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Anzeige von 2901 - 2905 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2901 1805 7 13 Gewöhnlicher Vormittag. Mittags allein. Nach Tische schrieb ich der Csekonics und schickte ihr das gefärbte Tuch, dann an Krieghammer einen langen Brief, besonders aber die Beweggründe, warum Weidmann die Brünner Reise aufgibt. Ich fügte bei, wenn Mayer an Weidmann sehr viel gelegen sei, so soll er ihm einen Wagen schicken und durch Moreau abholen lassen. Ich bin begierig, was geschieht. Bei Therese war die Goldmann. Abends im Burgtheater „Uniform“. Vorher kam die Polly, die ich immer im Glauben lasse, dass ich nach Brünn reise. Ich suchte Compagnie, um in der mir langweiligen Szene herumzuschlendern, und machte auch auf dem Theater einen Besuch. Band 05 (V.), Seite 77v
2902 1805 7 14 Trübe. Am Vormittag beim Grafen, dann Promenade. Mittags mit Therese zu Haus. Sie hat im Kärntnertor-Theater „Capricciosa“ zu singen. Im Burgtheater „Savoyarden“ und „Tiroler“. Von Paris kam die Tänzerin Coralli mit ihrem Manne an, und von Stockholm ist der vortreffliche Tänzer Taglioni verschrieben, der auch Ballette komponiert. Die Bertinotti macht sich krank und verschiebt ihr Debüt in der „Zayre“, vermutlich bis zur Zurückkunft des Braun, weil sie von der Kabale des Corps der Bullaner ganz unbändige Furcht hat. Nach Mittag kam die Gabrieli und Goldmann, beide gingen mit Therese ins Theater, ich aber um 5 h in den Prater. Dort war die ganze beau monde versammelt. Ich traf gleich Eckhart und ... ? [Namen nicht eingesetzt], den ich kaum kannte. Wir machten bis gegen 8 h die Tour auf und ab, sahen viele Bekannte. Ich sprach auch Woller, weil ihr Tyrann einen Augenblick abwesend war. Später in Compagnie des ausgetretenen Hauptmanns ... [...? Namen nicht eingesetzt] ins Blumenstöckl soupieren. Ich hatte wenig Appetit und war um 10 h zu Haus, machte aber noch mit Therese eine kleine Promenade. Band 05 (V.), Seite 78r
2903 1805 7 15 Trüb, etwas Regen. Am Vormittag beim Grafen, mit Preissler (?) einige Sachen gekauft und mit ihr die Bronze-Statue und das Pferd vom Joseph II. gesehen. Mittags war Polly unser Gast. Von Richart erhielt ich die vorgemerkten Obligationen. Nach Mittag arbeitete ich, später mit Preissler verschiedenes kaufen. Therese sang im Burgtheater „Crequi“, wohin ich mit Preissler ging. Goldmann und mein Bruder besuchten uns, meine Mutter schrieb Therese und schickte Weichseln und Kirschen. Die Besorgnisse wegen ausbrechender Unruhen geben zu allerhand Anstalten und Verboten Anlass, z. B. ist die ganze Holzgestätte mit Militär besetzt, man sagt man wollte sie anzünden. Bei den Toren werden die Brücken zum Aufziehen gerüstet, die Tore selbst erhalten kleine Fenster mit starken eisernen Gittern und kleine eingeschnittene Türen, durch welche nur einzelne Menschen eingehen können. Die Kirchtage mit Musik zu feiern sind verboten, der gestrige Margarethen-Kirchtag ging schon verloren. Militär, Patrouillen, Runden (?) sind auf allen Plätzen und Straßen zu sehen. Der Hof bleibt immer in Baden und war seit den Bäcken-Stürmen nicht in der Residenz. Immer werden als Unruhige noch eingeführt. An verschiedenen Orten soll man Pechkränze und andere brennbare Materialien gefunden haben. Noch ist das Brot schlecht und hat selten das Satzungs-Gewicht. Vor dem Theater schwätzte ich mit Sonnleithner, Neumann und Pfersmann. Im 2. Akt ließ ich ins Camerin für Therese, Goldmann und Menner Gefrorenes hoen, dann ins Parterre. Traf Wisenfeld, in Compagnie weg, dann ins Bierhaus soupieren. Band 05 (V.), Seite 78r
2904 1805 7 16 Wie gestern. Mit Preissler (?) ging ich herum. Therese hatte die 1. Probe von „Pamela nubile“. Nach Tische gleich zum Grafen und mit Anstrengung wieder zur Arbeit. Abends ins Kärntnertor-Theater „Maria von Montalban“; ich freute mich, Therese wieder mit voller Stimme zu hören, sie sang auch meisterhaft und wurde wütend applaudiert. Ich unterhielt mich auf dem Theater mit Therese, meistens aber im Parterre mit Hensler. Der Kaiser kam mit starker Bedeckung von Baden an. Band 05 (V.), Seite 78r
2905 1805 7 17 Kalt wie im November, stürmisch. Von 6 h früh bis abends nach 8 h beim Grafen in angestrengter Arbeit. Mittags mit Balassa, der mir viel Verdruss macht, beim Villar, wir plauderten von General Lindenau, dann wieder zur Arbeit. Weidmann Franzl kam mit der wiederholten und bestimmten Nachricht, dass Freitag bestimmt nach Brünn gefahren wird, zeigte mir Mayers Brief, dass er mich auch erwarte, und auch die Annonçe wegen Weidmann in der Brünner Zeitung. Die Wiederkomm (?) von Eisenstadt quälte mich wegen ihrem Sohn, der bei dem Bäckensturm am Freitag eingefangen wurde; ich war wegen seiner beim Giftschütz. Band 05 (V.), Seite 78r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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