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Anzeige von 2771 - 2775 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2771 1805 3 5 Trübe, abwechselnd Regen, in der Nacht goss es. Die Donau schwillt sehr an und droht auszutreten. Vormittag beim Grafen bis ½ 1 h, dann nach Haus, wo ich Gabrieli fand, die unser Gast war und den Abend bei Therese blieb. Therese hatte Probe vom „Caliphen“. Nach Tisch kam die Kutschersfeld mit dem Tierarzt Brune (?) und Frau, um sie mir aufzuführen und zu empfehlen. Später arbeitete ich, dann zu Scheiger, wo ich mit ihr schäkerte und mit Gottschlig von seinem unglücklichen Produkt sprach, und endlich mit ihm ins Burgtheater in die „Deutschen Kleinstädter“ ging. Es war leer und ich fand keine Bekannten. Im 4. Stock plauderte ich gar in die Tänzerloge hinüber mit Capelletti und Tochter. Um 9 h nach Haus und gleich ins Bett. Mir ist nicht wohl, bin so matt und missmutig und habe dumpfen Kopfschmerz. Band 05 (V.), Seite 60r
2772 1805 3 6 Wie gestern. Therese hatte Probe wie gestern. Mein Befinden war wie gestern. Früh zum Grafen und blieb den ganzen Vormittag wie gestern, alles wie gestern. Richart schickte ich den reparierten Ring. Mittag waren Eckhart und Rosalie unsere Gäste. Nach Mittag arbeitete ich und abends bestimmte ich in das Kärntnertor-Theater zu gehen und wieder aufgewärmt Schröders Lustspiel „Das Blatt hat sich gewendet“ zu sehen. Massburg und die Bulla besuchten uns nach Mittag, letztere blieb den Abend bei Therese. Pauline brachte mehrere schöne Stickarbeiten, die ich dem Grafen und der Gräfin zeigen werde. Die Sepherl war heute bei der Reyher (?) ihrer Leiche. Band 05 (V.), Seite 60r
2773 1805 3 7 Schlechtes Wetter. Es schneit beinahe alle Stunden. Therese hatte um 9 h Generalprobe vom „Caliphen“ und abends Produktion. Ich zum Grafen, wo ich bis 1 h nicht vom Flecke kam, dann zum Graveur Ascha und nach Hause. Mittags allein, nach Tisch arbeitete ich. Es kamen Csermak und Ernst, mit denen ich in Institutsangelegenheiten sprach. Therese sang mit Salieri, der erzählte, dass die Natorp Marianne verloren sei und wirklich die Lungensucht habe, dass Louis Liechtenstein gestern versehen worden sei und man täglich seinen Tod erwartete. Therese rangierte ihren Anzug, der recht niedlich ist, die Lavotta kam. Abends ins Kärntnertor-Theater „Puls“, zum Schlusse „Caliph von Bagdad“, Oper in 1 Akt nach Justi, Musik von Boieldieu. Neumann als Caliph, Laucher und Eigensatz als Fatma und Aischa, Therese als Heibethullah. Die Oper gefiel und der Laucher bei ihrer Romanze machten die jungen Leute viel Spaß. Therese spielte mit vieler Wahrheit und Kunst. Ich fand zur Compagnie Weidmann, Schöpfer (?) etc. Band 05 (V.), Seite 60r
2774 1805 3 8 Gefroren. Therese befindet sich nicht wohl, sie leidet an Kopf- und Halsschmerzen. Am Vormittag beim Grafen, dann bei Richart, wo ich die Wuschikin traf. Aschkan speiste mit uns. Nach Tische machte ich mit dem Finettl einen tüchtigen Marsch, erstlich zum Bildhauer Ropatz (?), dann nach Gumpendorf zum Bildhauer und Bronzearbeiter Büsser (?), endlich ins Magazin zur Donau. Abends ins Burgtheater „Caliph“ und Pas de deux mit DeCaro. Die Oper gefiel heute noch mehr wie gestern und Therese spielte trotz ihrer Kopfschmerzen sehr brav. Im Parterre plauderte ich mit Levi, Weidmann, Passy, Giáy, Casanova etc. Den Anfang des Divertissements wartete ich ab, dann nach Haus, wo ich Therese schon im Paroxysmus liegen fand. Band 05 (V.), Seite 60r
2775 1805 3 9 Schnee und sehr morastig. Ein schlechtes, veränderliches Wetter, welches auch die dauerhafteste Gesundheit zerstört. Der Vormittag wie gestern. Therese liegt und hat ein rheumatisches Fieber. Die Schülerin Pepi behielt ich zu Mittag. Nach Mittag zu Scheiger, und er mit mir an die Wien in die Tischler-Magazine und zu Reimann. Abends war ich zu Haus, schrieb an Keglevich. Dann kam Neumann, Nina, sie blieben bis 7 h. Hernach war ich mit Therese ganz allein. Ich las, um 9 h legte ich mich. Therese hatte außerordentliche Kopfschmerzen. Band 05 (V.), Seite 60r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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