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Anzeige von 2916 - 2920 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2916 1805 7 28 In Brünn. Heiter. Weidmanns fünfte Gastrolle als Hausmeister im „Neu-Sonntagskind“. Ich lag lang und dachte über die schwere Last von Mayers Direktion nach. Mit Schulden fing er an, bis Ende Juni kostete ihn seine Unternehmung mit den 8000 fl. Ablöse 22.000 fl. Nur für seine Termin-Abzahlungen der aufgenommenen Gelder und Interessen, die Ablösungs- und Pachttermine, die Monats- und wöchentlichen Gagen, seine Haushaltung, die Auslagen auf Garderobe, Dekoration, Opern, Stücke, dann hiezu die schlechten Einnahmen von 20, 13, 10, 5 auch 4 fl., dies alles überlegt, macht einem den Kopf ganz wirblig. Mit Franzl ging ich auf den Petersberg in die Kirche, dann zu Kleinheinz und zu den Minoriten in die galante Messe, um mit Krieghammer Kathi zu reden. Bei der Probe von der „Reise in die Stadt“ war ich auch, sprach mit Zobor und besuchte die beiden Bohdanovics. Alles klagt mir, ist unzufrieden mit dem Kontrakt (?), und keines kann bei der Teuerung mit seiner geringen Gage leben. Die besseren werden alle nach einem Jahr abgehen, wenn ihr Kontrakt zu Ende ist. Besonders wird Mayer der Abgang der Oper sehr empfindlich sein, welche wirklich sehr respektabel ist. Zudem sagen mehrere Abonnenten ihr Abonnement auf, das Regiment Lindenau muss marschieren, dadurch verliert Mayer 66 fl. 20 x und mit dem Anhang 120 bis 130 fl. monatlich. Seine Lage ist äußerst bedenklich. Noch vor Tische schlich ich mit Franzl nach Altbrünn und zurück über den Kalvarienberg nach dem Judentor und so herein. Mittags war alles bestürzt über den Marsch des Regiments, dann dass alle Regimenter aus Böhmen und Mähren in Eilmärschen aus ihren Garnisonen ziehen. Nach Mittag spielte ich mit Mayer einige Partien Billard, dann zu Beraldi und Kleinheinz und ins Theater. Es war voll. Von Therese erhielt ich einen Brief, den ich gleich beantwortete. Ich plauderte im Theater mit der Krieghammer, viel mit Spina wegen Mayers Direktion. Auch war ich auf dem Theater, um der Umlauf und den Bohdanovics ihr Fehlen und Lachen im Finale zu verweisen. Der 2. Akt ging schlecht. Weidmann hielt eine Abdankung in Knittelversen von Moreau. Nachher zum Souper, welches uns Joseph Moreau bei seinem Bruder gab. Außer uns, Mayer, Sanenz, Fichtl, war die Familie Moreau mit der General Fischer, Latte (?) und Bruder, dann der Burggraf von Holics. Es war alles sehr galant, alles sehr gut gelaunt. Es wurde punschiert und um 2 h erst nach Hause gegangen. Band 05 (V.), Seite 80r
2917 1805 7 29 Letzter Tag in Brünn. Früh wurde gepackt. Von Therese erhielt ich einen Brief, worin sie mir wieder die Fatalität mit dem Badener Quartier schreibt. Zeltner besuchte uns, mit ihm und Franz zu Krieghammer. Die Kathi ging mit uns zu ihrem Vater ins Gubernialgebäude, wo man uns den ständischen Saal zeigte, der mit Fahnen und dem Pflug von Joseph auf einem marmornen Postament geziert ist. Von da zur Hebenstreit ins Kaffeehaus, spielte einige Partien Billard, dann zum Essen. Es ging traurig zu, die Mayer lag. Nach Mittag in unser Zimmer, ich schrieb. Juden bestürmten uns, ihnen Leinwand abzukaufen, sie boten mir das Stück für 117 fl., ich bot ihnen 50 fl. und musste sie haben. Zugleich spendete ich meine Geschenke an die Köchin Blethi (?) und die böhmische Magd aus. Mit Moreau ins Kaffeehaus, abends ins Theater „Reise nach der Stadt“, Lustspiel in 5 Akten von Iffland, Weidmann als alter Carl, letzte Gastrolle. Im Theater beurlaubte ich mich von allen und brachte wieder mit Kleinheinz und Umlauf eine Aussöhnung zustande. Er gab mir für Therese eine Arie aus „Aline“. Bei Mayer war großes Abschiedssouper, wobei beide Moreau, Fetz, Kleinheinz und der Inspektor von Eichhorn waren. Die Mayer lag im Bette. Wir nahmen von allen Abschied und kamen erst gegen 2 h ins Bett. Band 05 (V.), Seite 80v
