Regen. Schlechte Wege. Den ganzen Vormittag beim Grafen. Mittags allein. Mit Baumann sprach ich wegen Hinabkommen zum „Dorfbarbier“, nach Mittag besuchte mich Hasenhut, mit dem ich die Hinabfahrt Sonnabend zum „Sonntagskind“ ausmachte. Therese musste in die Theatergarderobe gehen, um Epauletten zu erhalten, weil Giáy keine aufzutreiben weiß. Neumann besuchte uns. Ich rangierte alle zur morgigen Reise. Abends ins Kärntnertor-Theater „Mädchentreue“, die Rösner statt der Eigensatz, dann ins Burgtheater „Indianer in England“. In letzterem fand ich Compagnie. Von Sartory nahm ich die Achselschnüre von den „2 Posten“, dann nahm ich welche von Neumann mit. Ich war meistens auf dem Theater und ging erst am Ende wieder ins Burgtheater.
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Veränderlich, Fahrt nach Eisenstadt mit Weidmann, Franzl und Pfersmann. Um 7 h fuhren wir mit 4 Pferden weg. Weidmann befand sich übel, übergab sich und ist heiser; eine schöne Bescherung, wenn er krank würde. Um 1 h waren wir in Eisenstadt, Kárner erwartete uns im Schlosse, wo Weidmann einlogiert wurde. Pfersmann ist im Adler-Wirtshaus einlogiert. Aus Vergessenheit des Oberleutnants Heidtl (?) unterblieb ein mächtiger Spaß, die 2 größten Grenadiere hätten Weidmann beim Eintritt die Gewehre vorhalten und den Pass abfordern sollen. Ich quartierte Pfersmann ein, ging einen Augenblick nach Haus, fand nur die Nany, denn meine Mutter ist schon seit 14 Tagen in Kittsee. Ich sprach dann mit Kárner im Schloss, bat ihn, Baumann zum Adam herabkommen zu lassen, machte es wegen den 2 Hasenhut aus, dann ging ich zum Speisen. Bei Tische fehlte die wahre Munterkeit, nach Mittag war ich immer auf dem Theater. Es gab Probe vom „Sonntagskind“ und später vom „Bettelstudent“. Mit Hampel und Pfersmann ging ich in den Stall, dann führte er mir den Oberleutnant Balogh auf, dann war ich einen Augenblick bei Kárner. Um 8 h soupierten wir, ich engagierte Vadász und Maurer zum Souper. Um 10 h ins Bett.
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In Eisenstadt. Veränderlich. Ich schlief nicht gut. Weidmann ist heute besser. Um 8 h zu Kárner, dann schrieb ich Theresen einen langen Brief wegen den 2 Hasenhut und Baumann, den ich gleich mit Estafette expedierte. Dann zu Stessel. Vadász gab mir 50 Theaterbilletts. Ich war im Schlosse, sah die Verwüstung im Garten an. War bei der Probe zum Bettelstudent, dann spielte ich mit Pfersmann im äußeren Kaffeehaus Billard. Mittags drang sich Hummel auf. Nach Mittag führte ich Pfersmann bei Stessel auf. Von da in die Mess-Probe vom Fuchs auf dem Berg; nach selber ließ der Fürst vor der Kirche 2 Kanonen abfeuern. Da sah ich die Schmidt, die mir nicht gefiel. Dann gingen wir zu Langreuter in den Garten zur Dampfmaschine, die er uns erstlich Im Modell und dann in allen ihren Teilen zeigte. Von da durchstrichen wir den umgewühlten Gartenplatz und gingen durch das ausgebrochene neue Tor ins Theater. Abends war der „Bettelstudent“, dann tanzten die 3 Koblerischen (?) Kinder als Wilde ein Terzett. Beim 1. Akt war ich im Parterre, plauderte meistens mit der Jungfer, den 2. dirigierte ich auf dem Theater. Mit Röckl, Assessor Schubernigg (?), Kühnel, Leutnant Seitz, Hampel unterhielt ich mich. Nachher Souper und um ½ 12 h erst nach Haus. Da fand ich meine liebe Mutter, die heute mit der Franzl von Kittsee kam. Mit ihr plauderte ich noch lang.
