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Anzeige von 2776 - 2780 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2776 1805 3 10 Heiter, aber sehr kalter Wind. Am Vormittag zum Grafen, promenierte eine Weile und um 12 h nach Hause. Bei Therese am Bett fand ich die Hahnl und den Rösner. Therese übergab ich den Sisaca, 11 Ellen von Liebisch, welcher ganz besonders gefiel. Therese zeigte große Freude und dies machte mir Vergnügen. Therese befindet sich etwas besser, aber wegen Kopfschmerzen lässt sie sich Vesikator auflegen. Mittags aß ich allein, nach Mittag kamen Rösner, die Martini. Ich schrieb meiner Mutter. Abends ins Burgtheater „Beide Savoyarden“ und „Tiroler Jahrmarkt“. Im Theater fand ich Passy, die Köchin vom Wurmbrand und Augusta. Als mich Therese beim Nachhausekommen sah, fing sie vor heftigen Kopfschmerzen zu weinen an. Dies dauerte bis 12 h, das Fieber war auch heftig. Mich dauert die Ärmste sehr. Gestern kaufte ich für Therese zum Geburtsfest eine von Bändern genetzte Haube und den von Seide gewirkten Ridikül. Band 05 (V.), Seite 60r
2777 1805 3 11 Früh und abends heiter, nachdem sich der Nebel hob. Früh kaufte ich 2 Spiegel, dann an die Wien. Beim Tandelmarkt begegnete ich Eckhart, welcher mir den gewissen Gelehrten Plank [aufführte ?], der von seinem Onkel Glück, dem Vater der Lager, fälschlich als Jakobiner angeklagt und eingesperrt, nach Frankreich desertierte. Er ist ein großer Chemiker und Philosoph, kehrte mit uns um; ich unterhielt mich mit ihm vortrefflich. Mittag fand ich Therese besser, dies beruhigte mich sehr. Mein Gast war die Jeanette Martini, welche mir gestand, dass sie seit 9 Jahren mit dem Eder verheiratet sei. Nach Tisch ging Nina mit ihr zum Jos[eph] Weigl, um mit ihm wegen ihrer Schwester zu reden, die nach Wien will. Ich ging nach Mittag in die Porzellanfabrik, zum Grafen, nach Haus. Therese fand ich zu meiner Freude besser, ich ging zu Zimmermann, dann ins Burgtheater „Das Blatt hat sich gewendet“. Ich plauderte mit Passy, Neumann. Uns besuchte er und Vogel, welcher von seiner Erbschaftsreise zurückkam, er war uns eine überraschte Visite. Bei Therese war den Abend die Töpfer. Heute kaufte ich mir einen Hut. Band 05 (V.), Seite 60v
2778 1805 3 12 Nebel, am Tage heiter. Therese ist besser, aber das Fieber quält sie. Früh besorgte ich einige Sachen zum Arrangement des 3. Stocks, dann zum Grafen. Therese hatte Besuch von Nina, Bulla, Goldmann und Rösner. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Salieri und die Bulla kamen. Ich kaufte vom Slowaken 40 Ellen Leinwand. Abends ins Burgtheater „Nicht mehr als 6 Schüsseln“. Im Theater fand ich Scheiger, zu dem ich mich setzte, aber keinen Plausch hatte und ein paar Akte schlief. Heute nahm die Martini Abschied. Ich ging zur Pauline und trug ihr zum Auswaschen den Sisaca hin, der so schön quadrilliert ist, und sah wegen der bestellten Spitzen von Petinet nach. Heute ist bei Therese Müller großes Souper von 20 Personen, wozu sie unser Silber ausborgten. Therese befindet sich besser und hat kein Kopfweh. Band 05 (V.), Seite 60v
2779 1805 3 13 Nebel den ganzen Tag. Früh zum Grafen, mit dem Prinster, welcher mir Fasanen brachte, zum Fölsch auf den Hohen Markt, um den 18jährigen Schneidergesellen, welcher seinen Meister mordete und seine Frau schwer verwundete, auf der Schandbühne zu sehen. Auf der Tafel stand: „Wegen Raubmord zu 20 Jahren schwerem Kerker“. Mittags war Eckhart unser Gast, Therese saß zum 1. Mal bei uns. Nach Mittag kam die Schmirer, Töpfer Mutter und Gabrieli, letztere blieben den Abend. Ich arbeitete, da rufte mich der Graf selbst, ich ging mit ihm wegen der Partezettel seiner Schwiegermutter zum Starhemberg, dann zu ihm, wo ich selbe machte und bis 7 h blieb. Von da ins Kärntnertor-Theater „Weiberehre“. Im Parterre fand ich die Königstein, im 4. Stock die Ziegler. Erstere machte ich tüchtig herab, dass sie sich nicht sehen lässt, letztere klagte über ihre Brust. Nach dem Theater nach Haus. Band 05 (V.), Seite 60v
2780 1805 3 14 Nebel. Einnahme der Mad. Tomeoni im Kärntnertor-Theater. Therese befindet sich besser und schlief gut. Früh kam die Direktor Mayer und brachte Theresen Rezepte zu Waschwässern. Ihr Mann musste eilends nach Brünn, um Streitigkeiten und Kabalen zu zernichten, die ihm Rothe und die Fier'sche Partei durch Plümegen beim Gouverneur Wallis anzettelten. Sie wollen ihn zwingen, den Rothe und sie, Plümegens Geliebte zu engagieren, dann soll er auch noch von Fier verschiedenes an Garderobe, Dekoration etc. ablösen. Endlich ist gegen Moreau im Publikum die böseste Stimmung; lauter Fatalia, weswegen ich mir Schikh, der sich des ganzen Geschäftes sehr warm annahm, sehr offenherzig sprach. Nina brachte mir Billetts von der Tomeoni für den Grafen. Weigl schickte, dass Therese bestimmen möchte, wann sie singen kann. Oeppinger kam eben und erklärte, dass Therese vielleicht bis Montag wird singen können. Nachher schickte Braun den Jäger und ließ sie sehr bitten, morgen zu singen, sonst müsste er das Theater sperren; sie antwortete ihm das Nämliche. Um 10 h stund Therese auf, sie hat noch Fieber. Unter Mittag kam Fasching, brachte uns Schinken. Wir behielten ihn beim Essen. Ich machte mit dem Finettl eine Promenade auf die Bastei. Mittags wurde es heiter. Nach Mittag arbeitete ich, da kamen Neumann, Wallaschek und die Scheiger. Abends ins Kärntnertor-Theater „Il segreto“, Farce in 1 Akt, am Schluss „Tiroler Jahrmarkt“. Am Ende der Oper blieb Tomeoni allein auf dem Theater und sang ein Abschiedslied deutsch, nach der Melodie „Il cor piu non mi sento“ etc. Sie sang mit viel Empfindung. Sie wurde nochmals vorgerufen und sprach in Prosa: „Durch 13 Jahre freue ich mich der Gnade, Sie zu unterhalten. Schenken Sie mir Ihr Andenken, Ihre Erinnerung. Einem verehrungswürdigen Publikum manchmal Freude bereitet zu haben, wir in meinen alten Tagen mein Trost, meine Beruhigung sein“. Es wurde sehr applaudiert. Nach ihrer Arie warf man ein italienisches Sonett aus, und nach dem Lied dasselbe, gedruckt. Es war nicht sehr voll, darum auch ihre Einnahme nicht groß. Sie war eine seltene Buffa, spielte immer mit gleichem Fleiß, gleicher Laune. Beim Ballett (?) blieb ich auf dem Theater. Band 05 (V.), Seite 60v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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