Fatales Wetter, wie gestern. Alle Viertelstunden schneite es. Gewöhnlicher Vormittag. Therese war zu Haus, studierte mit Salieri und rangierte ihren Anzug. Mittags allein, nach Tisch kam Moreau, sich zu beurlauben, er reist Dienstag ab. Später kam die Kimmlin (?) mit ihrem Buben, dann die Hahnl mit der Turnau, welche blieben, solange Therese Toilette machte. Turnau blieb auch nachzusehen, denn das Kleid brachte man erst um 4 h. Ich arbeitete, ging ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Mal „Maria von Montalban“, Oper in 4 Akten, mit Mad. Campi, welche engagiert ist. Therese sang im 2. Arie (?) mit seltener Kunst und bezaubernder Annehmlichkeit. Sie wurde 4 Mal applaudiert und entriss dem Publikum den allgemeinsten Beifall. Sie entzückte mich ganz und schaffte mir einen glücklichen Abend. Im Parterre sprach ich Klimbke, Michel, Levi, Zimmermann, Richart, die alle begeistert von Theresens Gesang waren. Mit herzlichen Küssen empfing ich Therese und dankte ihr für das Vergnügen, das sie mir machte.
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Kalt, Schnee, heftiger Wind. Im Burgtheater „Maria von Montalban". Am Abend großer Spaß wegen der großen Transparenten-Illumination und den Angebinden. Vor Mittag zum Grafen, dann marschierte ich herum und ging zum Brandl speisen. Therese war am Vormittag zu Haus, ging zu ihrer Mutter speisen und spielte nach Mittag, zog sich auch da an und fuhr von ihr gleich ins Theater. Bei Brandl speiste nur die Gruber. Nach 3 h ging ich nach Haus, rangierte zu Transparenten, Schirm etc. Neumann war da, mit diesem plauderte ich bis ½ 6 h, dann ins Burgtheater. Es war voll, bei der Kasse wurde viel von Theresens kunstvollem Gesang gesprochen, besonders von Löcker (?), Goldhann, Huber etc. Sie sang auch heute wieder vortrefflich. Ich plazierte mich rückwärts auf die Kassen und begab mich nach dem 3. Akt nach Haus. Im Schlafzimmer, vor die Betten stellte ich auf den Tisch den Schirm, eine Landschaft im Mondschein transparent mit einem Monument der Kunst, welches mit Rosen, Theresens Namen, dem 1. April 1805 und einer Leier geziert ist. Links stellte ich die große Torte vom Koch, rechts legte ich die Angebinde, das Kleid von Sisaca, das braune Umhängtuch, 71/3 Ellen breite Petinet-Spitze, eine Haube von Seide gemacht und ein seidenes, schönes Ridikül. Dann bereitete ich 2 Tischschen, worauf eine Zunge und eine Torte waren. Ich führte Therese über die Stiege herauf ins Schlafzimmer. Es kamen Agnes, Pauline, Goldmann, Gerlitz, Czermak und später Nina und der fade Minetti, der sich aber gleich empfahl. Therese überraschte alles sehr angenehm. Ich führte sie auf den schwarzen Sessel, der auch ein Angebinde ist, und ließ sie alles ansehen, dann wurde etwas soupiert und später punschiert. Wir waren recht froh, recht herzlich zusammen, ich fühlte mich so vergnügt, so froh. Um 12 h trennte sich die Gesellschaft, Agnes und Czermak schliefen bei uns. Sehr angenehm endete sich der letzte März, der Vorabend von Theresens feierlichem Geburtsfeste.
