In Brünn. Sehr warm. Weidmanns 2. Gastrolle in der „Aussteuer". Früh passierte ich mit ihm den Kommissär Wallmann. Weidmann wurde zum Protomedicus Gartlgruber (?) zum Speisen eingeladen. Ich freute mich über Theresens Brief, den ich beim Frühstück erhielt. Wegen Klimbke besuchte ich den Advokaten Trost (?), dann zu Krieghammer, stattete mein Kompliment ab, fand aber nur Kathi zu Haus. Von da einen Augenblick in die Probe des Stücks, dann mit Kleinheinz, später in mein Zimmer, wo ich in mein Tagebuch, später Therese zu schreiben, um morgen fortzuschikken, und die „Zobeis“ weiter las. Man kann vor Hitze nicht aus dem Haus. Mittags wie gewöhnlich beim Mayer, nach Tische in mein Zimmer. Nach 4 h holte mich Kleinheinz ab, um mich bei Frau Horetzky (?) aufzuführen. Sie ist eine liebe, angenehme Frau, der ich öfters meinen Besuch machen werde. Umlauf war auch da, wir gingen zusammen in den Plümegenschen Garten, aßen Butter und Brot und tranken Bier. Nachher ins Theater, es war nicht voll. Wegen dem Abonnement nahm er nur 75 fl. ein. Das Stück ging rasch. Mir gefielen die Weinmüller als Sophie, Capello (?) als Schmalheim, Zahnt (?) als Morfeld, und Riemer (?) von Schikaneder. Mayer spielte den alten Darner (?) mit viel Feuer. Bei der Umarmung stürzte er den Tisch um und um. Weidmann wurde vorgerufen und sagte im Charakter des Kommissärs eine sehr passende Rede, Moreau machte sie ihm. Bei Tische ging es heute ein bisschen bitter her, die Mayer sagte, ich wäre falsch, weil ich nicht sagte, was ich gerne ässe. Zum Souper ging ich gar nicht; erstlich war es mir zu spät, zweitens war ich nicht gestimmt, wieder Bitteres zu hören.
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In Brünn. Sehr warm. Früh 6 h mit Krieghammer Kathi in ihren Garten in der Zeil. Der Vater erwartete uns, wir durchgingen den Garten, das niedliche Theaterchen, das Haus, seine eingegangene Hut-Fabrik. In der Stadt frühstückten wir, die Frau war eben aufgestanden. Wir plauderten, schäkerten, ich führte ihnen Therese bald auf, dann nach Hause. Endete Theresens Brief und schickte ihn weg. Mittags waren wir ohne Mayer, er und sie waren nach Eichhorn wegen Holz gefahren. Wir hatten mit der alten Mayer unseren Spaß, Weidmann und ich wurden mit Ohrfeigen bedient. Nach Mittag zu Haus, ich schlief, endete die „Zobeis“, welche mir – einige Szenen ausgenommen, z. B. mit Figaro (?), und Riemer (?), Schwager (?) und Peter (?), etc. – gefiel; sie kann Glück machen. Schrieb an Kárner. Abends im Theater „Mädchentreue“, leeres Haus. Ich plauderte mit einer Therese, Delalena, Kleinheinz und Stellwag. Beim Fest waren auch Mayer, Sanenz, Fichtl und Moreau.
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Trübe. Früh schrieb ich, Zeltner (?) besuchte uns, wir schlichen herum. Heute ist „Menschenhass und Reue“, Weidmann als Bittermann. Franzl, Zeltner und ich gingen nach Altbrünn, die Kirche zu sehen. Es fing zu regnen an, wir besahen im Regen den Mittrowskyschen Garten, worin Lacys Denkmal, dann mit Zeltner einen Augenblick zur Delalena und zum Speisen. Nach Mittag zu Hollischek, wo Canons probiert wurden, die abends beim Bischof Schrattenbach gesungen werden. Zu Kleinheinz, mit ihm zur Horetzky, die Nepomucena schlug eine Sonate von Beethoven sehr fertig. Einen Augenblick zur Umlauf und ins Theater. Es war mehr voll, er nahm 100 fl. ein. Ich war teils im Parterre, teils in der Garderobe, suchte überall Compagnie zum Plausch, fand nirgends welche; am meisten schwätzte ich mit der Wenim (?). Im Theater waren Krieghammer, Kathi und Hauptmann Ottenfeld. Sie wagte es kaum, mich anzusehen. Dies verdross mich und ich näherte mich ihr gar nicht mehr. Beim Souper, als ich der Sanenz ein Kompliment über ihr Spiel machte – sie spielte wirklich brav – nahm sie es für Spott und beleidigte mich. Es waren Musiken die ganze Nacht, selbst wir wurden beehrt.
