Heiter. Am Vormittag bei Keglevich, arbeitete. Mittags allein, nach Tische schrieb ich an den Grafen, Kárner und Schmidt wegen Figurinen und seiner Operette, sah im Burgtheater die „Hausfreunde“, Schauspiel in 5 Akten von Iffland. Ich langweilte mich, obwohl sie sehr schön, aber sehr lang geschrieben sind. Koch spielte den Vater der Roose, und Roose den Botschafts-Sekretär mit roten Haaren vortrefflich. Ich plauderte mit Kölbinger und so passierte der Abend in Compagnie ziemlich gut. Therese war zu Hause.
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Regen. Heute wollte Stuwer sein letztes Feuerwerk abbrennen, und da zog es sich schon den ganzen Vormittag zusammen und nach Mittag regnete es wirklich. Am Vormittag bei Keglevich und in der Theaterkanzlei. Wir hatten viel Jux mit Pfersmann, der von Braun um Militär zu „Vologesus“ geschickt wurde, selbes aber nicht erhielt. Dann Promenade, wozu ich Compagnie fand. Bis 1 h hielt ich mich auf dem Graben auf, dann nach Haus. Mittags mit Therese allein, nach Mittag zu Haus, ich schlief und arbeitete. Abends ins Kärntnertor-Theater „Wandernde Komödianten“ und „Tiroler Jahrmarkt“. Ich suchte Compagnie und war teils im Parterre und auf dem Theater. Der Regen machte kalt.
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Trübe, etwas Regen Ausgabe des Patents wegen unentgeltlicher Lieferung von 4½ Millionen Metzen Korn und Hafer zur Armee, Lieferung alter Leinwand und Scharpie, und neuer Klassensteuer. Ein Bäck an der Windmühle, der heute im Kreise wegen Brotverfälschung stehen sollte, ist am 8. Tage aus dem Polizeihaus entwichen. Früh zum Keglevich, zum Wisenfeld, welchen ich in die Porzellanfabrik führte. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich zu Haus, dann zu Wokurka. Abends ins Kärntnertor-Theater „Tage der Gefahr“, und ins Burgtheater „Elise Valberg“. Im letzteren fand ich Compagnie und blieb auch.
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Regen und wieder heiter. Früh zu Keglevich, nach Haus, in die Probe von „Milton“, Oper in 1 Akt von Spontini, von Kotzebue nach Jouy und Dieulafoy. Sehr ernsthaft. Vogel als Milton, welche Steifheit. Nachher zur Richart, die ihr Gewerbe verkaufte und anfangs Oktober schon abtreten wird. Nach Tische arbeitete ich, rechnete mit Wallishauser die Komödienbücher zusammen und zahlte. Goldmann kam, mit ihr und Therese zum Burgtor hinaus nach Gumpendorf zum Bronzearbeiter Büsser. Die Promenade unterhielt uns so gut, dass wir den Kaunitz-Garten durchstrichen, zur Linie, von da durchs Schottenfeld, am Langen Keller, am Platzl etc. vorbei nach Haus gingen. Therese blieb zu Hause. Ich begab mich dann ins Kärntnertor-Theater „Milton“ und Pas de deux von DeCaro. Ich fürchte, die Opererette gefällt nicht, wenigstens dem grösseren Teil nicht. Sie wurde schlecht gepielt und mittelmäßig gesungen; übrigens ist das Buch recht hübsch und schön geschrieben. Im Parterre suchte ich mir Compagnie, um einen Plausch zu haben. Mein Bruder, bei dem jetzt ausgeputzt wird, schläft diese Woche bei uns.
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Anhaltender, starker Regen. Am Vormittag bei Keglevich und Richart. Mittags war Eckhart unser Gast. Nach Tische kam Anton Hasenhut, den ich nach Kárner und Schmidts Briefen am Freitag nach Eisenstadt zu Schmidts Operette schicken werde. Therese ging zu Roose, um sie einzuladen, mit Hasenhut nach Eisenstadt zu fahren, und sie bat, für die Schmidt eine Haube zu bestellen. Ich arbeitete bis 7 h, dann ins Kärntnertor-Theater „Hamlet“; ich war auf dem Theater und in der Loge, weil ich Compagnie hatte, plauderte mit Roose, die sich nach Eisenstadt freut, mit Koch, Krüger, Korntheuer etc.
Band 05 (V.), Seite 89r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).