Sehr kalt. Gewöhnlicher Vormittag. Therese war zu Hause und schmierte ihren Fuß, der ihr beim Tanzen überschnappte, mit Slivovitza. Eckhart war unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich, Therese erhielt Besuche von der Bulla und Gabrieli. Abends sang sie im Kärntnertor-Theater „Uniform“, Weigls Einnahme. Ich selbst war bei Weigl und nahm für den Grafen die Loge für 25 fl. Kárner persuadierte ich, für des Fürsten Loge 50 fl. zu schikken. Ich war bei Richart und brachte ihr den Kamm, welchen ich für den ihrigen bei Walnefer eintauschte, und wofür 3 fl. darauf bezahlt werden mussten. Ich ging abends ins Kärntnertor-Theater. Es war sehr voll, durchstrich die Plätze und unterhielt mich meistens mit Rauecker und Schikh. Nach dem Theater nach Haus, trank ein Glas Punsch, dann gleich ins Bett.
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Sehr kalt. Schlittenfahrt, Redoute, um 11 h zum 2. Mal Triumph-Einzug des Bacchus. Am Vormittag zum Grafen, Richart. Therese gab unsere Billetts den Kohlischen, dann Nina ihres dem Bedienten Franz. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Therese sang im Kärntnertor-Theater in „Uniform“, ich ging zum Vulcani, „Haus zu verkaufen“ als Operette, worin Pepi Bohdanovics singt, dann travestierte „Cleopatra“. Ich engagierte auch Mayer hin, weil ich sicher bin, dass das Mädchen für Brünn eine vortreffliche Acquisition ist. Neumann besuchte uns, wir sprachen von Weigls Unart, dass er nicht einmal uns Billetts zu gesperrten Sitzen schickte. Mit Mayer kam Kleinheinz, den er mir aufführte, auch Zimmermann war mit. Ich unterhielt mich mit ihnen, wir sprachen meistens von seiner Unternehmung und vom Engagement der Bohdanovics. Massberg spielte den Rosen recht brav. Zu Hause soupierte ich noch, dann in die Redoute. Treitschke und Stessel gesellten sich zu mir, wir blieben viel zusammen, mit Treitschke stets. Es war miserable Gesellschaft, wir unterhielten uns schlecht, hatten mit einigen Masken Spaß. Selbst der Einzug machte keinen Effekt, es war zu wenig beleuchtet. Beide Säle waren zwar erleuchtet, doch alles äußerst miserabel garniert, mit Menschen der letzten Klasse. Treitschke und ich gingen um 2 h schon nach Haus. Stessel gab mir einen Wink wegen dem Sieberer (?), schlimme Aussicht für jene, die Banco-Zettel haben !
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Trübe, feucht. Ball beim Fürsten, ganz brillant, auf der Tafel die Dampfmaschine. Am Vormittag beim Grafen. Therese erhielt den Part des Heibethullah im „Caliph von Bagdad“. Bei Richart, die vom gestrigen Souper bei der Haan (?) Sprach, plauderte ich von Arbesser. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich und las mit Therese die Rolle im „Caliph von Bagdad“. Therese sang im Kärntnertor-Theater zum letzten Mal in „Herrnhuterinnen“, dann „Raub der Sabinerinnen“. Ich ging zum Kárner um mit ihm zu reden, wann ich die Anstalten zum Ball sehen kann. Es geniert mich sehr, jemanden hinzuführen, doch die Wuschikin sprach mich 2 Mal an, dass sie alles sehen möchte und Kárner selbst bot sich an, alles zu zeigen. So nahm ich die Last auf mich, die Suite samt den Sororen hinzuführen. Ich retierierte mich aber bald, soupierte und kam um ½ 11 h nach Haus. Dies brachte Therese auf den falschen Verdacht, als ob ich mit Ritz bei Berger soupiert hätte. Dadurch machte sie, dass ich von den Schwestern der Ritz nichts sagte, um Unannehmlichkeiten vorzubeugen. Ich schlief ein, schlief aber wenig, denn falscher Argwohn kränkt mich tief.
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Tauwetter, sehr morastig. Am Vormittag beim Grafen, Therese ging zur Richart gratulieren und brachte ihr ein Musselin-Kleid. Um ½ 1 h ging ich hin, fand die Wuschikin und Spuler (?) Nanett mit der Therese, ihrer Freundin, dort speisen. Ich war sehr übler Laune und empfahl mich gleich. Therese fand ich düster zu Haus, dies ärgerte mich noch mehr und verdarb mir allen Appetit. Nach Mittag, so wie beim Essen allein. Ich arbeitete, Therese auch. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Hausdoktor“, dann ins Burgtheater, nach „Tre sposi“ „Dorfbarbier“, so wurde es früh angeschlagen, nach Mittag aber ohne angegebene Ursache geändert, „Tre sposi“ weggelassen und nach dem „Dorfbarbier“ der Pas de deux mit der DeCaro gegeben. Therese erhielt Besuch von der Bulla und Gabrieli. Um 8 h kam ich schon nach Haus, konversierte bis 9 h, die Damen empfahlen sich und ich begab mich ins Bett. Die Redoute war heute außerordentlich voll.
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Kotig. Norma-Tag. Therese befindet sich nicht ganz wohl und nimmt Arznei. Vormittag beim Grafen, mittags allein. Therese war den Nachmittag zu Hause. Nach Tische wegen Ringers Ring zum Scheiger, zu Sonnleithner, welcher sich bessert und mehrere andere Gänge. Scheiger war wegen einer Schuldforderung in Preßburg bei Gottschlig (?) Wegen meiner Obligationen und Richart sprach ich mit Sonnleithner. Abends zu Haus. Neumann war da, wir plauderten, er erzählte mir, die Menner (?) von Brünn sei angekommen, bei Braun probiert worden. Sie habe eine volle, starke Stimme, wird in „Mädchentreue“ und „Lodoiska“ auftreten, dann auch in der „Entführung aus dem Serail“ spielen. Um ½ 9 h ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).