Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 2866 - 2870 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2866 1805 6 8 Ein angenehmer Tag. Den ganzen Vormittag schlich ich herum, meistens mit Haim, mit dem ich mich von unseren Verhältnissen, vom Theater etc. unterhielt. Braun engagierte eine neue Sängerin, eine gewisse Bertinotti (?), die von Pest kommt und weswegen er dem Pfersmann und Seibold den Auftrag macht, dass sie für die ersten dreimal wenigstens herausgepascht wird. Therese war wegen Mayer in Brünn bei der Weissenthurn. Mittags allein, Therese erwartete die Hahnl und Turnau, die bis 9 h blieben. Ich arbeitete nach Mittag und bestimmte ins Josephstädter Theater zu gehen, Gottfrieds Einnahme „Die Mitternachtsstunde des Totenreiters“, Zauberoper in 2 Akten. Den Logenschlüssel ins Kärntnertor-Theater „La muta per amore“ und „Verliebte Torheiten“ gab ich dem Beck. Ich fand im Bierhaus im Theater Schmirer, Jean Sartory, Ziegelhauser, Zrust etc., im Parterre Michel und seine Gesellschaft. Es gesellte sich ein Mädchen zu uns, mit der wir unseren Spaß hatten. Das Stück war teuflisch wie die übrigen. Eine gewisse Mad. Minnefeld (?), eine hässliche dreiste Bestie, trat auf und sang oder heulte 2 Bravourarien. Ich ging langsam herein, suchte Gesellschaft, fand aber keine und war um ¼ 11 h nach Haus. Band 05 (V.), Seite 72r
2867 1805 6 9 Ein sehr schöner Tag. Am Vormittag ging ich zu Kárner, dann zur Sitzung. Mittags mit Therese allein. Nach Tisch kam Winkler und brachte mir das neue Salzfassl, samt dem anderen (?) vergoldet. Ich ging einen Augenblick zur Polly, dann mit Therese zur Hackel baden. Zurück machten wir die Tour über die Bastei nach Haus. Nachher ins Burgtheater „Klara von Hoheneichen“, setzte mich aus Langeweile auf’s Bankl, suchte mir Compagnie, dann ins Unter-Kämmererhaus soupieren. Bei Therese war die Polly. Band 05 (V.), Seite 72r
2868 1805 6 10 So angenehm wie gestern. Gewöhnlicher Vormittag. Polly brachte das schöne Halstuch von Batist, welches Therese zur Feier des morgigen Tages sticken ließ. Sie war unser Gast, unterm Essen kam die Goldmann. Therese ging mit ihr zum Graveur Ascha, um das neue Salzfassl und die 2 silbernen Salzfassel (?) stechen zu lassen. Abends sang sie im Kärntnertor-Theater „Crequi“. Ich arbeitete nach Mittag, übergab Fink sein Promemoria, schloss den Brief an Kárner und ging abends ins Burgtheater. Nach langer Zeit wieder die „Seltene Audienz“, worin im 2. Akt in der Assemblée beim Fürsten alle jungen Schauspieler und Schauspielerinnen im Putz erscheinen. Therese hatte Probe von „Pamela“. Ich musste heute beim Grafen für die neue Tänzerin Bertinotti (?) den 3. Stock zurichten lassen. Band 05 (V.), Seite 72r
2869 1805 6 11 Ein schöner, warmer Tag. Früh weckte ich Therese mit herzlichen Küssen und freute mich, auf das 9. Jahr gedacht zu haben. Nach 7 h kam Polly, brachte uns einen Kranz von Vergissmeinnicht und frühstückte da. Therese ging um 9 h ins Brünnlbad zum Neumann, badete da, ich zum Grafen. Nach 11 h kam ich nach, Therese stieg eben aus dem Bad. Ich plauderte mit der Hausfrau und um 1 h gingen wir mit Neumann und seiner Emilie über die Felder nach Währing zum Biersack. Wir aßen und tranken gut, zahlten aber 7 fl. 5 x. Nochmal gingen wir um 6 h ins Brünnlbad, dann mit Neumann in die Stadt, Therese nach Haus. Ich ins Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, dann zum ersten Mal „Gleiches mit Gleichem“, Divertissement von Gallet, worin die Lamberti (?), Cozzeré (?) auftraten. Das Ballett und die Tänzer streiten um den Rang, welche schlechter sind. Nach dem Theater, wo ich Neumanns Compagnie fand, ins Bett. Band 05 (V.), Seite 72v
2870 1805 6 12 Sehr windig, kühl. Gewöhnlicher Vormittag. Mittags war Eckhart unser Gast, nach Mittag fuhr die Goldmann mit uns an die Wien an die Tischler-Niederlage, dann nach Haus. Die Goldmann luden wir auf morgen mit uns zum Brünnlbad, Währing etc. Zu Hause fanden wir Neumann, Nina und Salieri, da wurden seine Lieder probiert. Vor Tische war Therese bei der Kaiserin, Streffleur und Schosulan, Abschied nehmen und gratulieren. Später war Therese auch bei Rottruff, nach ihr kam ich. Sie blieb abends zu Haus, ich ins Kärntnertor-Theater. Nach vielen Jahren wieder „Das Kleid aus Lyon“, Lustspiel in 4 Akten von Jünger, ein sehr gutes Intrigenstück, wurde aber, da besonders Klingmann, Brockmann und Kopfmüller (?), der in der Eile Neumanns Rolle übernahm, weil selber wegen dem übersprungenen Fuß liegt, und Zimmermann sehr wenig memoriert hatten, auch schlecht gegeben. Im Nachhause gehen fand ich erst Compagnie und soupierte mit Wisenfeld beim Seitl. Band 05 (V.), Seite 72v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b