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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2871 1805 6 13 Fronleichnamstag. Ein schöner Tag. Um 6 h frühstückte die Goldmann bei uns, dann gingen wir mit Therese, im Ridikül eine Bouteille Tokajer zu Neumann ins Brünnlbad. Ich gratulierte ihm, dann wurde gleich nach Währing aufgebrochen. Schon waren die Gassen voll Menschen und viele beschäftigt, die Altäre zu bauen, wo die Evangelien gehalten werden. Wir durchstrichen die Gassen, bestellten beim Biersack unser Essen, hörten in der Kirche einen Teil des Amtes und beim Umgang das erste Evangelium. Nachher gingen wir nach Döbling, um auch da den Umgang zu sehen. Auf dem Wege besuchten wir den katholischen und den jüdischen Friedhof, in dem ersteren lasen wir alle Inschriften und verweilten uns lange. Therese war sehr müde und erschwerte uns die Reise. In Döbling gingen wir an Hönigsteins (?) Haus vorüber, über die Felder nach Weinhaus und Währing. Therese lamentierte über Hitze, Schwäche, Kopfweh, und dies stimmte mich um. Wir aßen beim Biersack gut und zahlten für uns, Goldmann, Neumann, Frau und 3 Kinder 14 fl. Nach Mittag spielten wir Kegel, sahen die Freiwilligen und Mus[ik ?] durch das Dorf herumziehen und blieben bis 7 h. Dann über und durch die Felder zur Hernalser Linie ins Brünnlbad. Hier ruhten wir eine halbe Stunde aus, dann nach Haus. Es war schon ½ 10 h vorüber, als wir nach Haus kamen. Es war ein sehr angenehmer Abend, nur kühl. Band 05 (V.), Seite 72v
2872 1805 6 14 Ein schöner Tag und wärmer wie gestern. Am Vormittag beim Grafen und Richart. Der Richart machte ich wegen ihrer Verschwendung und besonders wegen dem grauen Kleid bittere Vorwürfe; das Weib wird sich wohl nie bessern. Nach Mittag arbeitete ich. Therese erhielt Besuch von der Thaddä Weigl, welche den Abend blieb. Ich ging auf die Hauptmaut, dann in den Stadtgraben zum Amphitheater, um eine Probe der endlich angekommenen Ballspieler unter Cartieris (?) Direktion zu sehen. Um 7 h ging ich nach Hause, schrieb an Keglevich, dann ins Burgtheater „Hussiten“, leer. Ich suchte Compagnie, plauderte mit Csekonics von Eisenstadt und schlenderte aus Langeweile auf die Bastei. Therese holte ich nach 9 h ab, führte sie den Graben und Kohlmarkt auf und ab und bediente sie in dem übersetzten Nikolonischen (?), ehemals so großen und in der Welt bekannten, nun ganz eingegangenen Kaffeehaus mit Gefrorenem. Als wir solches ansahen, war nicht ein Gast im Kaffeehaus. Band 05 (V.), Seite 72v
2873 1805 6 15 Den ganzen Vormittag beim Grafen, auch beim Felice Ricati, Mann der armen Sängerin Bertinotti (?) Therese hatte mit der Bulla 1. Probe von der „Capricciosa", Musik von Fioravanti. Mittags allein, nach Mittag war ich immer zu Haus. Die Polly und Neumann kamen. Abends sang Therese im Kärntnertor-Theater „Wandernde Komödianten“, danach Terzett, Therese machte in der Oper mit dem Lauf wieder Furore. Ich ging ins Burgtheater, zum 1. Mal „Gustav in Dalekarlien“, historisches Schauspiel in 5 Akten, von Castelli aus dem Französischen übersetzt. Im Parterre traf ich mit Michel, dem Dichter Castelli und Hauser (?) zusammen. Das Stück gefiel so ziemlich, am besten ist der 3. Akt. Es war leer und schon vor 9 h geendigt. Unterm Theater wurde ein heftiges Donnerwetter. Band 05 (V.), Seite 73r
2874 1805 6 16 Trübe, mitunter Regen. Den ganzen Vormittag beim Grafen. Nach 12 h auf’s Theaterbankl, wo ich Weinmüller, Umlauf und Klimbke traf. Mittags beim Brandl mit ihr allein, nach Mittag zu Haus, dann ins Bürgerspital-Kaffeehaus, wo ich Zeitungen las und mit den Italienern vom Ballon-Spiel sprach. Abends mit Therese, welche allein zu Haus speiste, und Goldmann auf die Bastei und Glacis. Ich ging ins Burgtheater „Savoyarden“, „Gleiches mit Gleichem“ und ins Kärntnertor-Theater „Gustav“. Im Burgtheater sprach ich mit der Weissenthurn, im Kärntnertor-Theater mit Schmutzer (?), Dermer und Richart, welche ich ein paar Tage nicht sah. Nach dem Theater gleich ins Bett. Therese war den Abend allein. Band 05 (V.), Seite 73r
2875 1805 6 17 Wie gestern. Gewöhnlicher Vormittag, nur dass ich bei dem Münzhaus-Amtsdiener Denkmedaillen ansah, welche kaufte und mir zum Andenken unserer Vermählung vom Ascha gravieren ließ. Therese hatte mit Bulla Probe von „Capricciosa". Goldmann war unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich, schrieb dem Zimmerputzer Küster (?) und Winkler eine Bittschrift. Wallaschek besuchte uns, mit dem ich plauderte. Therese sang im Kärntnertor-Theater in „Uniform“, auf welche Oper ich die Bertinotti aufmerksam machte, der ich vor Mittag einen Besuch abstattete. Ich soupierte etwas beim Riedl und bewirtete auch Wanzmann. Der Kaiser kam von Prag zurück und fuhr gleich zu seiner Familie nach Hetzendorf. Herzog Albert erschien im Kärntnertor-Theater und wurde wie gestern mit allgemeinem Applaudissement empfangen. In der Oper unterhielt ich mich gut. Band 05 (V.), Seite 73r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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