Katharinen-Redoute. Früh gingen wie zu Pfaller gtatulieren, dann Therese allein zur Salierischen, der sie einen Fächer brachte, dann zu Woller, Gabrieli, Gulyás. Ich ging zum Grafen, später nach Mariatrost zum Parapluiemacher. Mittags speisten wir allein Hasen. Von unserem Wildgericht schickten wir der Mama, Oeppinger und Richart. Nach Mittag zu Monse (?), abends ins Kärntnertor-Theater „Savoyarden“, nach der Operette zur Lienhart, wo die Mädchen „Jacques Splen (?)“ und „Geständnis“ aufführten, und nachher tanzten. Ich blieb bis ½ 10 h, dann nach Haus. Therese war den Abend zu Haus mit Bulla. In der Redoute waren 4693 Personen Außerordentliche Hitze, doch von Masken nichts Besonderes. Arbesser benutzte die Gelegenheit, nahm den Quartierschlüssel und brachte sich einen Schutzengel mit.
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Nasskalt. Im Kärntnertor-Theater zum 1. Male die „Herrnhuterinnen“, Oper in 2 Akten nach Picard von Sonnleithner, Musik von Devienne. Früh zum Grafen, um 10 h zur Polizei wegen dem Kutscher Franz, auf den Markt und zum Grafen. Therese hatte Probe. Mittags allein, nach Tisch kamen Sonnleithner und Salieri, ich ging in die Porzellanfabrik mit Muh[me ?] wegen des Keglevich’ Service. Abends ins Kärntnertor-Theater. Die Oper war um ½ 9 h zu Ende, obwohl erst um 7 h angefangen wurde. Sie missfiel und wurde ausgezischt, welches aber bestimmt Kabale war. Therese konnte mit aller Anstrengung aus ihrer Rolle als Beschließerin nichts machen. Mich disgustierte dies sehr, auch Therese, die so viel Mühe umsonst verschwendete. Ich fand viele Bekannte, Stegmayer, Michel, Spuler, Richart. Ersteren lud ich für den Donnerstag zum Speisen.
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Kalt, gefroren. Den ganzen Vormittag beim Grafen, er gab mir für Therese Mohnbeugel. Meine Mutter schickte uns einen Hasen, Gottlieb von Preßburg eine kalte Pastete zum letzten Mal.auf den Markt. Theresen gab ich das Kammertuch auf ein Kleid, sie lässt es sich gleich mit schwarzem Sammet machen. Mittags und nach Mittags allein. Filz (?) und die Himmel (?) kamen. Therese sang im Burgtheater „Herrnhuterinnen“, nachher „Amors Rache“, weil es gestern zu früh aus war. Ich arbeitete, dann auch ins Burgtheater. Es war voll, die Oper missfiel nicht. Beim Ballett blieb ich auf dem Theater, Therese in der Loge. Zusammen gingen wir nach Haus.
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Den Vormittag wie gewöhnlich, dann zu Richart ins Gewölb. Mittags allein, nach Tische zu Kárner, abends ins Kärntnertor-Theater „Kleine Putzmacherin“ und „Heirat durch ein Wochenblatt“. Brockmann spielte den Schauspieler ganz vortrefflich und war ganz jugendlich angezogen. Bernardi als Flötenspieler und Koch als Magister Baldrian gefielen. Mich unterhielt das Stück ungemein und doch waren wenig Menschen darin.
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Kotig. Den Vormittag wie sonst. Mittags waren Kridl, Lang, Wagner und Stegmayer unsere Gäste. Nach Tische kam Nina und später Richart. Wir saßen bis abends und ließen es uns bei Trüffel- und Fasanpastete, Bordeaux, Burgunder und Champagner recht wohl sein. Therese sang im Kärntnertor-Theater „Perückenstock“ und „Herrnhuterinnen“, ich blieb, dann zu Monse (?), nach Haus. Vorher war ich bei Kárner, um Abrede wegen dem Nikolaus-Jux bei der Szilinska zu nehmen. Ich setzte es wegen Moreau durch, er produziert „Ein Schelm tut mehr als er kann“, worin er Perinet als Eilmann und Schmitt (?) als Thaddädl hineinbringt. Wir waren zu Rottruff ihrer letzten Gesellschaft geladen, gingen aber nicht, sondern nach dem Theater gleich ins Bett. Therese war wegen ihrem Präsent bei der Kaiserin und wurde gut empfangen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).