. besondere Beilage, worin uns Napoleon sagt, dass er wegen Aufhebung des Verbots, Lebensmittel nach Wien zu führen, einen Parlamentär nach Ungarn sende etc., erregt Bestürzung und die Vermutung, dass von Neuem das Blutvergießen beginnen wird. Dann zittere ich für unser Vaterland und alle. Therese quält heftiger Schnupfen, wir gingen nicht aus. Mittags allein, nach Mittag war ich zu Haus, bei Kielmann (?), suchte mir Papiere aus, ging zu Rottensteiner und Brandl und war abends im Kärntnertor-Theater „Heirat durch ein Wochenblatt“ und „Vologesus“. Ich plauderte hier und da und blieb nur der Compagnie wegen. Band 05 (V.), Seite 108r
3062 1805 12 21 Sehr kalt. Früh schrieb ich, ging dann herum. Im Burgtheater „Schwarzer Mann“ und „Seehafen“ (?), im Kärntnertor-Theater „Romeo“. Wegen der Loge begab ich mich ins Kassa-Bureau. Pfersmann klagte mir, dass sich Studenten Pulver und Blei kauften und zu Ehz. Carl entflohen. Sein Sohn ist auch dabei. Nach Tische kam Mayer, dem ich das von Kielmann (?) gekaufte Papier zum Zuschneiden übergab, später Wilhelm. Ich schrieb Kárner zum Namenstag, gab den Brief zum Portier und plauderte dann herum. Abends ins Burgtheater. Therese war zu Hause, ich hatte mit ihr wegen der Richart Geburtstag einen kleinen Zwist. Heute hielt Napoleon Revue von einem Teil seiner Truppen bei Breitensee, nicht weit von der Schmelz. Rudolph] Graf von Wrbna schickte Herrn von Zeiller (?) an Se. Majestät wegen freiem Verkehr der Lebensmittel. Band 05 (V.), Seite 108r
3063 1805 12 22 Neblig. Sozietätskonzert. Sie fielen mittelmäßig aus, die Laucher und Müller gefielen nicht. Dem Apotheker Kridl und Lang schenkten wir die Billetts für heute und morgen. Früh schrieb ich, beim Ausgehen passte meiner Kutschersfeld, der mich anbettelte. Ich ging eine Weile in Compagnie herum, hörte, dass der Kongress von Abgeordneten zur Abschließung des Friedens von Brünn nach Preßburg verlegt, Hz. von Talleyrand, der vor 2 Tagen von Brünn ankam, gestern morgens 8 h nach Preßburg abgereist sei. Heute hält Napoleon nach dem feierlichen Kirchendienst wieder Revue. Therese und ich speisten heute bei Brandl. Nach Mittag machten er und ich eine Tour in die Leopoldstadt, zum Prater, sahen beim Hugelmannn die von der Revue zurückkehrenden Truppen passieren, die alle in der Leopoldstadt einquartiert sind. Abends holte ich Therese beim Brandl ab, ging mit ihr und Kerndl (?) zu Marcelli (?), blieb bis ½ 8 h, dann nach Haus. Therese und Goldmann zupften Fasern. Band 05 (V.), Seite 108r
3064 1805 12 23 Nebel, dann heiter, aber sehr kotig. Große Kavallerie-Revue auf der Schmelz. Früh bei Cavriani um das Geld – 1600 fl. – zur Zahlung des halben Zins, zu Rohrweck und Brandl, die ich zur Revue abholen wollte, aber nicht erwarten konnte. Um 12 h ging ich allein aus der Stadt, beim Burgtor kam ich mit Fritsch und seinem Bruder zusammen. Wir machten also den Weg mit doppeltem Schritt nach Schönbrunn, postierten uns auf der Brükke vis-à-vis von Roose, Eigensatz und Escherich. Um ½ 2 h kam Napoleon in kleinem Trapp (?) geritten, vor ihm Adjutanten. Er ritt auf einem alten weißen Schimmel allein, in einer