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Anzeige von 2991 - 2995 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2991 1805 10 11 Den ganzen Tag Regen. Bis nach 1 h war ich beim Grafen. Mittags allein, Goldmann leistete uns Gesellschaft. Die Kälte und Nässe verursachen mir Katarrh, ich muss sehr fürchten, übler zu werden. Rösner kam, Goldmann und mein Bruder, wir tranken zusammen Tee. Ich arbeitete, Therese blieb zu Haus, abends ging ich in beide Theater, im Burgtheater „Hausfreunde“, im Kärntnertor-Theater „Giulio Sabino“, mit neuer Arie vom Jos[eph] Weigl, die kein Glück machte. Ich unterhielt mich schlecht. Nach dem Theater aßen Therese, Goldmann und ich zusammen, hatten unseren Spaß wegen der Reiter, die vom Lebzelter zum Namenstag anreiten werden. So verstrich eine Stunde, nach 10 h ins Bett. Band 05 (V.), Seite 91r
2992 1805 10 12 Kalt, der erste Schnee, sonst abwechselnd Regen. Ungesundes Wetter. Früh zum Grafen, wo ich bis 1 h blieb, nur war ich in der Theaterkanzlei, wo ich mit Haim wegen seinem Schwager sprach. Therese hatte heute 3 Proben, von „Podestà“, „Caliph“ und „Wandernde Komödianten“. Mittags leistete uns Goldmann Gesellschaft. Sie persuadierten mich dringend, den Lebzelten-Reiter morgen früh anreiten zu lassen, weil Therese Montag früh nach Laxenburg fährt und da 2 Tage bleibt. Nach Mittag ging Therese zur Polly, und brachte ihr für die erhaltenen, sehr schön gestickten weißen Gilets ein geschmackvoll vergoldetes Schreibzeug von Porzellan, samt Feder, Siegelwachs und Bleistift. Sie war darüber sehr vergnügt, dankte verbindlichst. Therese fand bei ihr ein Mädchen in Farben sticken. Ich arbeitete nach Mittag, besorgte einige Geschäfte und ging abends ins Burgtheater „Entführung“, dann ins Kärntnertor-Theater „Wandernde Komödianten“ mit Havermehl und „Tiroler Jahrmarkt“. Ich wünschte recht gern nach Laxenburg zu kommen, Therese ging zu Weidmann, um mit ihm darüber zu reden, kam aber ohne Hoffnung zurück. Er schimpfte über die Bedienung in Laxenburg und nimmt nicht einmal seinen Franzl mit. Therese sang heute vortrefflich. Das Duett machte von Neuem Furore, dies freute mich. Sonst hatte ich Langeweile, obwohl ich beim Ballett auf dem Theater war. Zu Haus versicherte ich Therese, dass morgen das Husarl anrücken muss. Heute erließ Napoleon an die große Armee eine Proklamation (die am 28. Dezember, dem Tag der scheidenden Kundmachung zu lesen ist). Band 05 (V.), Seite 91v
2993 1805 10 13 Trübe. Weil Therese schon nach Laxenburg fährt, so gab ich ihr heute um ¼ 7 h ihr Angebinde, wozu ich die Goldmann rufte, die mit uns frühstückte. Die Schlange mit dem Armband, der Pfeil und die Medaille, alles samt Knittelversen in einem Ridikül, freuten sie, sie dankte herzlichst. Ich musste früh zum Grafen, wo ich bis 12 h war. Im Nachhause gehen auf dem Graben hörte ich von Till, die Richart sei aus Quartier und Gewölb schon ausgezogen. Dies frappierte mich, weil ich nicht glauben kann, dass die Auszahlung ohne Vormerkungs-Zurückgabe vor sich geht. Therese hatte schon mehrere Namenstagsgratulationen und gab ihrer Schwester 100 fl, die ich für die Gulyás bestimmte; dies verdross mich. Mittags mit Goldmann allein. Ich bin von Schnupfen und Katarrh gequält, aß wenig und bin sehr übel gestimmt. Therese brachte mir die Nachricht, dass ich Dienstag mit Nitschner nach Laxenburg fahren soll, welches ich auch annahm. Nach Mittag las ich, schrieb, Kren