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Anzeige von 2781 - 2785 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2781 1805 3 15 Ein heiterer Tag. Therese befindet sich heute wegen Krämpfungen schlimmer. Gewöhnlicher Vormittag. Ich sah einen Augenblick nach Haus und fand die Pauline und die Gabrieli, letztere war unser Gast. Therese musste sich nach Tisch legen. Maurer von Eisenstadt kam und mit diesem ging ich zum Bühler, No. 18 vom Franz Pálffy und dann in die Liechtensteinsche Bildergalerie. Zu Haus traf ich die Weidmann, Neumann und Rösgen, letztere traf ich noch. Ich ging zum Kárner und mit ihm zum Vogonedi ins Bierhaus, wohin Mayer und Frankstein kamen, dann ins Theater an der Wien „Ehestandssorgen“, Farce aus dem Französischen, elend, wurde auch verdient ausgezischt; hernach „Il calzolajo innamorato“, arrangiert von J[ohann] Elmenreich (?). Es war voll, die Török machte mir Platz, ich setzte mich zu ihr. Osswald, Hauschka, Masini (?) Huber und Richart traf ich. Es gefiel der kleinsten Klasse, der Kenner ennuyierte sich und fand in ihm, was es ist, einen Scharlatan. Abends war Therese besser. Band 05 (V.), Seite 61r
2782 1805 3 16 Ein angenehmer Tag. Vormittag beim Grafen und Török, mit Klimbke wegen Beschlägen beim Fölsch. Nach 12 h fuhren Therese und ich durch das Heugassel bis ans Feld, wo wir ausstiegen und ich sie so das 1. Mal ins Freie führte. Es ist ein großes Vergnügen, eine teure Genesene zum 1. Mal wieder in Gottes freie Natur zu führen. Wir gingen in den hinteren Teil des Belvedere, setzten uns da ein Weilchen, fuhren zum Brandmayer, dann nach Haus. Therese bekam etwas Kopfweh. Die Pepi blieb bei Finettl zu Haus, welcher Hochzeit hielt unter Leitung des Bohrer. Pepi speiste bei uns, wir aßen mit vielem Appetit. Nach Mittag arbeitete ich. Es kamen Besuche und alle Stunden ein Bote, bald vom Baron, Weigl, Sonnleithner, Klingmann, ob denn Therese am Montag singen kann. Später ging ich zur Pauline wegen Theresens Spitzen, die schon fertig sind, dann ins Theater an der Wien „Die Eroberung von Jerusalem“, Drama in 3 Akten nach Krompach (?) und Damieur (?) von Stegmayer, Musikbegleitung von Quaisin (?). Langweilig, ohne Interesse, dann spielte Zimmermann den Omar äußerst schlecht und gebärdete sich wie ein Unsinniger. Er wurde ausgezischt und das war gut. Ich war in Kárners Compagnie und fuhr mit ihm nach Hause. Therese fand ich in heftigen Kopfschmerzen. Band 05 (V.), Seite 61r
2783 1805 3 17 Ein schöner Tag. Früh brachte mir Podgorschek den drapfarbenen Rock. Dann zum Grafen. Therese befindet sich besser. Oeppinger erlaubt ihr morgen zu singen, weswegen schon von allen Seiten bis zum Ekel angefragt wird, weil gestern das Kärntnertor-Theater gesperrt werden musste. Vom Grafen sah ich nach Haus, dann zum Kárner, eine Weile in Compagnie herum, dann fuhr ich mit Therese, Gabrieli und Bischof ins Belvedere. Durchgingen den Garten, rückwärts setzten wir uns, ich führte die Kathi und Pepi in die Wassermaschine. Gabrieli war unser Gast und blieb den Abend bei Therese. Um ½ 3 h kamen wir nach Hause, es kamen mehrere Gratulanten, Korn, Lavotta, Kunz etc. Wir wollten ins Brünnlbad gehen, um ein Quartier für uns zu suchen, aber Neumann kam nicht, auch Wallaschek ließ eine Stunde warten und so ward nichts daraus. Mayer kam von Brünn an und erzählte mir, dass alles in Brünn gut ging, dass ihm der Gouverneur sehr gewogen sei, dass die Stadt von Fier Garderobe und Dekorationen für 8000 fl. übernimmt, dass Mayer davon alle Jahre einen Termin von 1100 fl. – viel Geld ! – bezahlen und dass ihm die Stadt nach 6 Jahren seine Kontraktzeit für 10.000 fl abnehmen müsse. Ich ging auf die Bastei, weil es aber windig war, so war sie nicht sehr besucht. