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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2876 1805 6 18 Am Vormittag Regen, nach Mittag heiter. Gewöhnlicher Vormittag. Therese hatte Probe von „Capricciosa". Mittags waren Neumann, Treitschke und Polly bei uns zu Gast. Nach Mittag kam Baumann und holte mich und Neumann ab, um in die Leopoldstadt zum Musikus Weiß zu fahren, der eine Operette von seiner Frau „Die Kupferstecher aus Paris“, schrieb, elendes Machwerk. Nachher gingen Neumann und ich in die Stadt zum Amphitheater. Heute verdarb das Wetter wieder das Ballonspiel. Dann ins Kärntnertor-Theater „Üble Laune“, Bernardi spielte den 100jährigen Greis vortrefflich. Ich fand Compagnie, die Rösner, Bulla und Polly, und so blieb ich. Therese war den Abend zu Haus und studierte. Band 05 (V.), Seite 73r
2877 1805 6 19 Windig. Erstes Ballon-Spiel. Gewöhnlicher Vormittag. Therese hatte Probe von „Capricciosa". Mittags allein, nach Mittag kam der Graf zu uns und machte mir eine Menge Aufträge. Um 4 h bekam Therese Besuch von der Stummer (?), 2 Töchtern, Rottruff und Nanett. Ich ging ins Ballonspiel, es war leer. Ich kam mit Pfersmann, Brockmann, Lange und Crasern (?) zusammen. Die Freibilletts gelten nur auf die 2. Galerie, dies beleidigte Lang und mit vollem Rechte. Er gab sein Billett dem Brockmann zurück und sagte, wenn Baron Braun den Künstler nicht ehrt, so wird er sich selbst nicht wegwerfen; ihm gebührt der erste Platz, den er seit 35 Jahren besucht. Er ging zur Kasse und zahlte 1 fl., ihm erst folgte Brockmann. Die Einnahme mag sich kaum auf 200 fl. belaufen, und so schlecht die Einnahme war, so langweilig war das Ganze, nicht zum Aushalten. Selbst mit der Beschreibung kapiert man das Spiel nicht. Es währte von 5 bis ½ 7 h, ich ging nachher mit Benkó und Heurteur ins Bierhaus zur Schlange, dann ins Burgtheater „Caliph“ und Pas de deux mit DeCaro, von da aber ins Kärntnertor-Theater „Gustav in Dalekarlien“, wo ich in der Loge blieb. Therese gab ich heute die Vermählungsmedaille und schrieb selbst auf das Papier: „Dem besten Weibe am 11. Juni 1805 von ihrem beglückten Manne“. Sie freute meine Aufmerksamkeit und ich fühlte ganz die Freude eines so guten Geschöpfes und wünschte nur, sie froh und zufrieden zu sehen. Band 05 (V.), Seite 73r
2878 1805 6 20 Ein schöner Tag. Gewöhnlicher Vormittag, nur dass ich eine Stunde ganz zu Hause arbeitete und mir für morgen einen Wagen nach Baden bestellte. Therese hatte Probe von „Capricciosa". Mittags war Polly unser Gast, nach Mittag arbeitete ich. Um 4 h holte ich Balassa, wir gingen ins Amphitheater und sahen die 2. Produktion des Ballonspiels unter Cartieris Direktion. Im Ballonspiel war es sehr leer. Die Einnahme war 134 fl. und jeder Spieler hat täglich 3 fl. Im Parterre schlug der Ballon einem Zuseher die Nase wund. Abends ins Kärntnertor-Theater, Therese sang in „Wandernde Komödianten“, dann „Verliebte Torheiten“. Die Oper gefiel wieder besonders und Therese erhielt für ihren Lauf allgemeines Applaudissement. Machte auch Anstalten zur morgigen Badner Fahrt. Band 05 (V.), Seite 73v
2879 1805 6 21 Ein schöner Tag. Fahrt nach Baden mit den Kohlischen. Um ½ 7 h fuhren wir weg. In Baden bestellte ich gleich für Therese Kipfel und Brot, ging zur Landschaft, rangierte alles, übergab dem Buchhofer (?) den Brief, traf Masini, Walther, die Wollerischen. Schlenderte im Park herum, ging in Scheiners Kaffeehaus, dann zum Adler speisen. Nach Mittag kaufte ich bei Masini von Holz Löffel und Gabel zum Salat, ging ins Kaffeehaus, trank Kaffee, spielte Billard, von da in den Garten des Doblhoff, später ins Theater „Vater von ungefähr" und „Listiger Kuhhirt", Divertissement. Ich fand wenig Bekannte, Stollhofer (?) und sie sprach ich. Es sind dieses Jahr viel Noblesse und viel Bettler, wenig aber vom Mittelstand in Baden. Nach dem Theater soupierten wir im Hirschen, dann nach Wien. Nach 12 h kam ich an, Therese wachte noch. Sie hatte Probe von „Capricciosa", die Rosalie zu Gast und nach Mittag ging sie und Goldmann zur Rivolla nach Hernals, wo sie sich gut unterhielt und bis ½ 9 h blieb. Heute beim 3. Mal nahmen die Ballonspieler 103 fl. ein. Band 05 (V.), Seite 73v
2880 1805 6 22 Ein angenehmer Tag, abends heftiges Donnerwetter. Gewöhnlicher Vormittag, Mittags allein. Therese hatte vor und nach Mittag Probe von „Capricciosa". Sie ist wieder in ihrer eifersüchtigen Stimmung, da zog ein trübes Wölkchen am Ehestandshimmel herauf. Nach Mittag arbeitete ich und erhielt einen Besuch vom Hampel, der lange blieb. Bei Therese war die Goldmann, fuhr auch mit auf die Probe. Abends begab ich mich ins Theater an der Wien, zum 1. Mal das „3. Gemälde der Modesitten“, lokales Lustspiel in 3 Akten, Weidmann als Herr von Schlegel. Es war sehr voll, ich fand eine Menge Compagnie in allen Stöcken und unterhielt mich schon angenehm vor dem Anfang, am meisten mit Tuscher (?) und Pekarek von dem Criminale. Das Stück gefiel nicht, Weidmann spielt bis zum höchsten Ekel von Essen. Die Szene im Prater ist zu wenig gut ausgeführt, exequiert und motiviert. Es hat im Ganzen wenig Neues, Handlung und langweilt. Weidmann wurde vorgerufen, als Teiderl (?) annoncieren wollte, der dann nicht mehr gerufen wurde, auch nicht mehr erschien. Weidmann dankte und annoncierte in iram (?), gefiel mir aber nicht. Im Nachhause gehen schwammen wir alle, so große Lacken waren. Band 05 (V.), Seite 73v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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