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Anzeige von 2891 - 2895 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2891 1805 7 3 Wie gestern. Nach 6 h arbeitete ich schon wieder, Therese blieb liegen. Heute früh geht Weidmann zum Grafen; ich bin neugierig, ob er es erlaubt. Therese hat heute im Burgtheater wieder die „Gebesserte Eigensinnige“. Ich will an die Wien gehen, zum 1. Mal „Svetards Zaubertal“, Oper in 2 Akten von Schikaneder (sagt man), Musik von Fischer, große Spektakeloper. Statt Caché singt Dermer (?) Weidmann war richtig beim Grafen und er erlaubte es ihm. Mit Freuden kam er, um mich diese Kunde wissen zu lassen. Mittags allein, unterm Essen kam Kárner mit Hampel, eine angenehme Überraschung. Sie blieben eine Weile, plauderten von verschiedenen Sachen, morgen reist er wieder ab. Nach Mittag zum Grafen, später zum Högler, Büsser und Reimann, dann ins Theater an der Wien. Es war sehr voll, ich durchstrich die Stöcke, fand überall Compagnie, blieb aber im Parterre und plauderte meistens mit Zepharovich und Feiglfeld (?) Die Musik ist gut, das Buch sehr mittelmäßig, die Dekorationen von Gail und Sacchetti hübsch, aber die Maschinerie ging schlecht. Zepharovich und ich riefen den Fischer heraus, und stimmten das Publikum so, dass Schmidtmann (?) beim Annonçieren schweigen und Fischer erscheinen musste. Band 05 (V.), Seite 75v
2892 1805 7 4 Am Vormittag heiter, nach Mittag trübe. Früh besuchte ich Kárner, der heute wieder abreist, dann zum Grafen. Um 12 h machte ich dem Zepharovich im Alten Hause eine letzte Visite. Therese machte der kranken Polly einen Besuch. Bei Tische gab’s wieder einen Eifersuchtsanfall. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause und schloss meine Rechnung ab. Abends ins Burgtheater „Crequi“, Therese sang, dann ins Kärntnertor-Theater „Tiroler“und „La muta per amore“. Bei Therese saß ich im Camerin bis 9 h, plauderte mit Eigensatz, Laucher, dann auch Rösner. Die Menner klagte wegen Quartier, Therese trug ihr unser Zimmer an. Von da ins Kärntnertor-Theater, wo ich mit Hornung plauderte. Schlenderte eine Weile herum, und nach Haus. Band 05 (V.), Seite 76r
2893 1805 7 5 Am Vormittag fuhr ich mit Emmerich Festetics nach Gumpendorf zum Büsser, dann mit ihm in die Daunische Wohnung und in den Hartenbergischen (?) Garten. Herzlich wünschte mir Therese zum 35. Geburtstag den besten Wunsch. Wir schwätzten traulich zusammen und freuten uns unseres gegenseitigen Besitzes. Zusammen frühstückten wir Kaffee. Gewöhnlicher Vormittag. Mittags waren Neumann, Frau und die kleine Resi unsere Gäste. Nach Mittag fuhr ich mit Emmerich Festetics nach Gumpendorf zum Büsser, Polly besuchte ich und fand sie im Fieber. Das für mich bestimmte Gilet und Brieftasche machte sie nicht fertig. Ich blieb bei ihr bis 9 h, und kam um ½ 8 h, weil ich mit Emmerich Festetics und Högler in die Daunische Wohnung und in den Hartenbergischen (?) Garten fuhr. Heute musste Therese im Burgtheater in „Capricciosa“ singen. Ich ging eine Weile herum und holte Therese von der Oper ab, um sie zum Bürgerspital auf Gefrorenes zu führen. Um ½ 11 h zu Haus, ich hatte heftiges Kopfweh. Band 05 (V.), Seite 76r
