Feucht, das Wetter lässt nach. Früh zum Grafen, in die Porzellanfabrik, dann nach Haus. Mittags allein, nach Tisch mit Fritsch zum Starhemberg, dann nach Haus und nicht mehr aus dem Haus. Therese hatte Probe von den „Wandernden Komödianten“. Nach Tische ging sie zum Giáy wegen Malaga, er war zweimal da und traf mich nicht. Kárner schickte mir einen Fogos-Fisch vom Plattensee. Ich arbeitete, Therese sang mit der Gulyás. Abends kamen die Ritzin mit Richart und Haan (?), später Neumann. Es wurde eine Weile Lotto gespielt, Kaffee getrunken, kalte Trüffel-Pastete und Mantuaner gegessen, und Wein getrunken. Die Haan erzählte von ihren Liebesabenteuern, plauschte eine Menge zusammen, das Lachen machte, mich aber wenig interessierte. Sie versprachen, mir für Neumann den 3. Stock bei der Wuschikin zu verschaffen. Sie blieben bis 10 h und schienen sich unterhalten zu haben. Die Haan brachte Therese eine goldene Gitarre mit, um selbe zu kaufen, die ihr so gefiel, dass sie selbe da behielt und kaufen will.
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Regen und starker Wind. Früh hatte Therese Probe wie gestern. Ich wie gewöhnlich, nur dass ich bei Peschina im Tierspital war. Agnes war unser Gast. Nach Tisch ging Therese zum Thaddä Weigl, wo sie den Nachmittag und Abend blieb. Ich war immer zu Haus, schrieb an Keglevich, an Braunecker wegen Neustadtler Wein, oder 36 fl. für „Trencks Leben und Schriften“. Neumann kam nach Tisch, den Abend war ich ganz allein. Ich las, schrieb, und dachte, und so ward es 9 h. Therese kam, wir plauderten, dann ins Bett.
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Kotig. Den Vormittag beim Grafen wie sonst. Mittags waren Kárner und Eckhart unsere Gäste. Nach Tisch kam Neumann, später Bulla, abends Ritzin und Richart. Sie spielten Préférence. Ich fuhr mit Kárner ins Theater an der Wien „Die beiden Geizigen“, Oper in 2 Akten, rangiert von Fischer; im Theater war es sehr leer und kalt, doch schlug mir die erste Exkursion gut an. Um ½ 9 h war ich schon zu Hause. Die Compagnie war noch beisammen und spielten noch, trennten sich aber bald. Heute kaufte ich Therese die Gitarre.
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Kalt, nass. Vormittag wie sonst. Therese hatte Probe von den „Komödianten“. Mittags war Moreau unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich, ging zu Kárner und fuhr mit ihm ins Theater an der Wien „Zauberflöte“, Rothe (?) von Brünn als Papageno. Als er auftrat, fing er einige Takte früh an, sang seine Arie anspielend auf den Wunsch des hiesigen Engagements, gefiel, wurde vorgerufen und sagte, er danke für die Gnade etc. Therese war zu Haus und studierte. Ich fand im Theater Richart und Stessel, mit letzterem fuhr ich nach Haus.
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Nasskalt. Fogos-Diner. Vormittag wie sonst. Therese hatte Probe. Kárner, Stessel, die Koch samt Eckhart waren unsere Gäste. Es wurde schon besonders Champagner getrunken. Nach Tische kamen Neumann, Rottruff und Gabrieli, die bei Therese den Abend blieben. Ich ging mit Kárner ins Kärntnertor-Theater „Argwöhnischer Ehemann“, Lustspiel in 3 Akten, leer. Im Parterre fand ich Compagnie, Senestri, Walnefer und Frau. Nach dem Theater ins Bett.
Band 05 (V.), Seite 54v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).