Trübe. Am Vormittag beim Grafen, dann ging ich ein bisschen herum. Therese hatte Probe von „Podestà“ und kam erst um 2 h nach Haus. Mittags allein. Nach Mittag arbeitete ich, machte einige Gänge und begab mich abends ins Kärntnertor-Theater „Mädchen aus Sibirien“, Schauspiel in 3 Akten vom Verfasser des „Korb“. Mlle. Adamberger trat darin auf. Weder das Stück gefiel, noch machte sie Glück. Ich plauderte im Parterre mit Neumann, fand Compagnie und passierte den Abend. Der Gulyás gaben wir heute 200 fl. auf 3 Monate. Therese war mit der Goldmann zu Haus.
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Nebel, dann heiter, nach Mittag Regen. Am Vormittag beim Grafen, war auch in der Augustinerkirche, um Canovas Grabmal der Christina, welches jetzt offen ist, zu sehen. Um 12 h ging ich in Compagnie herum. Therese hatte Probe von „Podestà“. Mittags allein, nach Mittag fuhr ich mit Therese in die Porzellanfabrik, zum Lackierer und so herum, arbeitete zu Haus und ging abends ins Burgtheater „Lästerschule“, wo ich der Compagnie wegen im Parterre blieb. In der Porzellanfabrik hörte ich, Pateaun (?) ließe pakken, denn die Franzosen seien schon in Regensburg. Unseliger Krieg !
Band 05 (V.), Seite 92r
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Trübe, Regen. Heute nach Tisch nahm Wilhelm Hitzinger Abschied, wir gaben ihm als kleines Angebinde ein Halstuch und Schokolade mit. Er reist als Spitals-Fourier nach Wälschtirol. Am Vormittag beim Grafen, dann sprach ich Hitzinger und Richart. Mittags allein, nach Mittag hatten wir unseren Spaß mit Wilhelm. Später kam Hasenhut, dem ich für sein 2. Spielen 150 fl. gab. Ich arbeitete, abends ins Burgtheater „Liebhaber und Nebenbuhler“, dann ins Kärntnertor-Theater „Apoll als Hirt“. Therese war allein zu Haus, Goldmann ging ins Theater.
Band 05 (V.), Seite 92r
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Trübe, nach Mittag Regen und Schnee. Heute kam der Major Flechenbach (?), dass am 8. 9. und 11. die Franzosen durch Auffenberg bei Ulm zurückgedrängt und geschlagen wurden. Auffenberg und Aspre[mont ?] werden vermisst und Kerpen ist am Fuß verwundet. Wir verloren bei 3000 Mann, 53 Offiziers, 6 Kanonen, Fahnen; der Verlust der Franzosen ist nicht so bedeutend. Früh kam Stessel mit Ludwig, den führte ich zum Monument der Christina, zur Statue Josephs, auf die Wieden, in beide Theater. Im Kärntnertor-Theater hatte Therese Probe von „Uniform“, da ließ ich Würstel kommen und bediente herum. Mit Therese ging ich nach der Probe auf die Glacis. Mittags allein, nach Mittag fuhren Therese und ich spazieren. Ich stieg auf der Glacis aus und sah den wegen Diebstahl und Insubordination erschossenen Kroaten-Korporal liegen. Er bekam 5 Kugeln und war im Gesicht ganz schwarz. Ich arbeitete beim Grafen bis abends, dann ins Theater an der Wien, zum 1. Mal „Schein und Wirklichkeit“, Lustspiel in 4 Akten von Stegmayer. Sehr langweilig, die Eigensatz spielte Zwillinge, Bruder und Schwester. Ich plauderte mit Michel, Brandl und entschädigte mich so durch Compagnie. Im Kot nach Haus zu gehen, verbitterte mir das so mittelmäßige Machwerk vollends.
Band 05 (V.), Seite 92r
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Kalt. Am Vormittag beim Grafen, dann in Compagnie Promenade. Mit Schöpfer, da sich Passy von uns trennte, speiste ich in der Ungarischen Krone. Therese aß bei Kunz. Nach Mittag war ich allein zu Haus, arbeitete und ging dann ins Kärntnertor-Theater „Uniiform“, zum 1. Male ohne Gefecht, mit einer neuen Symphonie. Es war voll, ich suchte mir Compagnie, unterhielt mich aber sehr schlecht. Die ganze Oper verliert unendlich, erstlich durch das schlechte Arrangement des Militärs, dann durch die Verlängerung der ohnedies langweiligen Kerkerszene und das Leere (?) des 3. Aktes. Alles verließ das Theater sehr unzufrieden.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).