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Trüb und heiter. Früh schrieb ich nach Haus. Um 9 h zu Kárner. Heute ist „Das Sonntagskind“, wenn Weidmann, der beim Souper stark trank, nicht zu heiser ist und einen Streich darein macht. Kárner fand ich im Bade, mit ihm plauderte ich wegen Hasenhut und Baumann, dann zu Weidmann, der sich besser befindet; später war Probe. Mit Stessel schlich ich eine Stunde im Garten herum, sah alle die Verwüstungen, die Anschüttungen gegen die Stadtmauer. Nach 12 h mit Pfersmann zum Adler, wo auch Kárner nachkam, um die Hasenhut mit Leberbauer (?) und Reinwart (?) zu erwarten. Wir speisten eher und ließen den Anton warten. Sie kamen richtig nach 2 h und nahmen das für sie bereitete Mittagmahl ein. Zu unserer Tafel lud ich Hummel mit Vater, der mir den Trunk auf Du und Du abnötigte. Nach Mittag gingen wir zum Adler, um mit ihm wegen allem Notwendigen, besonders zur morgigen Pantomime zu reden. Kárner hatte mit Stessel wegen Münzen (?) erschrecklichen Verdruss, der ihn sehr packte. Ich suchte ihn auf alle mögliche Art zu beruhigen. Nach dem Segen (?) auf dem Berg, zu dem ich mit Pfersmann, Reinwart (?) und Leberbauer hinaufging, war also im Garten beim letzten Balkonpfeiler rechts die Grundsteinlegung sehr feierlich begangen worden. Es wurde von der Fürstin in Gegenwart aller Cavaliere eine große Medaille mit allen nur gangbaren Münzen in eine bleierne Büchse gelegt, selbe in ein gegebenes Loch gesetzt, und von allen Cavalieren darauf Malter geworfen; der Steinmetz Ernst trank Gesundheiten, bei welchem auf dem Gerüste Trompeten und Pauken waren und die Kanonen im Garten abgefeuert wurden. Von da ins Theater, ich blieb bei Reinwart (?). Nach dem Theater, welches sehr reüssierte – besonders fand Hasenhut gute Aufnahme – welches Kárner und mich sehr erfreute, da Lendváy seine dummen Äußerungen so gemein äußerte. Weidmann sagte am Ende von Eisenstadt, Stadt von Gold, Grenadier wachsen wie Sch... (?), Heiserkeit, Klistier bekommen, Perspektiv statt Spritzen bringen, Schwager fahr zu !; gut leben, unterm Weinfass liegen etc. Wir soupierten so schlecht, dass ich mich nicht setzte und Kárner ganz vom Tische ging. Solche Schmutzereien waren doch im Hause nie. Ich suchte der Compagnie durch Trinken zu ersetzen, was an Essen fehlte. Um 12 h nach Haus, die Männer schliefen im Adler, die Reinwart (?) in unserem Haus.
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Ein schöner Tag. Marienfeier in Eisenstadt. Früh zu Kárner, wo ich Stessel fand, der sich Vergebung wegen seiner gestrigen Derbheit ausbat; ich freute mich von Herzen, dass sie sich ausglichen und plauderte lange mit ihnen. Dann ins Schloss, da sah ich die Cavaliere einsteigen und auf den Berg zu Fuchs' Messe fahren. Der Fürst erschien heute zum ersten Mal in Grenadier -Uniform. Die Messe war sehr feierlich, die Grenadiere standen en parade vor der Kirche. Von der Batterie, auf welcher eine neue Fahne weht, wurde gefeuert. Nach der Kirche war große Gratulation. Von den Cavalieren sah ich Rasumofsky, Schwarzenberg, Dietrichstein, Kollonitsch, Karczag (?), Ferdinand Pálffy, Cavriani, Pejacsevich, Sebottendorf, dann der Kammerdiener Clery vom König in Frankreich, Joël etc. Nach selber ging ich nach Haus, bestellte Pferde für Therese und Baumanns Herabkunft und Hasenhuts Rückfahrt, und schrieb Theresen. Um 3 h speisten wir zu 24 Personen, gut. Ich saß neben Maurers Schwester und Warden (?). Nach Mittag gingen wir mit Pfersmann in den Garten zur Dampfmaschine, wo uns Langreuter mit Dampf salutierte. Nachher fuhren Pfersmann und ich zum Marientempel, der wirklich sehr hübsch und sehr schön gelegen ist. Die Stiegen waren mit Blumen verziert, 5 Chöre Musik waren im Wald verteilt und die Grenadiere paradierten teils bei der Batterie, beim Schlagbaum, teils eben beim Tempel. Es ist von da eine unbegrenzte Aussicht. Die Musikchöre wechselten, der Anblick von ein paar tausend geputzten Menschen, alles dies sah groß und angenehm aus. Von da ins Theater, „Fassbinder“ und kleine Pantomime von Hasenhut. Weidmann machte Anspielungen auf’s Marienfest, welche sehr applaudiert wurden. In der Pantomime erschien der Fürstin Name, großes Applaudissement. Nach dem Theater war Ball und wir hielten unser Souper, das sehr glänzend und angenehm war. Auf dem Ball ließ ich mich nur wenig sehen. Nach 1 h war ich zu Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).