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Anzeige von 2761 - 2765 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2761 1805 2 23 Heiter, aber sehr morastig. Vormittags im Präsidialbureau der Hofkammer im Münz- und Bergwesen, und Banco-Deputation, das Promemoria einzugeben, wegen Kleider (?) der Illésházy, da traf ich den Konzipist Lissl, nach Mittag den Sekretär Baron Lederer. Dann beim Grafen, die Gräfin ist angekommen und da gibt’s zu tun. Therese war zu Haus und studierte ihre Rolle des Heibethullah im „Caliphen von Bagdad“. Mittags war Moreau und Jean unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich, schrieb an Keglevich, ging zum Artaria um für Fuchs Musikalien zu kaufen, und erhielt 2 Abdrucke von des Fürsten zwar schlecht getroffenem Bild. Ich antwortete Fuchs gleich und schickte ihm und Franz Burgerth des Fürsten Porträt. Nach Mittag war ich bei Pauline und brachte ihr ein sehr schön gesticktes Bild zurück, das sie zum Ansehen schickte. Ich blieb eine Weile und lud sie für morgen zum Speisen. Therese spendete heute von meiner Garderobe Geschenke aus. Sie sang am Abend im Burgtheater in „Uniform“ die Marketenderin, ich ging ins Kärntnertor-Theater „Heirat durch ein Wochenblatt“, dann „Die Einquartierung“ statt des angeschlagenen, wegen vorgefallener Hindernissen nicht gegebenen Divertissements „Zufriedenheit mehr als Reichtum“. Ich langweilte mich sehr, fand keine Ansprache, ging nach dem Ende ins Burgtheater, wo ich noch die Bataille und das Finale sah. Bis 11 h arbeitete ich noch nach dem Theater. Band 05 (V.), Seite 58v
2762 1805 2 24 Faschingsonntag. Wie gestern. Den Vormittag zum Grafen, dann Gang auf die Wieden zu Rigatt (?). Mittags war die Pauline unser Gast. Therese passierte mit Koch durch 2 Stunden den Heibethullah. Nach Tische kam zum Kaffee die Bulla und blieb, ich arbeitete. Der Vater und beide Brüder der Sepherl kamen, um sich für die grüne samtene Haube, für die Gilets und die Weste zu bedanken. Morgen feiert Franz sein Vermählungsfest, wozu die Sepherl geladen ist, darum wir uns entschließen müssen, auszuspeisen. Das blinde Mädel der Elisabeth Inausin (?) kam unter Tisch, Therese gab ihr zu essen, ich schenkte ihr etwas und lud sie alle für Mittwoch zum Essen ein. Auch versprach ich ihr, mit der Ritzin zu reden, dass sie den Stock (?) bitte, dass sie Zulage erhält und hier bleiben darf. Abends ins Kärntnertor-Theater „Bettelstudent“ und „Raub der Sabinerinnen“. Im Theater ennuyierte ich mich sehr, war in den Stöcken und auf dem Theater, amüsierte mich nirgends. Hielt auch das Theater nicht aus, sondern trollte mich gleich ins Bett. Scheiger schickte mir ein Casino-Billett, welches ich dem Dolleschel (?) gab. Band 05 (V.), Seite 58v
2763 1805 2 25 Faschingmontag. Trübe. Früh schrieb ich an Burgerth, Scheiger besuchte mich, dann zum Grafen. Therese hatte die 1. Probe von „Caliph von Bagdad“ als Heibethullah. Den Vormittag beim Grafen. Da es zu regnen anfing, fuhr ich wegen den Kleidern der Illésházy herum, ins Banco und in die Böhmische Hofkanzlei. Mit Richart sprach ich wegen der armen, blinden Elisabeth, die mich versicherte, recht bald mit Stock zu reden. Mittags speisten wir allein im Casino, sehr mittelmäßig. Neumann versprach, von der Partie zu sein, und blieb weg. Therese war den Nachmittag zu Haus, ich arbeitete, ging zu Scheiger, dann ins Kärntnertor-Theater, zum 6. Mal die „Uniform“. Saal spielt zum letzten Mal die Pauline, was auf dem Zettel angemerkt ist. Therese musste sich alleine anziehen, weil die Sepherl auf des Bruders Franz Ehrentag ist. Die Saal ist gerade 4 Jahre beim Theater, denn sie trat als Pamina am 24. Hornung 1801 auf und heute nimmt sie Abschied. Man sagt, der Dichter Streckfuß hat ein Gedicht gemacht, das heute ausgeworfen wird. Ich kam in Gesellschaft von Michel und Gned (?), hatte aber zur Linken unruhige Nachbarschaft, mehr Ungarn, die mich sehr genierten. Es war außerordentlich voll. Als die Saal erschien, wurde etwas geklatscht, da aber Bastien erschien, und der Richter