mit Frau und Jakoberl kamen, die Salierischen, Luxenberg etc. Therese sang im Burgtheater „Caliph“, dann die „Tanzlust“ von Taglioni. Dahin ging ich anfangs, dann ins Kärntnertor-Theater „Friedrich von Òsterreich“. Therese hat noch nach der Oper bei Weigl Probe von „Orpheus“. Im Kärntnertor-Theater traf ich Wuschik und Ritzin, mit der ich vom Verkauf des Gewölbes sprach, im Burgtheater Richart, sie war krank, hustete sehr. Durch Sonnleithner ließ sie mich bitten, morgen nach Mittag zu ihr zu kommen um die 600 fl. zu empfangen. Therese rangierte noch ihre Kleider und studierte eine neue Kantate auf Laxenburg. Band 05 (V.), Seite 91v
2994 1805 10 14 Heiter. Nach 6 h fuhr Therese schon mit Weidmann, Rosel und Sepherl nach Baden (?), stiegen im Blauen Haus ab, probierten den ganzen Tag, aßen schlecht. Nach Mittag ging Therese im Garten spazieren und abends ohne Souper schlafen. Ich war den ganzen Vormittag beim Grafen, der nicht nach Preßburg geht, in der Porzellanfabrik und bei Liederskron. Mittags aß ich vom Bierhaus mit Wilhelm Neumann, nach Mittag kamen eine Menge Visiten um zu gratulieren. Ich arbeitete, dann machte ich in Compagnie eine Exkursion, war auch bei Sonnleithner, wo ich von Richart die 600 fl. erhielt. Abends ins Kärntnertor-Theater „Zwei Posten“, Therese Neumann tanzte das Solo aus „Aline“. Sehr leer, doch fand ich Compagnie und unterhielt mich. Nach dem Theater gleich ins Bett und las Bemerkungen über das Betragen Bonapartes und Darstellungen des bayrischen Verhältnisses mit Österreich. Ich schlief bald ein und ruhte. Band 05 (V.), Seite 91v
2995 1805 10 15 Theresien-Feier. Am Tage hübsch, abends Regen. Früh zum Grafen, um 10 h mit der Nitschner Mutter und Tochter nach Laxenburg. Therese fand ich zu ihrem Vergnügen in ihrem Zimmer, wir freuten uns des Wiedersehens, trennten uns aber gleich. Therese hatte Probe und ich ging mit meiner Gesellschaft die Illumination, den Apollo-Tempel, die Höhle, den Vorsaal zu sehen, blieben eine Weile in der Ballett-Probe, gingen dann zum Traiteur speisen. Nach Mittag blieb ich allein, kam in den Tempel, sah in dem Vorsaale die Hofsuite speisen, ging mit Therese nach der ersten Kantate in die Höhle, hörte da die 2. und die 12. Sessel (?)-Harmonie, sah in der Höhle Weinmüller als Vulcan mit 2 Cyklopen Kohlen schmieden, welche die Herrschaften nahmen, dann zerschlagen und die Nummern herausgenommen wurden; die Kaiserin zog No. 26. Nachher holte Orpheus seine Eurydice aus der Hölle, begleitet von Furien. Bald darauf begann die Oper „Orpheus und Eurydice“ travestiert, „Die Mühle in Oberösterreich“, nach dem „Bettelstudent“, Divertissement in 3 Akten. Unterhielt mich wenig; das Ballett war nicht wohl einstudiert, die Dekorationen alt und gingen schlecht zusammen, die Feuersbrunst war ohne alle Wirkung. Therese war gut bei Stimme, hatte den ganzen Tag nichts zu essen und speiste erst nach dem Theater. Die Illumination war hübsch, doch verdarb der Regen etwas. Riedl rufte „Vivat M T - F S“, da wurde Tusch geblasen, Kanonen abgefeuert und Raketen stiegen. Ich fuhr mit meiner Gesellschaft um 9 h nach Haus. Aus Gutmütigkeit und weil sie sich auf den Kutscher nicht verlassen wollten, setzte ich mich zu ihm hinaus und ließ mich 2 Stunden anregnen. Therese kam erst um ½ 1 h, ich lag schon. Band 05 (V.), Seite 92r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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