2918 1805 7 30 Reise nach Wien, sehr warm. Um 4 h fuhren wir in Duprées Compagnie ab. Mittags beim Forstmeister Pietsch (?) in Nikolsburg. Er war nicht zu Hause, wir speisten in Gesellschaft einer wassersüchtigen Frau von Rosenthal (?) und wurden vortrefflich bedient. Es sind liebe Leute und gaben uns noch zum Souper mit. Um ½ 4 h fuhren wir weg und da unser Kutscher Kaspar, ein Erzschuft, nicht weiter als Poysdorf fahren wollte und grob wurde, so musste ich ihn prügeln und so fuhr er bis Wilfersdorf. Es regnete etwas, wurde kühl und so gingen Dupré, Franzl und ich von Poysdorf bis Erdberg ½ Post zu Fuß. Es war sehr angenehm. Wir aßen sehr wenig, hatten bei der Rosen reinliche Zimmer, nur wurden wegen des Amtmanns Namensfeier Joseph mit Musik und Böllerschüssen gestört. Ein schönes Schloss, dem Fürsten Johann Liechtenstein, ziert den Ort. Band 05 (V.), Seite 80v
2919 1805 7 31 Ankunft in Wien. Warm. Mit Drohungen gegen den Kutscher kamen wir nach 6 h von Wilfersdorf weg, nach Gaunersdorf; hier gab der Kerl wieder Heu. Dupré, Franzl und ich gingen von da über Kollendorf bis auf den Berg Hohenleithen. Da ruhten wir aus, plauderten mit dem Wachtmeister, unter dessen Kommando 10 Mann die Straßensicherheit herstellen, dann weiter nach Wolkersdorf, hier wurde gespeist. Um 5 h kamen wir am Spitz an. Im Wirtshausgarten erwarteten uns die Weidmann, Frankstein, Doppler (?) und ihre Schwester Lori. Ich grüßte sie, fuhr aber gleich an den Tabor, ließ visitieren, dann bei Weidmann abpacken und nach Haus. Therese, schon zur „Pamela“ angezogen, empfing mich, wurde aber gleich ins Kärntnertor-Theater abgeholt. Wir konnten wenig sprechen. Ich ging ihr mir der Großbauer Jeanette nach, welche sie bei sich behält. Da aber Cherubini im Burgtheater zum zweiten Mal die „Deux journées" dirigierte, so begab ich mich dahin. Es war nicht voll, auch wurde ich außer einer Veränderung im Tempo der Ouvertüre und Romanze nichts gewahr, was seine Anwesenheit vermuten ließe. Cherubini wurde mit viel Lärm empfangen und beinahe die meisten Musikstücke beklatscht. Am Ende erschien er auf der Bühne. Ich schwätzte meistens mit Michel. Später wieder ins Kärntnertor-Theater „Gleiches mit Gleichem“, war auf dem Theater und begleitete die Großbauer nach Hause. Band 05 (V.), Seite 80v
2920 1805 8 1 Heiter, abends Regen. Anfang der Opernferien. Den ganzen Vormittag beim Grafen, mittags allein, nach Mittag arbeitete ich zu Hause. Gegen Abend machte ich mit dem Weidmann Franzl eine Exkursion zum Högler, Büsser und Reimann, dann ins Burgtheater „Verleumder“. Ich war im Parterre, dann mit Klimbke im 3. Stock und so brachte ich den Abend in Compagnie zu. Wir schwätzten viel von Brünn. Heute erhielt ich meinen Uhrschlüssel samt dem Stöckl, von schönem Gold, samt dem Namen. Band 05 (V.), Seite 81v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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