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Anna-Feier, unter äußerer Beleuchtung „Alles zur Unzeit“, Lustspiel in 5 Akten nach Molière. Heiter aber kühl. Früh mit Franz und Gottdank auf den Spielberg. Wir durchgingen und umgingen ihn ganz, sahen mehrere Gefangene, unter ihnen auch eine Dame mit unverkennbaren schönen Zügen. Zu Haus erhielt ich einen Brief von Therese, der mich sehr freute. Ich schrieb in mein Tagebuch, vollendete den Brief an Kárner und ging ins Theater, wo mir Mayer seine Garderobe, das Teezimmer, worin gemalt wird und den Redoutensaal aufführte. Ich fand viele und hübsche Sachen in selbem. Therese schrieb mir, dass die „Wilden“ samt Ballett von Gallet am 22. gegeben wurden und missfielen, besonders soll die Eigensatz sehr distoniert haben. Dann sind am 23. die Anführer der Bäckenstürmer, 5 Männer und 2 Weiber, auf der Bühne gestanden. Bei Tisch hatte ich wieder mit der Mayer und Sanenz ein Rencontre. Es ist alles so gespannt, es geht schon ins Unartige; ich habe es schon satt. Er ist ein lieber braver Mann, den ich wirklich in hohem Grade schätze, nur besorge ich und mit mir alle seine Freunde, dass Schwäche gegen die Weiber alles Gute hindern und sein Unglück machen wird. Alle der Gesellschaft, selbst Weinmüller, sind darum unzufrieden. Neid, Erbitterung, eine gewisse Erniedrigung stört jede Harmonie und so leidet das Ganze sehr. Nach Mittag spielte ich mit Mayer und Weidmann Préférence, verlor und später passierte ich mit Weidmann den Figaro. Abends consueto more im Theater. Es war hübsch voll, nach Abzug der Unkosten 84 fl, ohne selbe 114 fl. Es ist eine Farce, gefiel nicht. Moreau als Bedienter Angelo spielte brav und eine äußerst faticante Rolle.
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In Brünn. Ein schöner Tag. Weidmanns vierte Gastrolle als alter Figaro in den „Beiden Figaros". Wir schliefen heute lang. Bis 10 h war ich zu Haus, dann zum Advokaten Trost und zu Krieghammer, um mich zu beurlauben. Ich wählte den Vormittag, um freundlich empfangen zu werden, weil ich vermutete, Ottenfeld sei nicht da. Bei Krieghammer fand ich die Kathi, die mir ihr Schicksal vorweinte. Die Frau sott Ribiselwein ein und ich bekam sie nur ein paar Augenblicke zu sehen. Nach Tische zu Moreau, um wegen Gelegenheit zu sehen und zur Delalena. Nach Mittag probierte ich mit Weidmann den Figaro. Die Zobor (?), ein artiges Mädchen, begleitete ich nach Hause. Die Delalena gab mir einen beleidigenden Brief von Mayer und ihre Antwort zu lesen. Er bestätigte auf’s Neue die Warnung seiner Freunde, dass nur allein die Weiber schuld sind, wenn je seine Direktion nicht aufkommen sollte. Vor Anfang des Stücks unterhielt ich mich in der Garderobe, dann in beiden Parterres. Das Stück ging rasch weg, eine schöne Garderobe, passende Dekoration. Das grüne Tuch versetzte die Zuschauer in eine Residenz. Moreau spielte den jungen Figaro recht brav, hielt beim Annonçieren eine empfehlende, für Weidmann schmeichelnde Rede, die ihm gelang und gut aufgenommen wurde. Weidmann spielte con amore und hielt beim Hervorrufen eine zu seinem Charakter passend Rede von Moreau. Nach dem Souper zeigte uns die Mayer ihre und der Sanenz Garderobe, die wirklich groß und sehr glänzend ist. Die Einnahme war heute 90 fl. Die Monatsgagen sind 432 fl., die Wohnungsgelder 360 fl.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).