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Ein schöner, kalter Tag. Ich fühlte am heutigen 31. Geburtsfeste meiner geliebten Therese den hohen Wert meines vortrefflichen Weibes, machte ihr beim Erwachen meinen innigsten Wunsch für ihr Wohl und ihren glücklichen Besitz. Czermak und Agnes, welche bei uns schliefen, dann Pauline waren zum Frühstück da. Später kamen Nina und Rosalie, erstere brachte von Silber einen Plamaché-Löffel, letztere als Spielwerk ein ganz kleines Tischchen. Die Gulyás brachte einen kleinen Schubladkasten und eine Bouteille Picolit, die Pauline aber zwei sehr schöne Halstücheln, eines von Petinet, das andere von Vapeur und sehr schön, ja meisterhaft gestickt, und so erfeute alles der Besten. Um 11 h veranstaltete ich, dass die berühmte Obersschaumtorte ankam, wobei auch nebst obigen Goldmann war, selbst ich erschien. Ich weidete mich an dem Vergnügen, der Zufriedenheit meiner teuren Therese. Aschkan brachte den großen Tisch auf 10 Personen, wo Therese begann, mit ihrer Pepi zu decken. Ich schrieb die Gäste, Fräulein Hahnl, Mayer, Frau, Sanenz, Kridl, Wagner, Lang, Wallaschek, Moreau, es waren unser 11 Personen, wir saßen so recht im trauten Zirkel. Nach Tisch kamen die Turnau, die Goldmann, Czermak und Gail, Gabrieli, Neumann mit Frau, Resi und Wilhelm, Pauline, Rosalie, Eckhart, Minetti, Nina, Agnes, Rösner, Delalena (?) – von Mayer aufgeführt – Kárner. Wir suchten die Gesellschaft mit abwechselnden Vergnügen zu unterhalten. Wallaschek sang verschiedene Gesellschaftslieder, deren Chor alles mitsang, auch ein Lied, welches er mit Waldhorn akkompagnierte und uns viel lachen machte. Moreau, der nach jeder Speise weglief, nach Tisch sich gleich verlor, disgustierte nebst vielen anderen auch uns. Er kam abends nur einen Augenblick und sang das „Landlerische von der Geburt Christi“. Wallaschek, Neumann und Therese sangen die komische Messe, das Mädchen tanzte ihr Solo aus „Alcina“ und Therese schenkte ihr ein schönes, gelbseidenes Halstuch; dem Wilhelm gab ich ein türkisches Gilet, rosa mit weiß, weil er seiner Schwester die Tanzschuhe so schnell holte. Um 10 h gab ich Punsch, es wurde gesungen, geschwätzt, geschäkert, etc. Wir blieben heute wieder bis 12 h beisammen und so feierten wir Theresens Geburtsfest im 31. Jahre gerade 24 Stunden. Alles schien froh und zufrieden zu sein.
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Kalt, trübe. Vor Mittag beim Grafen, dann nach Hause. Mittags allein. Wir plauderten vom gestrigen Feste und waren noch sehr müde. Nach Mittag arbeitete ich, und um 5 h ließ mich der Baron Ludw[ig]. Baillon, Pächter der erzbischöflich Olmützer Herrschaft Neuhubel im Prerauer Kreise in Mähren zu sich bitten, um mit mir wegen dem Pensions-Institut zu reden. Er lässt sich aufnehmen und wird morgen erscheinen um mir das Geld zu verlegen. Dann ging ich ins Burgtheater „Savoyarden“ und DeCaros Pas de deux, von da an die Wien „Ehrenwort“, Mad. Hillers 2., ganz unglücklicher Versuch als Bar[onne ?]. Waldheim. Leeres Theater. Sie wurde mit angestrengter Arbeit vorgerufen. Auf der Galerie fand ich Compagnie, die Müller, Marquart (?) etc. Bei Therese war die Gabrieli. Ich langweilte mich, wozu auch die Erscheinung der verächtlichen Ritz mächtig beitrug. Nach 9 h ins Bett.
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Trübes Wetter .Gewöhnlicher Vormittag. Mittags allein. Wir plauderten vom Mayer, Moreau, Sanenz und dachten, dass sie heute in Mariahilf oder Pohrlitz speisen und abends in Brünn eintreffen werden. Moreau wird mächtig Wiens Verlust fühlen. Nach Tisch arbeitete ich bis ½ 7 h. Baron Baillon kam und erlegte richtig 238 fl. 58 x. Abends waren bei Therese Major Braunmüller und beide Urbain. Ich begab mich ins Kärntnertor-Theater „Hagestolze“, Eigensatz als Margarethe. Es unterhielt mich, nur den Bernardi verstand ich nicht. Ich hatte Compagnie, plauderte mit Klimbke, Riedl von Freudenthal etc. Von Liechtensteins Testament hörte ich nichts Gutes, er hat nütz[liche ?], lange und treue Dienste seiner Leute schlecht belohnt. Man gibt dem Johann und Haymerle (?) die Schuld.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).