Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 2666 - 2670 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2666 1804 11 20 Ein schöner Wintertag. Den Vormittag wie gewöhnlich. Therese hatte Probe auf dem Theater. Agnes war mit Eckhart unser Gast. Nach Tisch gingen wir alle 4 in die Porzellanfabrik und trafen eben die Kaiserin. Wir sahen die neuen Teller eines kaiserlichen Service, die außerordentlich schön sind. Der Kaiserin gefiel auch der von mir für Keglevich bestellte Suppentopf. Eckhart schied von uns, wir marschierten durch die Waisen (?), Währingergasse, Glacis bis zur Josephstadt. Da begaben sich Therese und Agnes nach Haus und fanden Rothruff, Schwester und Reserl, welche den Abend blieben. Ich ging noch zum Bildhauer Högler, dann sprach ich Richart und ging ins Kärntnertor-Theater „Singspiel“, Raub der Sabinerinnen“. Sehr leer, ich schlief eine Weile im Parterre, dann ging ich auf’s Theater, wo ich mich auch ennuyierte. Müde und missmutig begab ich mich nach Hause. Band 05 (V.), Seite 48r
2667 1804 11 21 Kalt, trübe, nach Mittag und nachts Regen. Es ist so Glatteis. Früh fuhr ich nach Meidling ins Casino zum Ehrenfels, Schafe zu merken, dann zum Grafen und Markt. Therese hatte Probe. Die Töpfer Mutter war unser Gast. Heute ist der Sterbetag der guten, aber leichtsinnigen Assen. Nach Mittag arbeitete ich, dann in die Fabriksniederlage, zusammenrechnen und zahlte 344 fl.. Auf die Hauptmaut, dann ins Burgtheater „Minna von Barnhelm“. Dupré als Riccaut de la Marlinière gefiel. Wegen eines falschen 5 fl. Banco-Zettels gab es einen Auflauf. Es gab einen solchen ein Fremder zur Kassa, der ihn vom Kellner im Walfisch erhielt. Ich war im Parterre, hatte zwar Compagnie, konnte aber den Anfall des Schlafs nicht ganz vertreiben. Ein neues großes Ballett, eine Opera seria und „Fürstengrösse“ werden studiert. Band 05 (V.), Seite 48r
2668 1804 11 22 Heiter, aber sehr kotig. Meiner guten alten Mutter Namenstag. Früh zum Grafen, besorgte für Keglevich einige Kommissionen, ging auf den Markt und kaufte von Stahl einen Haspel (?) Therese hatte Probe im Theater mit ganzem Orchester. Um 12 h kam Koch und passierte mit Therese die ganze Rolle, später Kárner. Beide waren unsere Gäste. Unter dem Essen kam die Kohl, brachte uns Redoute-Billetts, später Albert und zahlte. Später die Richart und brachte Theresen ein schönes, gelb- und weißseidenes Umhängtuch, oder auch Kopftüchl, mit Fransen, als Markt. Wir saßen, aßen und tranken bis 6 h, brachten meiner lieben Mutter Gesundheit aus und waren froh und munter. Ich schrieb noch an den Grafen Keglevich, Therese machte Toilette und um ½ 8 h führte ich sie zur Rottruff in die große Gesellschaft. Dann ging ich ins Kärntnertor-Theater „Seelengröße und Verworfenheit“, sehr leer. Außer Richart fand ich keine Compagnie. Sie erzählte, dass abends Berger selbst im Gewölbe war, ihr sagte, seine Frau sei nach Mittag 2 h von einem Mädchen entbunden worden und bat sie, selbes zu heben. Sie sagte es nach einigem Weigern zu, welches ich für sehr unklug hielt, denn nebst den Kosten zieht so etwas in Verhältnisse hinein, die äußerst lästig und unangenehm sind. Nach dem Theater ins Bett. Therese blieb bis ½ 1 h, langweilte sich und wurde von Korn begleitet. Es waren kaum 30 Menschen und nichts nach ihrem Geschmack. Band 05 (V.), Seite 48v
2669 1804 11 23 Heiter, windig. Früh zum Grafen, mit Vinzenz zum Kárner, dann in die Akademie. Dann allein zum Högler und Reimann. Therese hatte im Kärntnertor-Theater Quartett-Probe. Mittags allein, wir schnitten die heute erhaltene kalte Pastete an und fanden sie sehr gut. Nach Tische arbeitete ich. Therese brachte dem Kridl und Lang die erhaltenen Redoute-Billetts. Wir blieben den Nachmittag allein, Therese auch den Abend. Ich aber ging ins Burgtheater „Der Fremde“, Lustspiel in 5 Akten von Iffland. Unterhielt mich sehr, Lang, Ziegler und die [?] spielten brav, auch die Bulla, sie wurde sogar applaudiert. Ich fand im Parterre Compagnie und blieb auch. Nach dem Theater mit einem Umweg nach Haus. Band 05 (V.), Seite 48v
2670 1804 11 24 Windig, abends Regen. Früh erhielten wir 6 Hasen, wovon wir dem Oeppinger, der Mama und Richart schickten. Therese hatte Generalprobe von den „Herrnhuterinnen“. Ich ging zum Grafen, dann auf den Markt, dann nach Haus speisen. Wir waren allein. Nach Tische zum Grafen, dann in den Kleinen Redoutensaal, wo Eberls Menuette und Deutsche für morgen probiert werden. Sie sind schön, doch wir werden nichts davon hören. Ich arbeitete noch eine Stunde, dann ins Kärntnertor-Theater „Vaterhaus“. Therese sang im Burgtheater in „Selico“. Nach dem Theater gingen wir in die Gesellschaft zu Schmirer, wo der Vorabend von ihrer Mutter Namensfest gefeiert wird. Die Gesellschaft war aber Nachmittag statt abends, und so eilten wir nach Hause und ins Bett. Band 05 (V.), Seite 48v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b