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Anzeige von 2701 - 2705 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2701 1804 12 25 Der heilige Christtag, nass, Nebel. Den Vormittag beim Grafen, er gab mir 2 Billetts in den Redoutensaal zum „Saul“, für die St. Marxer Bürger. Diese gaben wir dem Buchhändler Beck. Dann gewöhnlich Promenade. Der Koch Keppler war unser Gast. Nach Tische kam zu Therese die Lavotta, auch Brandl, welcher auf morgen seine Einladung wiederholte. Ich schrieb an Keglevich, arbeitete. Abends mit Graf Vinzenz ins Haustheater zum Vulcani „Verwandelter Rittmeister“, Lustspiel in 1 Akt, dann Pantomime „Die Zauberrose“. Wir sahen alles, was man in diesem kleinen Raum leisten kann. Sah Massburg wieder, DeCaro und Terzaga waren da und als ich herabkam, wartete der Graf unten. Therese wartete meiner mit dem Schlafengehen, blieb allein. Um 9 h war ich schon zu Hause. Band 05 (V.), Seite 51v
2702 1804 12 26 Stephanitag. Trübe, feucht. Großes Diner und Fest bei Brandl. Gestern lud ich Moreau, heute Therese die Jeanette zu Brandl ein. Früh zum Grafen, dann eine kleine Promenade und nach Haus, dann mit Therese, Koch und meinem Bruder zu Brandl. Auf Kárner mussten wir lange warten. Wir aßen, waren vergnügt und freuten uns des Lebens. Nach Mittag kam Amalie. Abends trennte sich alles und ging in die Theater. Therese sang im Kärntnertor-Theater „Herrnhuterinnen“, nachher „Verliebte Torheiten“. Ich ging auch ins Kärntnertor-Theater und sah die Infamie, dass bei jedem Eingang in die Plätze 2 Naderer standen, die jeden frei Eintretenden anhielten, ihn um seinen Namen, Wohnung etc. fragten. Die ist für ein Hoftheater die größte Herabwürdigung! Ich fand im Parterre Compagnie und so blieb ich. Band 05 (V.), Seite 52r
2703 1804 12 27 Kárners und meines Bruders Namensfest. Feuchtes Wetter. Früh zum Grafen und Kárner, Gabrieli war unser Gast. Therese lud die Rottruff und Pauline auf Mittag ins Krippenspiel. Letztere liegt mit Augenschmerzen. Um 3 h gingen die Rottruff, ihre Resel, Gabrieli, Therese und ich in die Roveranigasse zum Krippenspiel. Im Wartezimmer trafen wir Woller und Familie, wir unterhielten uns zusammen. Nach 3 h kamen wir nach Haus, fanden die Bulla und Töpfer. Die übrigen blieben auch da und so hatte Therese große Gesellschaft. Ich begab mich ins Kärntnertor-Theater „Patienten“ von Mad. Rase (?), Lustspiel in 2 Akten, wurde sehr verdient ausgezischt, dann „Kurze Ehe“. Ich hatte Langeweile und schlief ein, fand Compagnie und plauderte, sonst hätte ich es gar nicht ausgehalten. Band 05 (V.), Seite 52r
2704 1804 12 28 Außerordentliche Kälte, Nebel wie Regen. Den Vormittag wie sonst, mittags allein. Nach Tische arbeitete ich, dann mit Therese in die Porzellanfabrik. Vom Passy erhielt ich für Kalender eine ganz moderne, mit Silber verzierte Kaffeeschale, die ich Therese zum Neuen Jahr schenkte. Bis ½ 7 h arbeitete ich, dann ins Kärntnertor-Theater „Das war ich“ und „Vologesus“. Ich ging in den Plätzen herum, im 4. Stock fand ich die Woller Lisett. Zum Ballett ging ich auf’s Theater, plauderte mit Sonnleithner wegen englischen Komödien von Beck, um 9 h nach Haus. Band 05 (V.), Seite 52r
2705 1804 12 29 Kalt, gefroren, zum Grafen, Woller gratulieren, dann auf die Holzgestätte zum Johann Mühlhoffer wegen Holz. Nach Tisch mit Billetts von Weigl zum Grafen, zu Vulcani, dem ich die travestierte „Erwine von Steinheim“ brachte. Es war eben Probe von „Dank und Undank“. Therese ging nach Tische zur Saal und blieb den Abend bei Neumann. Abends ins Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Die spröde Witwe auf der Probe“, Oper in 1 Akt nach Dupaty von Streckfuss, Musik von Dalayrac, dann „Amors Rache“, „8 Weiber, kein Mann“. Missfiel ganz und das war gut. Eigensatz strengte sich an und konnte es doch nicht erhalten. Nach der Oper ging es sehr tumultuarisch zu, beinahe eine Viertelstunde wurde gezischt und geklatscht. Einige junge Cavaliers machten sich den Jux, die Eigensatz nochmals zu sehen. Sie erschien im Männerkleide wieder, um zu annoncieren. Die Naderer standen und schrieben viele auf. Band 05 (V.), Seite 52r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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