Etwas trüb. Früh zum Grafen, Arbesser und Kárner, der aber nicht zu Hause war. Er besuchte uns und nahm Abschied. Mittags allein. Therese quält und martert sich mit Furcht, weil heute „Marie von Montalban“ und sie noch immer heiser ist. Ich war wegen meiner Obligationen bei Levy, er gab mir einen Taler, den ich Therese brachte, führte mir seine junge Frau auf, die mir singen musste, ihre Nichte akkompagnierte. Nach Tische ging ich zu Kárner, nahm Abschied von ihm und Hampel, und blieb, bis sie und die Kanzlei wegfuhren. Sonst arbeitete ich bis abends, ging einen Sprung zur Polly, die mich zu sich bitten ließ. Dann ins Kärntnertor-Theater, nach 2 Monaten wieder „Marie von Montalban“ Es war leer, Therese sang gut. Nach dem 2. Akt war ich auf dem Theater und gab Therese mein Bravo. Ich suchte Compagnie und fand Rauecker mit Masini (?) Nach dem Theater gleich ins Bett.
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Ein schöner Tag. Heute nahm ich zum ersten Mal einen Frack. Gewöhnlicher Vormittag. Therese war in der Kasse und bei Turnau, wo sie Federn erhielt. Mittags speisten zum ersten Mal Peck und Treitschke bei uns. Ich bewirtete sie mit Champagner. Nach Mittag arbeitete ich. Im Kärntnertor-Theater ist „Die beschämte Eifersucht“, dann zum 2. Mal „Die Wette“, eine dramatische Kleinigkeit von Sonnleithner. Therese und ich sind nicht guter Laune. Agnes besuchte uns und nahm gleich wieder Abschied. Sie fährt nach Mannswörth. Mir kam doch die Lust, DeBachs Reitkünste zu sehen, ging zum Grafen, holte Therese ab und führte sie auf die Galerie, ich aber blieb im Parterre. Das Neueste war, dass er samt dem Pferde durch das Feuer sprang. Nach geendigtem Spektakel bediente ich Therese im Bürgerspital mit Kaffee, Gefrorenem, wozu auch die Dauer (?) kam, die ich ebenfalls bewirtete. Dann gingen wir auf die Glacis vom Kärntner bis zum Stubentor und nach Haus. Bei Therese war die Polly. Ich ging ins Kärntnertor-Theater, sehr leer, fand keine Compagnie. Therese und ich begleiteten die Polly nach Haus.
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Windig. Früh zum Grafen, bei dem ich in dem Tauschgeschäft bis 3 h arbeitete, nachher mit Balassa zum Villar speisen. Um 5 h nach Haus, hörte, dass Therese allein speiste, fand da die Bulla, welche den Abend blieb. Ich arbeitete, ging zum Silberarbeiter Winkler, dann ins Kärntnertor-Theater „Horatier und Curiatier“, und ins Burgtheater „Bayard“, fand nirgends Compagnie und schlich so herum. Dem Crescentini blieb im 2. Akt ganz die Stimme aus, im 3. sang er besser. Abends war es sehr kalt. Als ich nach Haus kam, fand ich bei Therese die Polly. Ich legte mich gleich und wir deliberierten, was denn am Sonntag zu machen ist. Das Resultat war, mit Neumann Compagnie zu machen, und wenn es heiter ist zum Biersack nach Währing zu wallfahrten. Im Theater sprach man von den Unruhen in Prag und Krakau, wegen Hungersnot, und von Se. Majestät Reise nach Prag am 29. dieses. Morgen, Sonnabend, soll die „Uniform“ sein, und DeBach verboten werden zu reiten, weil der Markt zu Ende und Lottoziehung ist. Selbst am Montag verbot es ihm Jos[eph] Braun, in Abwesenheit des Bruders, zum Vorteil der Wohltätigkeitsanstalten ein Spektakel zu geben. Ich bin nun neugierig, ob sich Braun mit seinem Starrsinn durchsetzt.
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Windig, mitunter ein paar Spritzer. Den Vormittag beim Grafen und auf den Markt, zur Endigung wegen Casimir. Therese besuchte die Bulla und brachte ihr von der Hitzinger Sauerkraut. Polly war unser Gast. Nach Mittag kaufte ich in Ennöckl (?)s Tuchhandlung 4 Ellen Casimir auf einen Sessel, wozu mir meine gute Therese mit Polly Bordüren nähen wird. Sonst arbeitete ich bis abends, dann ins Burgtheater „Uniform“, um mit Neumann wegen morgen zu verabreden. Er entschuldigte sich, dass es zu teuer wäre, in einem Gasthaus zu speisen, dass seine Frau für die Feiertage schon eingekauft habe und dergleichen. Ich ließ ihn laufen und beschloss, mit Therese allein zu gehen. Im Parterre fand ich den Apotheker Röhrich, freute mich der Compagnie und schlich herum.
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Pfingstsonntag. Kühl. abends Regen. Früh zum Grafen. Suchte Compagnie, begegnete Ziegler mit seiner Marie, welche in den Prater gingen. Ich holte Therese ab und wir fanden uns in der großen Allee. Zusammen alle 4 bestellten wir beim Einsiedler Essen, durchstreiften den Wald bis zum Wasser und ließen uns das Mahl gut schmecken. Nach Tische begaben wir uns in die große Allee. Es fing einige Male zu spritzen an. Um 7 h bei Rasumofsky auf der Praterseite nach Haus. Ich ging in die Wohltätigkeits-Akademie im Burgtheater, in der der Münchner Sänger Brizzi mit Bevilacqua, Laucher und Saal sangen. Ich blieb nicht lange, weil ich keine Compagnie fand. Mir war nicht ganz wohl.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).