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum 2. Mal „Balboa“, Trauerspiel in 3 Akten von Collin. Es wurde von Lang, Ziegler und der Roose mit vielem Fleiße gespielt, auch waren sie prächtig gekleidet, meistens in Samt. Die 3 ersten Akte sind interessant und gefielen, die beiden letzten haben Wiederholungen und langweilige Szenen, die wohl interessant zu lesen sind, aber in der Rede langweilen. Im Parterre fand ich als Compagnie die Stickerin, ich setzte mich und blieb ruhig. Therese fand ich gut und dies freute mich königlich. Im Bette fing ich zu Nasenbluten an. Therese schenkte heute dem Joseph ein türkisches Gilet. Band 05 (V.), Seite 61r
2784 1805 3 18 Heiter, aber windig. Gewöhnlicher Vormittag. Therese hatte Probe von „Unifom“. Ich war wegen Petinet-Spitzen bei Pauline und zahlte selbe gleich für 36 fl. 15 x. Mittags war Nina unser Gast. Es kamen viele liebe Besuche, Scheiger, Maurer, Csermak, Oeppinger, Weidmann, Töpfer, Hitzinger etc. Nach Mittag gingen Nina und ich ins Brünnlbad und holten da Neumann ab. Uns gefiel weder die Situation des Quartiers noch das Quartier selbst. Es hat keine Aussicht, eine schmutzige Gestätte, die Dächer der Badehütten ist alles, wozu noch kam, dass ich heftiges Nasenbluten bekam. Ich besorgte noch einige Kommissionen, fand Therese schon als Sandra kostümiert und ging ins Kärntnertor-Theater zu „Uniform“, Laucher und Havermehl statt Saal und Zeltner Es war voll, die Rubana machte mir Platz. Ich fing wieder zu bluten an, nahm aber Mandelmilch und Gefrorenes und so hörte es wieder auf. Therese spielte mit vieler Laune. Vadász begleitete mich noch nach Hause und erzählte mir des Fürsten Dummheien wegen Pensionierung der Assessoren Lex, Scheffstoss und Gall, und Anstellung des Burgerth, Falch, Schubernigg (?) etc. Therese gab mir 6 Leibeln und ein neues gestricktes Beinkleid, ein Paar Strümpfe und saumte 2 Garnituren Tischzeug. Sehr freute ich mich der Früchte des Fleißes des besten Weibes. Band 05 (V.), Seite 61v
2785 1805 3 19 Heiter. Pauline kam sehr früh und frühstückte mit uns. Ich arbeitete, ging zum Scheiger, Grafen etc. Therese versetzte sich in Putz, schickte der Richart ein Billett und sie entgegen. Die Haan und Prunmayer (?) soupierten heimlich bei ihrem Mann, wo alles erleuchtet und prächtig serviert war, indessen die Richart bei der Wuschikin war und von allem nichts wusste. Als sie nach Haus kam, wurde sie besonders von der Haan mit Grobheiten bedient, über sie und Wuschik geschimpft, kurz, es gab einen Sturm. Welche Menschen ! Ich war um 12 h zu Haus. Kárner, den ich zum Diner lud, kam, gratulierte und schickte seine Equipage. Ich war hoch erfreut, mit Therese spazieren fahren zu können. Wir fuhren zum Stegmayer, Brandl, Direktor Mayer und Oeppinger. Der Pepi kaufte ich einen Fächer. Von da ging’s in den Prater. Um ½ 3 h kamen wir zurück. Pauline blieb indessen da, sie, Kárner, Mayer und Pepi waren unsere Gäste. Ich ging in Kárners Compagnie ins Leopoldstädter Theater, zum 1. Mal „Die Freier mit hölzernen Beinen“, Farce in 1 Akt und „Schlittage auf dem Schubkarren“, der „Dorfbarbier“ als Ballett. Beide Stücke streiten des Schlechten, Langweiligen wegen um den Vorzug; der „Dorfbarbier“ hätte sich so gut, so unterhaltend bearbeiten lassen. Therese sang im Burgtheater in den „Wandernden Komödianten“, und ließ den Finettl debütieren; dann Pas de deux von De Caro. Ich hatte eine Menge Josephs-Gratulanten, nur von Woller kam außer der Lisette niemand. Auch erhielt ich von niemand ein Angebinde. Band 05 (V.), Seite 61v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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