Fabian sich darüber so hoch erfreute und sagte „Morgen soll, ja, ja, morgen sollst du Paulinen erhalten, morgen soll Hochzeit sein“ – sie wurde heute früh um ½ 9 h bei den Augustinern mit Gawet vermählt – nahm das Publikum lebhaften Anteil und 2 Mal wurde ein unisones Klatschen. Mich und Michel ergriff eine wehmütige Stimmung, denn sie ist durch ihre Verheiratung gleichsam aus unserem Zirkel gerissen. Die uns manches Vergnügen machte, ist für uns nun moralisch tot. Ich bemerkte Neumann, die sich liebten, und in ihrer letzten Szene war ihre Umarmung herzlich und warm. Ich fühlte den Schmerz ihrer Trennung mit. Beim Finale wurden sehr herzliche Gedichte ausgeworfen, leider aber so sparsam, dass ich nur durch Ungeschicklichkeit meines Nachbarn eines erhielt. Sie wurde verdient vorgerufen und dankte mit Tränen; dies ungefähr ihre Worte: „Mit bangem, schweren Herzen scheide ich von Ihnen, danke innigst gerührt für Ihre Huld, Ihre Güte, die Sie meinen Bemühungen schenkten. Möchte es mir gelingen, in mancher Rolle eine Erinnerung zurückzulassen ! Möchte ich mit dem Bewusstsein von Ihnen scheiden dürfen, dass Ihnen meine wenigen Talente Vergnügen machten, dann ist mein größter Wunsch erfüllt, dann ist dies mein größtes Glück.“ Sie schied weinend und beweint. Braun kam ins Garderobezimmer, ihr zu gratulieren, gab ihr aber nichts; ich vermute, es wird noch folgen. Therese weinte heftig, und sie sagte mir, es war ein seelenherzlicher Abschied. Viele kamen zu ihr gratulieren. Ich ging mit Umlauf nach Haus, Therese kam gleich nach. Wir waren allein, Therese rangierte alles. Ich aß Schinken und quälte mich, einen Akt von Gottschligs elendem Machwerk „Die Wohltätigen“ zu lesen. Elenderes las ich nie. Um 11 h kam Arbesser. Unser Finettl ist krank, er ist voll Schmerzen im Bauch und trippelte die ganze Nacht herum. Ich erkältete mich etwas und musste in der Nacht husten, und so schliefen wir wenig. Band 05 (V.), Seite 58v
2764 1805 2 26 Heiter. Therese schrieb an Braun wegen Redoute-Billett und ging mit dem Finettl zum Hundsdoktor. Das arme Tier schreit immer. Ich ging zum Grafen, dann wegen Kleidern der Illésházy auf die Maut. Therese hatte Probe vom „Caliph“. Abends ins Burgtheater „Wandernde Komödianten“. Im Kärntnertor-Theater zum 2. Mal „Beide Grenadiere“ und „Zufriedenheit mehr als Reichtum, oder der Tiroler Jahrmarkt“, vom Gallet, zum 1. Mal. Braun schickte Therese 4 Billets, die wir den Kohlischen und Vadász gaben, unser Billett gaben wir in die Apotheke. Nach Tisch arbeitete ich, da kam Scheiger und quälte mich wegen Gottschligs so schlechtem Machwerk, später sie selbst. Nachher ging ich zu Kárner, der uns einen Fogos schickte, dankte ihm und lud ihn für Donnerstag zum Speisen ein. Abends ins Kärntnertor-Theater. Ich fand Michel, Haan mit Richart, welcher ich wegen Finettl sagte. Um ½ 9 h war ich zu Hause, Therese noch früher. Wir aßen Krapfen, geschickt von der Scheiger, dann ins Bett. Band 05 (V.), Seite 59r
2765 1805 2 27 Trübe, mitunter Regen, unerträglicher Morast. Therese studierte, ging zum Jos[eph] Weigl, um auch die Frau für morgen zu bitten, ich zum Grafen. Sonst gewöhnlicher Vormittag. Mittags allein, Fisch. Koch kam, Therese passierte mit ihm die Rolle. Der Erzbischof hat sehr strenge Fastengebote ergehen lassen, die in allen Kirchen angeschlagen sind, verbietet abends das Fleisch Essen ganz. Nach Mittag arbeitete ich bis ½ 6 h, die Bulla kam, mit der schwätzte ich eine Weile. Nachher gingen Therese und ich im Regen zum Mayer auf den Salzgries. Er war nicht zu Haus, kam auch nicht. Therese und ich unterhielten uns mit der Mayer, Sanenz, Jukanowitz (?) Nach 9 h gingen wir nach Haus. Ich arbeitete noch, Scheiger war wieder da und quält mich, Gottschligs ganz schlechtes Machwerk durchzulesen und meine Bemerkungen zu machen. Ich antwortete ihm, dass ich nur eine wüsste, nämlich dass das Ganze nichts taugt. Dann ins Bett. Band 05 (V.), Seite 59r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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