glatten, dunkelgrünen Uniform, mit Rabatten, gelben Knöpfen und Epauletten, dem Stern der Ehrenlegion, weißen Beinkleidern und Weste, einem kleinen dreieckigen glatten Hut, darauf eine ganz kleine Kokarde. Hat schwarze, kurz geschnittene Haare, hat nach meiner Beurteilung, doch nur auf den ersten Anblick, eine gemeine, doch weiche italienische Physiognomie, etwas tief liegende, fixierende Augen, schwarzgelben Teint. Bei näherer Betrachtung erkennt man in seinem Gesichte eine gewisse, große Ruhe, die so selten ist, Ernst mit Milde, die Herzen an sich zieht. Man ist für ihn unwillkürlich gleich eingenommen. Er ist mittelmäßig groß, leibig und scheint eine gesunde Konstitution zu haben. Er grüßte das Publikum zur Rechten und Linken sehr freundlich, doch ohne den Hut zu rücken. Ihm folgten mehrere Marschälle, Generäle, sein Mameluck Rustan, seine Hofsuite und 20 bis 30 Garden. Von da verfügten wir uns auf die Felder zur Revue selbst. Ich lernte durch Fritsch den Advokaten Zizius (?) kennen. Ersterer begab sich in die Stadt, ich blieb mit letzterem und traf noch Hornung, wohnten der ganzen Revue bei. Trafen die Mannschaft abgesessen, jedem bei seinem Pferd stehend. Napoleon stieg auch vom Pferde, ging die Reihen auf und ab, sprach mit mehreren Gemeinen und ließ dann manövrieren. Prinz Murat kommandierte selbst. Es waren 6 Regimenter Kürassiere und Dragoner, ungefähr 10.000 Mann mit ihrer Artillerie und Bagage versehen. Das Kommandieren, das Sprengen der Adjutanten, ihre Schwenkungen, Retiraden, alles machte den anschaulichsten Begriff von einer Attacke. Zum Schluss ließ er alles in kurzem Galopp vor sich defilieren. Um 5 h kamen wie ganz abgemattet nach Haus, ich fand Baumann, Forte (?) und Goldmann. Ich ging noch eine Weile aus, war aber um ½ 8 h schon im Negligé. Band 05 (V.), Seite 108r
3065 1805 12 24 Undurchdringlicher Nebel, es wird gar nicht Tag. Früh schrieb ich, ging zu Rohrweck. Heute gibt Braun im Redoutensaal die „Schöpfung". Es singen Neumann, Laucher und Weinmüller, die Preise sind 2 fl. 40 x, 2 fl. und 1 fl.. Mittags allein, Therese machte der Nitschner einen Besuch und nahm gleich für morgen einen Braten. Nach Mittag ging ich für den Grafen und mich den halbem Zins zahlen und erhielt einen Interimsschein. Cavriani, den ich im Banco bei Unterschreibung des Interimsscheines sprach, sagte, er besorge wieder Krieg. Abends zu Fritsch, Klimbke liegt im Katarrh, ich blieb bis ½ 9 h. Da waren Bartolotti (?), Fritsch' Bruder, Schulz (?), ein Freund vom Hofrat Seiller, und sehr gelehrter Mann, Kämmerer. Ich unterhielt mich gut und hörte, dass heute früh eine Deputation an den Kaiser ging, um von ihm einen Beitrag zur Kontribution zu erhalten. Es waren Fürst Trautmannsdorf, Minister Graf Zinzendorf, Graf Veterani, Abt Gaudenz von Klosterneuburg, Bürgermeister Wohlleben etc. Man bestimmt schon, dass die Sendung fruchtlos sein wird. Therese und ich waren ganz allein. Ich rangierte meine Papiere etc. Um ½ 11 h gingen wir erst ins Bett. Heute ist bei Napoleon Musik. Band 05 (V.), Seite 108v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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