Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 2886 - 2890 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2886 1805 6 28 Regen, nach Mittag windig. Wie gestern. Mittags wieder im Matschakerhof, wozu ich auch Vadász engagierte. Therese speiste allein, nach Tische fuhr sie zur Mess-Probe nach Nussdorf. An der Wien wurde die Zauberoper „Svetards Zaubertal“ von Schikaneder, Musik von Fischer, wegen Halsentzündung des Caché abgesagt. Nach Mittag kam ich mit Korntheuer zusammen, der mir die Hiobspost sagte, dass alle vom Hoftheater die Klassensteuer zahlen müssen. Es ist doch traurig, mit aller Plage, Anstrengung und Wirtschaft kaum auskommen zu können. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Gleiches mit Gleichem“. Sehr leer, außer Polly fand ich keine Compagnie. Ging auf’s Theater, schlich herum und so passierte der Abend. Band 05 (V.), Seite 74v
2887 1805 6 29 Petri und Pauli. Ein schöner Tag. Therese fuhr früh nach Nussdorf. Ich konnte nicht mit und musste wieder in die Arbeit, was mich noch wegen Therese kränkte. Sie hatte einen Besuch von Mad. Bak (?), geschickt von Koch, weswegen sie mit Haas sprach. Im Burgtheater sind heute zum 1. Mal „Die Verleumder“, Schauspiel in 5 Akten von Kotzebue, im Kärntnertor-Theater „Kleiner Matrose“, Oper in 1 Akt, Musik von Gaveaux, gespielt von der Eigensatz, dann Pas de deux von DeCaro. Missmutig arbeitete ich fort, weil kein Dank, nicht einmal ein freundliches Wort mein Lohn wird. Es ist ein Unglück, schon der Gedanke, dienen zu müssen. Mittags speiste ich bei Brandl, da waren auch Grünwald und Arzt, mit letzterem spielte ich nach Mittag Billard. Abends ins Burgtheater, es war voll. Ich suchte Compagnie, fand nichts Passendes. Es dauerte bis nach 10 h, nach dem 4. Akt, der nicht zum Erwarten lang ist, gingen schon viele. Das Stück macht kein Glück. Es ist zu sehr beschnitten und viele Szenen erwecken Grausen. Therese kam um ½ 8 h nach Haus. Die Messe ging gut, sie speiste beim Baron Spielmann (?) in Döbling, blieb auch da nach Mittag und unterhielt sich mit der Familie teil im Garten, teils in den Zimmern. Eine Zeitlang war sie auch beim Maurer. Nach Mittag regnete es wieder und so jeden Sommer seit einigen Jahren. Ohne frohe Aussicht, eine gesegnete Ernte verstreichen zu sehen, macht bei der immer zunehmenden Teuerung jeden Hauswirt ernst und düster. Band 05 (V.), Seite 74v
2888 1805 6 30 Am Vormittag heiter, abends Regen. Ich arbeitete vor Mittag. Wokurka war bei mir, ich bei ihm, wir verabredeten wegen Porzellan. Mittags Polly unser Gast, nach Mittag gingen Therese und ich auf die Glacis zum Neuen Tor hinaus, zum Kärntner Tor herein. Wir nahmen im Bürgerspital Gefrorenes und gingen ins Burgtheater, zum 2. Male „Kleiner Matrose“, dann Terzett von DeCaro. Sehr leer, ich ging ins Parterre, fand wenig Compagnie, die Collet, Giftschütz und Richart. Ich plauderte hin und her, ging zur Kasse, da kam Therese voll Eifersucht ins Parterre, lief herum und nach Hause. Ich sah das, konnte nicht begreifen, was sie dazu bewog, so gegen alle Vernunft Spektakel zu machen, und folgte ihr. Dass sie die Richart im Theater und mich bei ihr stehen sah, dies war alles. Mich kränkte dies ebenfalls tief, ging nochmals ins Theater, plauderte herum und endlich voll Missmut nach Haus. Therese lag schon, war etwas ruhiger und nach und nach gelang es mir, sie wieder zur Vernunft zu bringen. Vermaledeite Eifersucht; ich fühle mich so schwach, so umgestimmt, dass mir jeder Mensch lästig ist. Band 05 (V.), Seite 74v
2889 1805 7 1 Abwechselnd Regen. Therese ist noch immer so schwärmerisch. Ich ging zu meiner Robot, die wohl die ganze Woche dauern mag. Ich fühle mich so schwach und muss immer angestrengt arbeiten. Mittags mit Therese allein, nach Mittag wieder zum Grafen, um 7 h ins Leopoldstädter Theater, zum 1. Mal „Harlekins Entstehung“, Pantomime in 2 Akten von Kees, Musik von Haibel. Ich traf da die Nitschnerischen, so war ich von Langeweile geschützt. Viel Spektakel, aber ohne Zweck, ohne Veranlassung. Am meisten missfiel mir der Zaubertanz mit dem Militär, sie gefiel nicht. Therese ist ruhiger, sie sang im Burgtheater in „Maria von Montalban“. Nach 10 h erst kam ich nach Haus. Band 05 (V.), Seite 75v
2890 1805 7 2 Veränderlich. Nach 6 h schon setzte ich mich zur Arbeit. Therese lag bis 8 h. Sie sagte mir, Weidmann quäle mich, am 12. mit ihm die Reise nach Brünn zu machen, sie war auch schon da. Er bitte mich um alles, ihm diese Freundschaft nicht abzuschlagen und ihn zu besuchen, um davon zu reden; er will mich selbst beim Grafen ausbitten. Therese singt heute im Kärntnertor-Theater „Capricciosa“ etc., und die Grünberg singt die Mad. Friedheim (?) in den „Wandernden Komödianten“ im Burgtheater; das bin ich neugierig zu sehen. Mittags zu Hause mit Therese und Turnau. Wir schwätzten von Weidmanns heutiger Rolle als „Bettelstudent“ an der Wien, vorher „Pächter Robert“. Ich werde fast hinauskommen, wenn ich es nur einleiten kann. Nach Tische zu Weidmann, um mit ihm also wegen Brünn zu reden. Ich schrieb der Grünberg und trug ihr zur heutigen Rolle verschiedene Kleinigkeiten an. Sie kam darauf selbst und suchte sich manches aus. Nach Mittag ging Therese zur Gulyás, ich zu Weidmann, ich musste es ihm versprechen, mit ihm zu reisen, wenn es der Graf erlaubt. Beim Grafen arbeitete ich bis ½ 8 h, dann entschloss ich mich, an die Wien zu gehen. Es war kein volles Haus, ich ging herum, fand wenig Compagnie. Im 2. Stock fand ich Michel, Hauser (?) und Czermak, im 3. Sturioni, Marsano. Am Ende des Stückes hielt er eine Anrede, sagte nichts Neues, als dass er eine Antike von einem Bettelstudent sei, dass die Zeiten hart sind, und dass man sie nicht weich sieden kann etc. Nach dem Theater komportierten Therese und ich noch den 6 Bogen langen Bericht und kamen erst um ¾ auf 12 h ins Bett. Band 05 (V.), Seite 75v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b