2894 1805 7 6 Ein schöner Tag. Gewöhnlicher Vormittag. Therese wurde gebeten, am künftigen Donnerstag, als Geburtstag des Herzogs Albrecht bei dem Hochamt zur Einweihung des Brunnens am Schottenfeld zu singen. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, schrieb an Keglevich. Gegen Abend ging ich mit Therese ins Brünnlbad baden, dann mit den Neumannischen zu den 3 Röseln ins Bierhaus im Garten soupieren. Nach 9 h nach Haus, es war ein schöner Abend. Heute schickte Reimann den Schlafsessel. Band 05 (V.), Seite 76r
2895 1805 7 7 Den ganzen Tag abwechselnd Regen, fatales Wetter; der arme Stuwer ! Zum 4. Mal wurde heute sein Feuerwerk vereitelt, der Mann wird zum Bettler. Am Vormittag zum Grafen, dann zur Sitzung, die heute ohne Verdruss vor sich ging. Rühls Tod am 25. Juni wurde bekannt gemacht. Mittags speiste ich beim Brandl, nach Mittag nach Haus und arbeitete. Therese speiste allein, nach Tische kam die Goldmann, Winkler. Therese und ich machten eine Promenade auf die Glacis, dann ins Kärntnertor-Theater. Seit dem Abgang der Saal zum 1. Mal „Tage der Gefahr“, Babette Rothe – Fier –debütiert als Constanze. Ich bin voll Erwartung, wie sie gefällt. Ich stieg auf allen Plätzen herum. Im Parterre plauderte ich mit Menner, Weidmann Franzl, im 3. Stock mit der Weidmann, Perger (?) und Anhang, beim 3. Akt war ich auf dem Theater. Die Fier gefiel, wurde vorgerufen und dankte mit Verbeugungen. Im 4. Stock sagte mir schon Rauecker, er sei von Baden gekommen und habe einer der Florian-Kirche vis-à-vis des Gartens, den ehemals die Willmann bewohnte, den Pfauen-Bäcken stürmen und plündern gesehen. Noch daure die Revolte fort, entflamme sich immer mehr. Es rückten mehrere Kompanien Grenadiere aus; das Volk empfing sie mit einem Steinregen. Darauf fingen die Grenadiere zu feuern und mit dem Bajonette zu operieren an. Der Major stürzte von Steinwürfen samt dem Pferde. Viele wurden teils leicht, teils schwer verwundet. Aschkan erhielt mit einem Musketenkolben einen Schlag auf den Kopf und mit dem Bajonette einen Stich in den Arm, aber zum Glück nur in die Haut. Nach der Oper um ½ 10 h gingen Dolleschel und ich hinaus, um die Folgen dieser Bäcker-Stürmung zu sehen. Es war ruhiger, aber alle 100 Schritte eine Abteilung und wieder eine Kavallerie. Bald da, bald dort Lärmen; wir kamen endlich zu des Pfauen-Bäcken Haus. Der Laden, alle Zimmer sind ganz ausgeplündert, nicht ein Laden ist ganz. Mit den Schranken vor dem Haus zersprengten die Revoltierer die eisernen Gitter und zerschmetterten Haustor und Gewölbetür. Alles im Quartier raubten und ruinierten sie, es war kein Kasten, kein Tisch, Sessel, Mehltruchen, Stelle etc.zu sehen. Ich sah einen Verwundeten führen und 3 beim Wundarzt liegen. Die Ursache des Aufruhrs war, weil die Bäckin, da sie noch Brot hatte, einem Handwerksburschen einen Groschenlaib versagte. Schon um 5 h fing der Lärm an und dauerte bis die ganze Nacht durch. Um 11 h gingen wir in die Stadt. Wenn so etwas im Lerchenfeld, Wiesen (?) etc. entstünde, die Wirkung würde schrecklicher sein. Der Hof ist in Baden; die Nachricht mag ihm nicht angenehm sein. Band 05 (V.), Seite 76r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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