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Anzeige von 2751 - 2755 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2751 1805 2 13 Gefroren. Redoute, darin ein Kontertanz „Die Bandelkramerinnen von Tirol". Den Vormittag beim Grafen, den ich ganz mit der Kellerrevision zubrachte, dann zu Therese in die Probe. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, dann wieder in des Grafen Keller. Therese machte Besuch bei der Saal. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum 2. Mal „Die Radikalkur“ von der Weissenthurn, dann die „Putzmacherin“. Die „Radikalkur“, ein ähnliches Sujet mit der Oper, entlehnt aus selber, ist in Rücksicht militärischer Strenge und Subordination voll Absurditäten, wurde von Koberwein noch mehr übertrieben und gefiel gar nicht, es war auch leer. In dem Stückchen blieb ich nicht, sondern ging nach Haus, nahm meinen Domino, den ich vom Grafen hatte, und ging in die Redoute. Es war meine erste in diesem Karneval, es waren bei 2000 Personen. Ich traf Langreuter, mit dem ich mich immer herumtrieb. Er war nie in einer Redoute, und so führte ich ihn immer herum. Ich plauderte mit Korntheuer, Frankstein, Gerger, Erwein (?), die ich aber alle verließ, um nur mit Langreuter zu sein. Das Divertissement ist artig, aber nichts Besonderes. Der Gerger rieten wir, ihre Einnahme von Freitag wegzuschieben, welches sie für unmöglich hält. Um 2 h ging ich nach Haus. Band 05 (V.), Seite 57r
2752 1805 2 14 Sturmwind, dann fing es heftig zu schneien an und schneite Tag und Nacht fort. Therese hatte „Uniform“-Probe, ich war beim Grafen. Dem Joseph Weigl, welcher sich wegen der Oper meiner Protektion empfahl, schickte ich für seine Frau 2 Bouteillen Schomlauer. Ich war in der Probe und sah das Finale vom 2. Akt, welches Bataille-Arrangement mir nicht gefiel. Mittags allein, dann arbeitete ich bis 4 h, dann in die Josephstadt, fand Grafen (?) nicht und hörte bei Kárner, dass man ihn suchte und nicht traf. Nachher zu Brandl, dem ich des Grafen Loge gab. Im Kärntnertor-Theater „Wandernde Komödianten“ und „Verlegenheit“ durch Zufälle. Ich schlich im Theater herum, war auch auf dem Theater, plauderte mit der Hruschka und ging nach der Oper mit Umlauf nach Haus. Dessen Schwester engagierten wir zum Mayer nach Brünn mit 12 fl. wöchentlicher Gage. Stessel, der als Mitglied dem Institut beitrat, schrieb ich heute und schickte ihm samt Büchern das Instituts-Zertifikat. Band 05 (V.), Seite 57r
2753 1805 2 15 Den ganzen Tag Schnee. Erste Aufführung der Oper „Die Uniform", frei nach Carpani von Treitschke, Musik von Jos[eph] Weigl. Früh zum Grafen und dann in die Porzellanfabrik. Therese hatte um 9 h Probe. Um 1 h ging ich hinein, und sah das letzte Finale. Das viele Schießen will mir nicht behagen, dann ist die Bataille nicht gut rangiert, um wirklichen Effekt zu machen. Wir nahmen Treitschke zum Speisen mit. Der Gegenstand war die Oper, auf die meine ganze Erwartung gespannt ist. Nach Mittag arbeitete ich, abends also ins Kärntnertor-Theater. Ich machte den Naderer, der alle frei eintretenden wieder notiert. Die Frage „Wer er sei ? Wer ihn herstellt ?“ „Ein gewisser Seybold (?)“, war die Antwort. Nach meiner kam die Hofmeisterin von Colloredo, der eben diese Sottise geschah. Eine Schande, eine Herabwürdigung für die Hoftheater, sich solcher elender Kreaturen zu bedienen. Im Parterre machte ich der Hruschka Platz, dann fand ich die Wuschikin, Ritzin und Richart. Es war voll. Der erste Akt gefiel außerordentlich, das Finale, das Bestürmen und Verbrennen des Dorfes mit Brandkugeln, alles war von der größten Wirkung. Der 2. Akt gefiel weniger, besonders schadete der Gestank und Rauch von der Bataille bei Eroberung der Batterie, die mit wenig Effekt durchgeführt war. Weigl wurde verdient vorgerufen. Ich klatschte mehr, als ich einmal tat. Vortrefflich sang und spielte Weinmüller, dann Demmer. Mit der Saal war ich nicht ganz zufrieden, sie war sehr schwach. Therese hatte wenig, sah aber als Marketenderin recht gut aus und spielte mit vielem Fleiße. Ich hatte einen angenehmen Abend. Band 05 (V.), Seite 57v
2754 1805 2 16 Sehr strenge Kälte. Therese machte Besuche bei der Kohl, Stegmayer und Demmer, wo aber niemand zu Hause war. Schon am Vormittag beim Grafen, bei Pfersmann, dem ich die Schmutzerei mit den Naderern derb schilderte, auch wegen dem Porzellan-Service für den Obersten sprach. Klingmann war unser Gast, Moreau kam auch, dem trug ich auf, mit Mayer wegen der armen Gerger zu reden, dass er sie nach Brünn engagiert. Mit Klingmann sprachen wir von unseren alten Zeiten, nach Tisch kamen Neumann und Ringer. Nach 4 h ging ich mit selbem zum Bildhauer in die Paniglgasse, dann nach Gumpendorf zum Bronzearbeiter, endlich ins Theater an der Wien, zum 1. Mal „Untreue und Liebe“, Zauberoper von Stegmayer, Musik von Seyfried. Fiel ganz durch, ich schlief ein, trotz dass ich in Compagnie war. Es langweilte mich gar zu sehr. Therese sang im Burgtheater in „Uniform“. Band 05 (V.), Seite 57v
2755 1805 2 17 Sehr strenge Kälte. Constanze. Den Vormittag beim Grafen, dann Promenade. Therese ging zur Turnau und zur Streffleur gratulieren. Sie speiste bei ihrer Mutter, wo sie auch den Nachmittag und Abend blieb, ich in Gesellschaft des Ringer, Pölt Vater und Sohn, und Gruber bei Brandl. Wir waren guten Muts. Nach Mittag sahen wir den vom Hauptmann Schröder (?) erfundenen Wasserwagen zur Donaufahrt an, dessen Ausführung und guter Erfolg fast an das Unmögliche grenzte. Ich ging allein ins Josephstädter Theater „Conrad Schwarzbart“, Ballett in 2 Akten von Hoffmann, war Gergers Einnahme. Vorher „Kampelmacher Jobstel (?)“, vor alter Zeit „Die Überraschung“. Ich plauderte vorher mit der Gerger wegen ihrer schlechten Einnahme, ihrem Engagement, dass sie morgen mit Wieser zu Mayer geht. Es war leer, ich setzte mich zum Orchester und schwatzte mit Gangelbauer von der Gesellschaft und seiner künftigen Einnahme. Nach dem Theater nach Haus. Band 05 (V.), Seite 57v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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