Feuchtes Wetter. Der Vormittag wie sonst. Mittags speiste Moreau bei uns. Nach Tische kamen die Bohdanovicz Pepi und Kathrin, die ich wegen Engagement zum Mayer führte. Er nimmt sie und verspricht ihnen 700 fl. Da fand ich Zeltner (?), Moreau, beide unterschrieben ihre Kontrakte auf 800 und 600 fl. Abends ins Burgtheater „Wandernde Komödianten“, volles Haus. Ich unterhielt mich mit der Weissenthurnischen und Vor (?). Die Oper ging gut. Therese hatte heute die erste Probe von der „Uniform“.
Band 05 (V.), Seite 55r
2732
1805
1
25
Wie gestern. Gewöhnlicher Vormittag. Die alte Töpfer war unser Gast. Nach Tische zu Kárner, da fand ich den alten Rosenitsch, mit dem ich das montägige Hochzeits-Souper bei Mounier (?) verabredete; wir gingen zusammen hin und bestellten für 15 Personen. Abends zusammen ins Kärntnertor-Theater „Wandernde Komödianten“. Die Oper gefiel nicht besonders gut, sie ging auch schlecht zusammen; es war aber doch ein schönes Theater. Therese hatte wieder „Uniform“-Probe.
Band 05 (V.), Seite 55r
2733
1805
1
26
Wie gestern. Gewöhnlicher Vormittag, nur dass ich bei Walnefer war wegen Kr[ieghammers ?] Ohrgehängen und bei Peschina wegen unseren Schafen. Therese hatte Probe von „Uniform“. Mittags speisten wir allein. Abends ins Theater an der Wien „Doktor Flappert“, Hillers Debüt als Amlei Bey (?) fiel sehr unglücklich aus und wurde nur durch die anwesenden amici mit aller Anstrengung vorgerufen. Kárner verlor ich und so fand ich keine Compagnie. Therese war den Abend zu Hause mit der Gabrieli.
Band 05 (V.), Seite 55r
2734
1805
1
27
Gefroren. Vormittag beim Grafen, ging herum zu Brandl, Kárner, mit diesem fuhr ich mit seinen neuen Schimmeln in den Prater, dann zu Mounier speisen. Um 4 h nach Haus. Therese speiste allein, ich plauderte mit ihr, dann zu Brandl um sie und Gruber zum morgigen Souper, die Brandlin gar als Brautmutter zu laden. Abends ins Kärntnertor-Theater „Wandernde Komödianten“ und Pas de deux von DeCaro. Sehr voll. Ich durchstrich die Stöcke, fand wenig Bekannte, ging zu Therese auf’s Theater. Zu Anfang des Balletts plauderte ich mit der Hartmann, die mich ersuchte, sie zu begleiten und dann mich sogar nötigte hinauf zu kommen, in Neulings Haus zu gehen. Er war aber im Begriffe, in die Redoute zu gehen und wollte sich maskieren. Die Hartmann erzählte, dass niemand von der Gesellschaft geht und dass alle ihre Billetts zurückschicken. Ich sprach ihm auch zu und so blieb er zu Haus. Braun schadet sich und seinen Redouten durch das Zirkulare außerordentlich. Heute bekam es Therese zu lesen; es enthält ausdrücklich, dass man sein Billett nicht weitergeben darf. Therese soupierte mit mir.
Band 05 (V.), Seite 55r
2735
1805
1
28
Morastig. Georg Rosenitsch‘ und Katharina Ramsdorfers (?) Vermählung. Gewöhnlicher Vormittag. Bei Kárner fand ich Rosenitsch, gemeinsam gingen wir in den Fischhof speisen. Bei Hitzinger rufte mich mein Bruder, dass er im Kärntnertor-Theater im „Dorfbarbier“ den Wallaschek und Neumann abhole. Therese hatte Probe von der „Uniform“ und zu Gästen Mayer, Frau und Lisi. Nach Tische schrieb ich zu Haus die Ehekontrakte und trug sie zu Kárner, wo sie unterschrieben wurden. Die Brandlischen mit Gruber, dann Therese ließ ich durch Hoffmann im Wagen abholen. Um 7 h fuhren wir in den Gardehof und Pater Ignaz traute das Paar. Therese, ich, Bräutigam und Braut fuhren zusammen. Der Pater wollte sich schon schlafen legen und versicherte, er habe in seinem Leben nicht so spät kopuliert. Wir fuhren in die Stadt zum Mounier, da war durch Mons. Jean schon alles gedeckt für 16 Personen. Nach mir kam mein Bruder mit Jeanette, Wallaschek und Neumann, und um ½ 10 h erst Moreau, welcher im „Gutherzigen Sonderling“ den Verwalterssohn zu erstem Mal zu spielen [hatte]. Es war ein sehr niedliches, geschmackvolles Souper. Viele Gesundheiten wurden in Champagner ausgebracht, Wallaschek stimmte Gesellschaftslieder an, die wir alle mitsangen, Moreau predigte mittels seiner Franziskaner, Kapuziner und Weiß-Spanier. Wir waren froh und herzlich, tranken viel, bis uns die Köpfe schwindelten und so wurde es ½ 2 h bis wir aufbrachen. Am ersten brachten wir die Jeanette, dann Brandl, Neumann, welcher nicht stehen konnte und den mein Bruder hinauf in sein Quartier führen musste, und am Schluss Wallaschek nach Haus, der in der Krugerstraße wohnt, und so wurde es ½ 3 h.
Band 05 (V.), Seite 55r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).