Vormittag zum Grafen, in die Roßau. Mittags war Graf Vinzenz unser Gast. Nach Mittag auf die Maut, zu Richart und nach Haus. Therese hatte großen Besuch, Csekonics und Carl, Werlen, Graf Vinzenz, Bulla und Tochter. Mit der Bulla ging ich ins Burgtheater „Schreibpult“. Zimmermann von Dresden als Diethelm. Er spielte gut, schnatterte in einigen Szenen nur zuviel. Wurde vorgerufen, sprach in gewöhnlichen Ausdrücken von Beifall, Nachsicht, gebildetem, ersten Publikum Deutschlands, freundschaftlicher Pflege, möchte es ihm vergönnt sein, unter diesen verehrungswürdigen Künstlern seine Talente auszubilden.
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Neblig, abends Regen. Vormittag zum Grafen, dann etwas Promenade und nach Haus, um Therese arrangieren zu helfen. Gewey, Koch, Kárner und Hummel waren unsere Gäste. Wir saßen und aßen gut. Nach Tisch kam die Csekonics, Bulla, letztere blieb bei Therese. Ich ging mit Gewey in die Josephstadt ins Theater, dorthin kamen Stegmayer, Demmer und Frankstein. Gemeinsam begaben wir uns in die Alsterkaserne, wo in einem gemeinen Soldatenzimmer von gemeinen Soldaten „Menschenhass und Reue“ misshandelt wurde. Ein Grenadier machte die Gräfin, ein Musketier die Eulalia und eine ordinäre Magd das Stubenmädchen. Ein Schwabe spielte den Van der Heft. Ich musste mit den anderen viel lachen. Der Gestank von Tabak und anderen Dämpfen, die Hitze ließ uns nur 2 Akte aushalten, dann begaben wir uns ins Schattenspiel auf dem nämlichen Gang. Ein Freimannssohn war der Künstler davon. Ein paar Stubenmädchen unterhielten uns. Nachher gingen wir zum Schlössel soupieren, um 11 h nach Haus.
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Den Vormittag wie gewöhnlich, außer dass ich in der Generalprobe von dem neuen Ballett war. Therese war bei Hof und hatte Besuch von der Bulla und der Amerikanerin Pauline, die sehr artige Stickereien von ihrer Arbeit zeigte. Ich blieb bis ½ 3 h in der Probe. Braun und Gallet ließen das Orchester von ½ 12 bis ½ 2 h warten. Sie beklagten sich, als Braun kam, er brutalisierte sie, fing mit Sakrament an, schob den Kaiser vor, der sich über ihr schlechtes Spiel beklagte und sagte, wer nicht bleiben will, der kann zum Teufel gehen. Der Violoncellist Hikisch (?) legte sein Violoncell weg und ging auch. Die Probe ging sehr schlecht, ich ging nach dem 3. Akt. Graf Vinzenz und Agnes speisten da. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus, schrieb an Keglevich. Abends ins Kärntnertor-Theater „Singspiel“, dann um 1. Mal „Vologesus oder der Triumph der Tugend“, Ballett von Gallet, Musik von Winter, 7 neue Dekorationen von Platzer. Gefiel, aber nicht mehr. Nach einer allgemeinen Stille wurde Gallet mühsam vorgerufen. Die Musik und Dekorationen gingen sehr schlecht, besonders das Trauerzelt wurde beim Verändern ganz zerrissen. Spuler mit Richart, Michel, Vogovics etc waren im Parterre.
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Der Vormittag wie sonst. Richart sagte ich, sie sollte sich nicht länger von der Osthälter (?) zum Narren und von ihrem Mann betrügen lassen, sie soll und will einmal die Sache ausgemacht wissen. Mittags war Csekonics unser Gast, die Pauline und Neumann besuchten Therese nach Tisch. Nach Mittag arbeitete ich, schrieb meiner Mutter. Der Csekonics gab ich einen Theateralmanach. Aschkan brachte Therese einen schönen Handspiegel. Therese war den Abend allein. Ich ging in beide Theater, im Burgtheater „Domestikenstreiche“ und „Vologesus“, im Kärntnertor-Theater „Johanna von Montfaucon“, Zimmermann als Philipp. Dem Beck gaben wir die Loge. Im Kärntnertor-Theater blieb ich 2 Akte, Zimmermann gefiel mir nicht. Im Parterre plauderte ich mit Sonnleithner und Frau, dann ins Burgtheater. Eben begann das Ballett. Es war nicht sehr voll und gefiel weniger als gestern. Gallet wurde gar nicht gerufen.
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Gefroren, heiter. Früh fuhr mit dem Grafen meine Hoheit nach Meidling, um von Ehrenfeld Lämmer auszusuchen. Im Rückweg erhielt ich ein percalenes Halstuch mit weißen Streifen, welches 3 fl. kostete. Die Töpfer war unser Gast. Nach Tische schickte uns die Natorp zu ihrer Einnahme 2 Billetts zu gesperrten Sitzen im Parterre noble. Therese trug sie zur Großbauer. Nach Tische arbeitete ich. Um 4 h bestimmten wir mit dem Grafen Vinzenz zum Krippenspiel auf’s Holzplatzl No. 277 zu fahren. Vorher war ich beim Bildhauer Högler. Abends im Burgtheater „Jäger“, Zimmermanns 3. Gastrolle als Anton. Im Kärntnertor-Theater der Sessi Einnahme, „I riti d' Efeso“, Oper in 2 Akten von Farinelli. Nach Mittag besuchte uns noch die Csekonics, später kam die Bulla, diese und die Töpfer blieben den Abend bei Therese. Das Krippenspiel unterhielt uns wegen der wirklich schönen Dekorationen von Janitz und Gail. Es ist ein Vergolder, dem es gehört. Das Äußere ist sehr niedlich zugerichtet. Ein Klaviermeister Vogl spielte am Pianoforte, er lehrt auch die Goldmann. Später kam Janitz, mit diesem plauderte ich von Dekorationen. Nach der Produktion führte er uns nach hinten, die Maschinen und alles zu zeigen. Um ½ 7 h kamen wir nach Hause. Ich ging mit Vinzenz ins Burgtheater, fand Lang und blieb. Zimmermann gefiel sehr wenig, wurde nur mit Anstrengung vorgerufen, sprach von Gnade, Nachsicht bei seinen Kunstvorstellungen, seiner seligsten Stunde etc..
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).