Ich konnte nicht schlafen, war zu sehr echauffiert und mein Magen überladen. Früh war mir sehr schlimm, und doch musste ich vor 8 h beim Grafen sein, arbeitete bis 9 h, dann fuhr er nach Preßburg. Ich ging zum Quarin, dann zur Terzaga wegen einer Oper von Guglielmi „Tre sposi per uno", gefiel nicht und war leer. Ich hielt nicht länger aus, mir wurde übel. ich musste mich legen und stand nicht mehr auf. Therese war in der Probe, hörte, dass auch Neumann liegt, speiste allein, sang nach Tisch mit Salieri und legte sich ebenfalls. Mein Bruder kam und brachte ihr einen schönen atlassenen, mit Gold gestickten Ridikül.
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Ich befinde mich besser. Vormittag zu Quarin, Terzaga etc.. Therese hatte Probe und lud für morgen den Treitschke, Neumann, und Frau zum Speisen ein. Mittags allein. Nachmittag arbeitete ich, abends kam die Bulla und blieb bei Therese. Ich ging mit Neumann ins Kärntnertor-Theater „Tre sposi per uno“, zum 2. Mal, unglaublich leer. Nur sahen wir im 2. Parterre 11 Naderer mit ihren teuflischen Physiognomien. Dieser Anblick verscheuchte uns ganz. Wir gingen in die Obere Bräunerstraße, tranken Bitterwein und blieben bis ½ 9 h. Ich ging nach Haus und wir arbeitete noch bis ½ 11 h. Heute ist die erste Mittwoch-Redoute. Um ½ 12 h war von Gallet ein Kontertanz „Die Bandelkramerinnen von Tirol“, Vulcani und Bossi (?) tanzten einen Pas de deux. Die Kleider allein kosteten über 1000 fl.. In allem waren 1100 Personen und 300 darunter gezahlt; eine Folge vom Maskieren.
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Therese war in der Probe und kam mit Wallaschek nach Haus, den ich auch einlud. Ich arbeitete, war im Haus, traf bei den August[inern] mit Woller zusammen und war bei Richart, die mir die Streiche und das unedle Betragen ihrer Dienstmädeln und Gemahls erzählte. Mittags waren Treitschke, Neumann, Frau und W[allaschek] unsere Gäste, wir waren guten Humors. Nach Mittag ging ich zu Kárner und in Ober-Lieutenant Hampels Gesellschaft ins Leopoldstädter Theater, LaRoches Einnahme „Göttin der Gestirne“ von Gleich, Musik von Müller. Viel Spektakel und viel Unsinn; es war unmenschlich voll. Es fing heftig zu wehen und zu schneien an und war außerordentlich morastig. Das Nachhause gehen war sehr fatal. Therese hatte den Abend die Hahnl bei sich.
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Sehr kalt. Früh arbeitete ich, dann zu Quarin, Hof-Theaterkanzlei, zum Portraitmaler Bergmann. Therese hatte Probe von der Uniform mit Quartett. Mittags allein, Therese sang nach Tisch mit der Gulyás, ich schrieb. Um 4 h fuhren wir zum Reimann und in die Porzellanfabrik. Abends ging ich ins fürstliche Haus, ins Burgtheater „Tre sposi“, sehr leer. Dann in die Obere Bräunerstraße, Bitterwein zu trinken. Da fand ich Rösner und Neumann, wir plauderten bis 9 h. Dann nach Haus, wo ich noch ein paar Stunden arbeitete. Therese studierte und war den Abend allein. Ich kaufte im Gasthaus 2 gestrickte Schlafhauben und brachte sie ihr.
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Lichtmess. Kalt. Früh zum Quarin, Grafen, Theaterkasse. Keglevich war angekommen. Dann zum Maler Bergmann. Ich begegnete Kárner und ging in Compagnie herum. Ich begegnete Zimmermann und lud sie zu uns ein. Mittags allein zu Haus, nach Tische arbeitete ich, Therese sang mit der Gulyás. Ich ging abends zu Kárner, Therese mit der Neumann Reserl zur Hahnl nach Hof, wo sie den Abend blieb. Ich begab mich ins Kärntnertor-Theater, 3. Stock „Fassbinder“ und „Vologesus“. Ich unterhielt mich mit Spornstädt (?) recht gut und ging nach dem Theater schlafen. Heute starb die Kaufmann im Zuchthaus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).