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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2696 1804 12 20 Sehr, kalt, windig. Den Vormittag wie gewöhnlich. Bei Richart erfuhr ich, dass der Kauf ihres Gewerbes ganz zurückging, dass der Osthälter einen Kontrakt vorlegte, der äußerst nachteilig, wirklich beleidigend ist und dass ihr die Wuschikin antrug, ihr 1000 fl. auf ein Jahr ohne Interessen zu leihen. Mittags allein. Nach Tische arbeitete ich zu Haus, schrieb nach Neustadt wegen drapfarbenem Tuch. Mit Therese hatte ich wegen Richart Verdruss. Sie quält mich stets ohne Grund und überdenkt nicht, dass sie mir meine Tage kürzt, teuflische Eifersucht ! Therese begleitete mich, einige Gänge zu machen. Ich ging auch zu Brandl und sagte ihm, dass ich mit Kárner abmachte, dass wir am künftigen Mittwoch, als am Stephanitag Gäste sind. Später zu Liebisch, holte für Therese den weißen Piquet, übergab ihn der Sepherl. Dann nach Haus, später ins Kärntnertor-Theater „Riti d' Efeso“, Sehr leer. Ich war im 3. Stock und fand Compagnie. Zu Haus waren Graf Vinzenz, Goldmann, Nina mit der Müller Therese, Stegmayer mit Demmer. Band 05 (V.), Seite 51r
2697 1804 12 21 Strenge Kälte. Beim Erwachen fand Therese in ihrem Rock das Stück weißen Piquet, sie äußerte viel Freude. Später schrieb ich meiner Mutter. Therese schickte der Richart mit einem sehr artigen Billett 2 paar graue und 1 Paar weißseidene Stümpfe. Ich gab ihr einen Kalender. Mayer von Hetzendorf kam wegen der Musikprobe und blieb drei Tage bei uns. Er war heute allein unser Gast. Nach Tische kamen die beiden Prinster, welche Therese auf morgen zu Mittag lud. Nach Mittag arbeitete ich. Therese blieb allein zu Haus, ich ging zu Richart, welche den Geburtsabend bei der Wuschikin feiert, dann ins Kärntnertor-Theater, zum 2. Male „Kurze Ehe“, Lustspiel in 1 Akt aus dem Französischen von Sonnleithner, dann „Vologesus“. Beim Stück war ich im Parterre, brachte den Weissenthurnischen Komödienzettel von Ödenburg, beim Ballett auf dem Theater. Mayer schlief bei uns. Band 05 (V.), Seite 51v
2698 1804 12 22 Der Vormittag wie sonst. Sehr kalt. Der Graf machte mir mit 1 Paar Gilets aus türkischem Zeug ein Präsent, die Spuler mit Milchbrot. Mittags waren Mayer, die beiden Prinster und Rosalie unsere Gäste. Nach Tisch arbeitete ich, ging zum Advokaten Waldberger (?), Brandl, Kárner und mit ihm ins Burgtheater „Vier Jahreszeiten“, nicht voll. Ich fand Compagnie und so hielt ich aus. Therese war den Abend allein. Band 05 (V.), Seite 51v
2699 1804 12 23 Kalt. Früh zum Grafen, Minister Colloredo zu gratulieren, dann mit Therese und Lavotta in die Gänge. Therese hatte den Koch Gottlieb, Pauline die Amerikanerin und Mayer zu Gast. Ich speiste in Compagnie in der Dreifaltigkeit, gut, angenehm, aber teuer. Nach Mittag zu Haus. Therese sagte mir, dass Koch da war und uns mit Korn auf morgen zu Mittag und Abend einlud. Bei Therese waren Rottruff. Pauline, Gabrieli, bis ½ 7 h auch Mayer und ich. Ich ging mit Kárner und Graf Vinzenz ins Haustheater zur Lienhart (?) „Tochter Pharaonis", und „Mann von 40 Jahren“, fiel nicht so schlecht aus als ich mirs dachte. Um ½ 9 h war das Theater zu Ende, wir gingen zum Taroni, tranken Punsch und um 9 h nach Hause. Ich begleitete noch die Pauline. Band 05 (V.), Seite 51v
2700 1804 12 24 Trübe, die Kälte lässt nach. Den Vormittag wie sonst. Um 1 h fuhren wir zu Koch. Kárner kann wegen des Fürsten Unpässlichkeit nicht auf Mittag, sondern erst abends kommen. Bei Tische waren Koch, Roose, Frau, 2 Rizzardi (?) Frauen mit Mädchen, dann Zimmermann und Kochs Familie. Wir saßen und aßen lange. Abends schrieb mir Kárner ein Billett, er könne wegen des Fürsten Unpässlichkeit gar nicht kommen, mich verdross es ein wenig. Um 7 h wurde an allen Seiten beschert. Roose war in der Stadt, erschien etwas zu spät, dies gab Verdruss. Später wurde gespielt, Therese spielte Préférence, ich mit der kleinen Rizzardin, Stephanie, Jette und den Jungen Saunikel. Um 11 h wurde soupiert, dann punschiert. Um 11 h ging’s nach Haus und ins Bett. Therese fuhr. Band 05 (V.), Seite 51v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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