In Baden. Vormittags heiter, nach Tische ein kleiner Regen. Früh zum Grafen, mit dem ich wegen dem Schuften Rothjacob und Filz viel Verdruss hatte. Er kränkte mich tief. Mit Therese ging ich in den Wetzlar'schen Garten, las bis nach 11 h, zum Grafen, Hebenstreitischen Haus, in den Park, dann in die gewöhnlich Compagnie speisen. Die Moravetz bediente ich auch. Nach Mittag traf ich Therese zu Haus, schrieb meiner Mutter und Kárner. Abends mit Therese eine Promenade, dann ins Theater „Schwestern von Prag".
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In Baden. In der Nacht und am Vormittag heftiger Regen. Früh zum Grafen, welcher nach Wien fuhr, dann mit Therese und Schmidt ein Spaziergang am jenseitigen Ufer des Baches bis zum neuen Rechen, durch den Wetzlar-Garten herein. Therese machte der Spuler einen Besuch, ich dem Grafen, fand selben wegen Kolik im Bett und empfahl Stollhofer. Ich speiste beim Hirschen in Compagnie von Graf Palm, des Möraus etc. Nach Mittag nach Haus, arbeitete, schrieb nochmals an Kárner, schloss ihm die Annonçe von der „Feier der Wohltätigkeit“ bei und forderte ihn auf, uns am Sonntag zu besuchen. Abends ins Theater „Nachtwandlerin", Lustspiel in zwei Akten und „Die Bärenjagd". Ich hatte Langeweile, mir fehlte der Plausch. Nach dem Theater machte ich mit Stollhofer beim Grafen einen Besuch, dann nach Haus. Therese begleitete ich zu ihrer Mutter, wo sie den Abend blieb. Nach Mittag regnete es wieder heftig.
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In Baden. Sehr windig und kühl. Große Promenade über die alte Schleuse, bei dem Bergwerk vorbei zu den Krainer Hütten. Therese setzte heute vom Baden aus, lud Nina ein und wir gingen zusammen mit der Sepherl nach 8 h am jenseitigen Ufer des Baches nach St. Helena zum Schleusenknecht, ins Mauthaus, tranken da Obers, ruhten eine Stunde aus. Indessen kam der Mauthner Wittmann nach Hause, es gesellte sich der Kaffeesieder als Begleiter zu uns und wir stiegen über die halb abgebrochene Schleuse, gingen an der Felsenwand zum Versuch eines Bergwerkes, welches Baron Thun unternahm, über die schönsten Wiesen. Dann wieder kletterten wir über die Felsen nahe am Bach, welches Therese sehr beschwerlich wurde, und so kamen wir nach 2 Stunden um 12 ½ h zu den zwei Kraner Hütten, welche ganz allein im Tale zwischen Felsen und Wald liegen und sich von Holzhauen ernähren. Da tranken wir Milch, ruhten und schwätzten mit der Mutter und zwei Töchtern, wovon schon eine ein liebes Mädchen hat. Nina mit der Sepherl und dem Kaffeesieder verließen uns und eilten früher nach Haus. Wir gingen über den Steg, erstiegen den Burgstall-Berg und kamen um ½ 3 h erst nach Baden. Wir waren beide sehr müd. Ich eilte zum Hirschen essen, ging zum Grafen. Abends ins Theater „Des grauen Mannes 2. Teil", langweilig, Schuster als grauer Mann gefiel mir. Im Theater sprach ich den Grafen. Therese begleitete ihre Mutter, welche sie über den Steg kommen sah, nach Haus und unterhielt sich den Abend eine Weile mit den Juden.
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In Baden. Windig, aber sonst ein angenehmer Tag. Mit Therese allein unter Führung des Wittmann großer Marsch ins Gebirg nach dem Dörfchen Siegenfeld. Therese badete heute das 6. Mal. Ich ging indessen zum Grafen, arbeitete und um 10 h begaben wir uns zum Mauthaus. Therese ruhte aus, trank Milch, dann ins Gebirg über den Schwarzen Berg, dann über die schönsten Wiesen immer am Bach fort. Es war eine höchst reizende Promenade. Im Dörfchen setzten wir uns beim ersten Bauern in den Garten ins Gras unter den Schatten eines Baumes, ruhten eine Stunde, tranken viel Milch und kehrten langsam zur Maut zurück, hielten ein kleines Schläfchen, dann nach St. Helena zur L' Espérance, wo wir in Compagnie des Mautners und seiner Schwester Pepi recht gut und angenehm speisten. Ein alter Herr gesellte sich zu uns, später kam Salieri. Wir saßen im Freien und unterhielten uns sehr angenehm. Um ½ 6 h nach Haus. Therese blieb, ich ging ins Theater, Joseph und Babette Wilhelms Einnahme „Putzmacherin", und Pantomime „Zaubertrompetchen". Im Theater waren der Graf mit Hartl, später kamen die DeCaro und Gioja an. Der Graf und Gioja soupierten mit den übrigen bei ihr. Ich arbeitete bis 12 h, wir hatten einen späten Besuch von Nina und den Minettischen.
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In Baden. Früh Regen. Therese badete zum 7. Mal. Um 6 h zum Grafen, dann arbeitete ich zu Haus. Dann zum Wilhelm wegen Loge für den Grafen zum heutigen Spektakel für die Armen „Leibkutscher", dann die „Feier der Wohltätigkeit“, Divertissement von Gioja und DeCaro, 2 Schwestern und 4 Gladiatoren von Paris. Den Vormittag war ich meistens beim Grafen, dann mit Therese und den Spulerschen im Park. Die Nanett brachte mir ein Paket von Klimbke, welches ihr die Richart gab und weswegen Therese in volle Eifersucht geriet. Sie speiste bei ihrer Mutter, ich in gewöhnlicher Compagnie im Biergarten. Nach Mittag auf die Schießstatt, machte eine Visite, dann ins Theater, es war nicht sehr voll. Der Hof reiste nach Mittag jäh ab. Nach dem Theater nach Haus und fand zu meinem Erstaunen Therese zum Ball geputzt, mit der Spuler Nanett. Sie fuhren in die letzte Redoute, ich folgte, um sie zu überraschen, so müde und schläfrig ich war. Ich langweilte mich, hatte außer meiner Tischcompagnie wenig Amüsement, suchte den Lutz (?) als Tänzer für die Nany auf. Therese war nicht wohl, die postierte ich im Nebenzimmer, um zu ruhen. Um 1 h fuhren wir nach Haus. Die Divertissement-Gesellschaft war in der Redoute.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).