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Anzeige von 2976 - 2980 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2976 1805 9 26 Heftiger Regen den ganzen Tag. Der Vormittag wie gestern. Mittags war Patsch unser Gast. Nach Mittag schrieb ich an Kárner, Schmidt und meine Mutter, dann arbeitete ich. Abends blieb Therese zu Haus, ich ging ins Burgtheater, zum 3. Male „Giulio Sabino“, dann ins Kärntnertor-Theater „Victorine oder Wohltun trägt Zinsen“. Therese war bei Giáy, um die Gelegenheit für Hasenhut und Roose zu bestellen. Die Wien läuft sehr an, auch die Donau, und lassen Überschwemmung besorgen. Roose schickte die Landler-Haube für die Schmidt. Vor dem Theater soupierte ich im Michaeler Bierhaus und plauderte mit Schloissnigg. Im Burgtheater war ich meistens auf dem Theater, plauderte mit der Bertinotti, Sonnleithner etc. Im Kärntnertor-Theater war in der Loge Bernbrunn (?). Band 05 (V.), Seite 89r
2977 1805 9 27 Den ganzen Tag Regen. Austretung der Wien und Überschwemmung der Vorstädte und des Theaters. Hasenhut und die Roose konnten nicht nach Eisenstadt fahren, erstens weil Hasenhut in der „Frau aus Krems“ spielen muss und zweitens, weil wegen Überschwemmung bei Achau und Laxenburg niemand passieren kann. Große Konfusion. Roose wartete eine Stunde beim Theater und er war nirgends zu finden. Endlich kam er um ¼ 9 h zu mir, die Roose auch. Sie blieben da und wollen morgen reisen. Die Nanett der Fürstin ist auch da und kann nicht fort. Ich meldete dies im Hause. Giáy und ich verabredeten uns zum Theater an der Wien zu fahren und nahmen Therese mit, weil die es so sehr wünschte. Wir sahen das Theater und von da angefangen alle Häuser diesseits und jenseits der Wien im Wasser. Am Steg waren viele 100 Läden, Fässer und ganze Torstücke gehäuft, das Wasser warf ihre Wellen über den Steg, die Verwüstung ist schrecklich. In einigen Häusern fließt das Wasser zum Fenster ein und aus. Hasenhut retirierte sich zu mir und kleidete sich da um. Um 11 h fiel das Wasser, Braun ritt hinaus, befahl auszuschöpfen und heute müsste in jedem Fall gespielt werden. Ich war bei Keglevich und fuhr mit ihm zum Leopoldstädter Theater, um da zu sehen, wie es aussieht, und zugleich die Loge zum „Telemach“ zu nehmen. In der Roßau und beim Schanzl ist die Donau ausgetreten. Mittags allein. Um 4 h kam Giáy mit seiner Frau, um uns abzuholen und wieder an die Wien zu fahren. Das Wasser ist um einen Klafter gefallen, alle Häuser sind von demselben befreit, im Theater schöpft man eben aus Schlikaneders Küche das Wasser aus. Sonst arbeitete ich zu Hause. Um 5 h ging ich zum Grafen, um ihn von der Reise zu erwarten. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Mal neue Oper in 1 Akt von Nasolini „I temperamenti contrari“, worin die Bolla singt und der Tenorist Sommariva (?) zum 1. Mal auftritt; nachher Terzett von Gioja mit DeCaro. Im Burgtheater „Geschwind, ehe es jemand erfährt“. Ich war im Kärntnertor-Theater im Parterre in Compagnie, plauderte mit Neumann, Michel, Levi. Sommariva ist ein himmelhoher, feister Mensch, der hohle Stimme, viel Gurgellage (?) und wenig Angenehmes hat. Er wurde nach Italiener Sitte wütend applaudiert und vorgerufen. Band 05 (V.), Seite 89v
2978 1805 9 28 Ganzer Tag Regen. Früh schickte ich Hasenhut und die Roose nach Eisenstadt. Früh zum Grafen, fuhr wegen Siebenern herum, zur Maut. Mittags allein. Salieri schickte vom Tod seines Sohnes Partezettel und ließ uns auf morgen zur Leiche laden. Nach Mittag fuhren Neumann und ich auf die Hauptmaut, dann besuchten wie die Polly. Gingen zu mir, ich arbeitete bis 6 h. Von da ins Theater an der Wien, zum 1. Mal „Palma“, Oper in 3 Akten von Bruni. Eigensatz brillierte als wahnsinnige Amalie. Im Ganzen gefiel die Oper nicht. Ich suchte Compagnie, plauderte mit Effinger (?), Haupt (?), Till etc. Therese war zu Haus. Band 05 (V.), Seite 89v
2979 1805 9 29 Am Vormittag trüb, etwas Sonnenschein, abends, oder beinahe schon am Nachmittag Hagel, Donnerwetter und anhaltender Regen. Am Vormittag beim Grafen, Theaterkasse, gewöhnliche Promenade. Mittags beim Brandl, wo ich mich vom Gurkensalat übergeben musste. Therese war zu Haus und erhielt einen Part vom Weigl, die Eurydice, vom Kaiser zum Namensfest der Kaiserin bestimmt. Therese und mich freute dies königlich. Nach Mittag mit Brandl ins Kaffeehaus zum Schmirer, dann zur Leiche des Sohns von Salieri. Ich traf Weigl, dankte ihm für die Rolle. Er trug sich mir zum Begleiter an, da plauderten wir. In der Kirche sahen wir das Monument Canovas von der Christina an. Da es regnete, ging ich nach Hause, arbeitete. Therese fasste für die 4 Salierischen Mädchen Trauerschmuck, um ihnen damit ein Geschenk zu machen. Ich ging in beide Theater, im Burgtheater „Bürgermeister“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Apoll als Hirt“. Bei Therese war den Abend die Jeanette, die ich noch fand. Therese und ich begleiteten sie nach Hause und blieben eine Stunde da. Schmirer Carl war auch in der Stadt. Schuster gab mir ein Gelegenheitsgedicht von Perinet auf Reichards (?) 76. Namenstag zu lesen, welches heute bei Tische abgesungen wurde. Brandl kam auch hin. Betrunken ist mit ihm kein Spaß zu haben. Therese und ich plauderten noch von der erhaltenen Rolle, die uns beiden Vergnügen macht. Band 05 (V.), Seite 89v
2980 1805 9 30 Veränderlich, 3mal Regen. Am Vormittag beim Grafen und Keglevich. Im Saal, wo der Bauchredner sein Unwesen treiben wird, sah ich das Arrangement des Zeltes, das Theater etc., sprach mit Platzer, Pfersmann, Sonnleithner. Therese hate die erste Probe vom „Podestà di Chioggia“, Oper in 2 Akten, weswegen es mit Bolla und Broggi eine Stunde Händel gab. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Therese ging zu Salieri und Weidmann, zu ersterem, wegen dem Bassisten Schuster zu reden, zu letzterem, um das Buch von der Travestie nach Laxenburg zu begehren. Sie sang im Kärntnertor-Theater in „Pamela“, dann die „Tiroler“ mit einem Pas de deux von der Corallischen. Ich ging anfangs ins Burgtheater „Erklärte Fehde“ und „Fassbinder“, dann erst ins Kärntnertor-Theater, den Pas de deux zu sehen. Sie tanzte mit der Gitarre ein Solo und akkompagnierte sich zugleich, welches sehr mühsam, aber nicht graziös ist. Es wurde gräulich applaudiert. Band 05 (V.), Seite 90r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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