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Anzeige von 2951 - 2955 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2951 1805 9 1 Veränderlich. Früh zum Grafen, dann in Gottes Namen zur Institutssitzung. Mayer kündigte an, dass er pensioniert sei, ausziehe und Ernst an seine Stelle komme. Bei diesem können die Sitzungen nicht sein, weil er 5 Kinder habe, künftig werden sie also bei Csermak sein. Ich schlug vor, der Gräfin Casimir Esterházy ein Promemoria zu schicken und sie zu bitten, für ihre Beamten einzulegen, welches auch geschah. Nachher gingen wir in Compagnie zu den Piaristen in der Josephstadt, wo heute die Brunnenweihe war. Der Brunn hat die Inschrift „Aqua Christiana Albertina 1805". Von da auf den Kohlmarkt, Graben, suchte Gesellschaft zum Speisen, fand aber keine. Ich aß also allein unter Fremden in der Mehlgrube, sah nachher den verzierten und parkettierten Saal an und ging um 3 h nach Haus. Ich war ganz allein, Therese speiste bei der Gulyás. Ich arbeitete, ruhte, denn mein Kopf und meine Füße, welche stark geschwollen sind, schmerzen mich heftig. Therese kam um 4 h nach Haus, auch Goldmann. Wir schliefen, plauderten. Abends bestimmte ich ins Theater an der Wien zu gehen, um „Vestas Feuer“, mit Musik von Weigl zu sehen. Ich sah um Compagnie, ohne der ich überall Langeweile habe, mich nichts amüsiert. Im Theater fand ich Compagnie, mit der ich äußerst unzufrieden war. Ich war sehr verdrießlich, plauderte auch mit Filath (?). Die Oper langweilte mich, nur die schöne Musik war einige Entschädigung. Zum Überfluss regnete es beim Herausgehen stark. Band 05 (V.), Seite 86r
2952 1805 9 2 Kalt, trüb. Am Vormittag beim Grafen, dann zu Polly, die nicht zu Hause war. Mittags mit Therese allein. Nach Mittag schrieb ich an Kárner wegen der Reise nach Eisenstadt und Weidmann. Neumann und Salieri waren da, abends ins Kärntnertor-Theater „Tage der Gefahr“ mit einem halben neuen Quintett, Weinmüller als Hauptmann. Volles Haus, ich war anfangs im Parterre, plauderte mit Klimbke, Maurer, Kölbinger, sah Richart, sprach sie aber nicht. Dann in den 3., 4. Stock, beim 3. Akt auf’s Theater, wo ich blieb. Cherubini war auf dem Zettel, er blieb in Schönau und erschien nicht. Anfangs fand man keinen Kapellmeister. Erst um ¼ auf 8 h wurde angefangen, und da wurde Umlauf erst nach der Symphonie gefunden. Die Oper gewann wenig und Weinmüller trug den Hauptmann nicht besser als Hornung vor. Band 05 (V.), Seite 86r
2953 1805 9 3 Trüb und kalt. Am Vormittag beim Grafen, in der Theaterkasse, strich auf dem Kohlmarkt und Graben herum. Plauderte mit Frankstein, traf Hampel, der von Eisenstadt kam, dann zum Speisen. Nach Mittag arbeitete ich, Hampel besuchte mich. Therese ging zu Großbauer und war den Abend bei der Gulyás. Ich machte mit Hampel mehrere Kommissionen, war im Münzhaus wegen Talern etc. Abends mit Stessel ins Theater an der Wien „Zauberflöte“, Menner als Königin der Nacht, ist nicht auf ihrem Platz. Im Parterre wenig Bekannte, im 2. Stock plauderte ich mit Braunfels. Ich begleitete Stessel nach Haus. Beim Taroni traf ich Hauptmann Till, mit diesem schwätzte ich ein Viertelstündchen, dann nach Haus. Heute war bei Therese der Richart Empfehlung, die arme Frau mit ihrer Tochter. Sie gab ihr so viel Trost als sie vermochte. Band 05 (V.), Seite 86r
2954 1805 9 4 Ein schöner, heiterer Tag. Früh um 6 h kam schon Hampel von Eisenstadt mit einem Brief von Freund Kárner, worin er mich ersucht, den Weidmann zum Spielen des Fassbinders zu bereden. Hampel frühstückte mit mir, erzählte, dass er mit Ben (?) Im Kaffeehaus wegen der Schmidt Händel hatte, dass Ben auch mit Kárner grob war und dieser ihn vom Dienst suspendierte. Ich ging früh zur Illésházy, zum Grafen, wollte Therese zum Spazierenfahren abholen, traf aber niemanden zu Haus. Therese war eben bei der Rosalie gratulieren und brachte ihr zum Angebinde das Bast-Kleid. Ich nahm Schmid (?) und Baumann mit, fuhr zur Mariahilfer Linie, am Linien -Graben bis zur Alster-Gasse, dann in die Porzellanfabrik und zum Weidmann, der mir alles akkordierte. Zu Hause schrieb ich an Kárner, Therese traf ich, die es sehr übel nahm, dass ich sie bei ihrer Mutter nicht abholte. Gab den Brief zum Portier und ging mit Stessel in den Augarten speisen. Wir unterhielten uns recht gut. Nach Mittag führte er mich zur Hernalser Linie, da warteten wir, bis Therese und Goldmann gefahren kamen, nahmen von Stessel Abschied und gingen nach Hernals zur Rivolla. Sie empfing uns sehr freundschaftlich, es war nur eine alte Frau – Margareth – da. Sie führte uns in alle Zimmer, Ställe, Terassen, Garten. Alles gefiel mir in hohem Grade. Um 7 h kam der Herr, mit dem plauderten wir bis ½ 9 h, die Margareth trieb schon immer, in die Stadt zu gehen. Wir schieden mit vielen lieben Einladungen beladen, und in voller Zufriedenheit über die angenehme Unterhaltung. Goldmann schlief bei uns. Band 05 (V.), Seite 86r
2955 1805 9 5 Früh starker Nebel, nach Mittag heiter. Therese hatte Probe von einem neuen Finale in der „Uniform“, wo das Schießen wegbleibt. In der Br[äuner ?]straße begenete ich Richart. Ich in die Theaterkasse, sah eben Treitschke mit seiner Braut, Madlene, der Mutter DeCaro und Narducci aus dem Augustinerkloster gehen. Therese sagte er, am 15. sei seine Verlobung. Ich war beim Grafen, Stessel, mittags mit Therese allein. Nach Mittag arbeitete ich, dann zu Wallishauser, der mich bat, Komödienbücher an Kárner zu schicken. Abends ins Kärntnertor-Theater; seit Nouseuls Tode zum ersten Male „Die Rückerinnerung“, die Rivolla anstatt Nouseul die Warden (?) Mich unterhielt das Stück, Brockmann spielte sehr hübsch, auch Lange, mit Rivolla war alles zufrieden. Ich fand Compagnie, plauderte mit Rohrweck, Caché, dann nach Haus. Therese sang im Burgtheater „Gebesserte Eigensinnige“, ich aß mit ihr noch Gefrorenes. Band 05 (V.), Seite 86v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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