Ein angenehmer Tag. Früh fuhren Hasenhut et Compagnie nach Wien. Ich schrieb und hörte vom Feuer in Wiesen, da es schon seit 4 Stunden brennt, 90 Häuser verbrannten. Um 11 h zu Kárner. Heute ist Jagd in der Lust-Remise, wohin ich Pfersmann schickte. Von da in die Kasse zu Stessel, mit ihm in den Saal, wo ich Fuchs traf und eben Probe vom „Dorfbarbier“ war. Ich passierte etwas die Rolle mit Möglich (?), ging mit Fuchs nach Haus, blieb bis 1 h, dann 1 Stunde zur Csekonics. Die Probe zum „Hausdoktor“ dauerte bis ½ 3 h, und am Ende sagte Weidmann, er kann nicht spielen, sei zu heiser und könne sich nicht verderben. Nun gab’s Konfusionen, Theater-Deputationen, Vorschläge, wobei ich Kárners Geduld in hohem Masse bewunderte. Endlich war das Resultat, Weidmann spielt den Eilmann. Nach Mittag ging ich nach Hause, Pfersmann mit, von da zu der Tillischen (?), in Stessels Garten, in die Au durch den Hofgarten, wo ich mit Anton Pölt zusammentraf und wir eine Weile über den Garten schwätzten, ins Theater. Es war eine sehr angenehme Promenade und der Abend ist göttlich schön. Im Theater unterhielt ich mich in gewöhnlicher Weise, war im Parterre, auf dem Theater, dann zum Souper. Weidmann spielte mit wenig Laune und ist sehr heiser. Wir saßen bis 12 h, mich schläferte schon sehr. Für Mittwoch sind die „Klingsberg“ bestimmt, ob und wie sie gegeben werden, wird die Produktion zeigen.
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Ein heiterer, warmer Tag. Jagd im Tiergarten auf Dänle (?). Pfersmann fuhr mit Grundmann in Kárners Equipage hinaus. Früh beim Erwachen freute ich mich schon, heute mein liebes Weib zu umarmen. Heute also der „Hosenknopf“ von Gall, dann der „Dorfbarbier“. Für Möglich und Baumann bestellte ich beim Adler-Wirt zu speisen, um sie zusammen verabreden zu machen und damit man Baumann im Schlosse nicht sehe. Ich schrieb und hatte Visite von Rosenberger und Köstler bis 10 h, dann ins Schloss zu Weidmann und Kárner. Da wurde von Hornig (?) und Hampel die Nachricht gebracht, die Pejácsevich spiele nicht, wenn nicht auch Kárner den Lieutenant Stahl in den Klingsberg spiele. Ich ging, oder wurde zum Schmidt deputiert, um dem die Rolle ab- und ihr die Rolle der Gräfin Wollwarth (?) einzureden; es geschah und gelang mir ganz. Um 12 h kam Baumann richtig, aber ganz allein; dies schmerzte mich. Therese schrieb mir aber einen lamentablen Brief. Möglich und Baumann speisten beim Adler. Nach Mittag Probe vom „Dorfbarbier“, die 2 Stunden dauerte. Von da mit Pfersmann und Baumann zu Müller ins Kaffeehaus, dann ins Theater, wo ich auch blieb. Zuerst der „Dorfbarbier“, der sehr gut ging, dann Galls Stück „Der Hosenknopf“, Lustspiel in 1 Akt, sehr schlecht. Baumann sang zum Schluss eine Dank- und Empfehlungsarie uns annonçierte aus dem Souffleurloch. Der Fürst war sehr zufrieden, und die Fürstin, die nichts wusste, sehr überrascht. Nach der Oper ging der Fürst. Mich verdross die Schmutzerei wegen Schokolade, die Kárner ebenso übel aufnahm. Um 12 h kam ich erst nach Haus.
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Schön. Früh kam Baumann zu mir. Ich schrieb und ging zu ihm ins Quartier frühstücken. Kárner hat um 10 h Probe von den „Beiden Klingsberg“, die heute gegeben werden sollen. Der Fürst äußerte sich, dass er gar nicht ins Theater ginge, wenn nicht der „Dorfbarbier“ repetiert werde. Dies beleidigte die Compagnie, sie hörten auf der Stelle zu probieren auf und erklärten, sie spielten nicht mehr, Pejácsevich an der Spitze; also auch morgen kein „Findelkind“. Mit Stessel las ich im Saal Schmidts Machwerk „Junker in der Mühle“, wozu Polzelli die Musik schrieb, ein unglückseliges Produkt. Mit Pfersmann und Baumann war ich bei der Dampfmaschine, bei den Glashäusern und oben beim Marientempel, Batterie und Steinbruch. Mit Kárner, der immer mit mir übler Laune ist, plauderte ich ganz verdrießlich. Mittags war niemand guter Laune. Nach Mittag war ich bei Stessel, saß vor dem Schloss, ging mit Kárner und Baumann in den Garten, zur Dampfmaschine, in sein Haus, dann ins Theater „Dorfbarbier“ und ein ungarisches Terzett von den Koblerischen Kindern. Zu unserem Souper setzte sich heute ungerufen alles von den Schauspielern, nur die Schmidt mit ihrem Mann luden wir. Heute kamen wir doch um ½ 12 h nach Haus. Der Kaiser reiste heute nach Wels (?) zur Armee.
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Heiter. Letzter Tag in Eisenstadt. Ich frühstückte mit Pfersmann und Baumann, dann zu Kárner, um mit ihm wegen unserer morgigen Abreise zu reden. Weil sonst nichts gegeben werden kann, ist heute Repetition vom „Fassbinder“, dann von Kobler Repetition seiner Marionetten, wovon nur der Mohr, welcher tanzt, der Betrunkene, welcher sich auszieht und der Policinell, welcher 8 Junge in sich trägt, amüsieren. Mit Kárner ins Schloss, wo Hummels Messe probiert wird, nachher spielte ich mit Hampel und Hornig Billard. Zu unserem Tisch gesellten sich mehrere, die nicht gerufen wurden, es war alles ernst, nach Tische ließ Kárner Pfersmann, Baumann, Franzl und mich durch den Tiergarten, zum See und nach Donnerskirchen führen. Beim See wurde eben gefischt. Wir warteten, bis das Netz eingezogen war, dann ließen wir uns in die hohe See schiffen und hatten mit dem furchtsamen Baumann viel Spaß. In Donnerskirchen tranken wir 50jährigen Donnerskirchner. Als es schon finster war, kamen wir erst zurück. Weidmann empfahl sich in Knittelversen, und als er nachher mehrmals vorgerufen wurde, sagte er, aus Jahr sehen wir uns wieder. Beim Souper saßen wir bis 12 h.
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Reise nach Wien. Schön. Früh beurlaubte ich mich von Kárner, meiner lieben Mutter und Schwester, nahm die Theatergarderobe mit und fuhr mit Pfersmann um 8 h ab. Weidmann mit Baumann und Hummels Vater waren schon voraus. Um 2 h kamen wir an. Meine liebe Therese wartete meiner; ich blieb den Nachmittag zu Haus, arbeitete, ordnete und ging abends ins Kärntnertor-Theater „Othello“, mit Beyer. Beyer war heiser, gefiel in der Rolle als Othello in keiner Hinsicht, wurde mühsam vorgerufen und dankte in gewöhnlichen Ausdrücken. Ich suchte Compagnie, fand viele Bekannte und so verstrich der Abend.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).