Heiter, aber kalt. Am Vormittag zum Grafen. Mittags waren die alte Töpfer und Eckhart unsere Gäste. Nach Tische arbeitete ich. Heute brachte der Tischler Seitl den Staub(?)kasten und wurde unsere Uhr zusammengesetzt. Sie fiel schön aus, kostete aber 270 fl.. Abends ins Kärntnertor-Theater „Die Strelitzen“, Mlle. Hartmann – vulgo die Baumannsche Kathon – als Paulowna Ossakowa. Es war voll, ich fand Compagnie, die mit der 35jährigen Anfängerin zufrieden waren. Sie sprach sehr verständlich, hat sehr viel von der verewigten Nouseul, sogar einige Töne, und gefiel. Beim Hervorrufen sagte sie, die Nachsicht und Huld, welche hervorstechende Charakterzüge der Bewohner dieser Kaiserstadt sind, richten sie auf, da sie in die Bahn einer Künstlerin trat, von deren Größe sie schon zurückbebt. Möchte ihr doch diese Gnade bei ihren künftigen Versuchen werden, und es ihr vergönnt sein, ihr ganzes Leben ihrem Dienste zu weihen.
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Heiter, aber kalt. Den Vormittag wie gewöhnlich. Nach Tische fuhr ich mit Therese aus, mittags allein. Abends ging ich mit Lang herum, dann ins Kärntnertor-Theater „Hussiten“. Leer, ich plauderte mit Neumann, sprach Kárner, der auch mit Hartmanns Spiel sehr zufrieden war. Therese war den Abend bei Schmirer. Die Töpfer Babett schickte Theresen einen schönen Arbeitsbeutel. Zu Haus las ich noch, arbeitete. Therese war auf dem Markt bei Richart und lud sie Sonntag zum Speisen ein. Gestern abend starb die seltene Künstlerin Marianne Adamberger im [ ?, Altersjahr fehlt] Jahr. Sie hinterlässt 5 Kinder.
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Kalt und heiter. Den Vormittag wie sonst. Mittags war Maurer von Eisenstadt unser Gast. Nach Tische fuhren wir zum Reimann, ins Tischlermagazin. Franz war so ungeschickt und warf bei der Überfuhr über die Wien schrecklich um. Ich glaubte, mein Kopf sei zerschmettert, auch Therese konnte sich nicht gleich erholen. Am Abend blieb Therese zu Haus. Ich ging ins Leopoldstädter Theater, zum 1. Mal „Der Flügelmann“, Lustspiel in 1 Akt, dann „Die Braut in der Klemme“, Oper in 1 Akt von Kringsteiner, Musik von Müller, eine sehr triviale Parodie auf „Blaubart“. Voll, ich fand Compagnie und unterhielt mich so. Es ist gar dummes Zeug, hat aber doch einige glückliche Gedanken. Es wurde ausgezischt, wird aber doch, dies glaube ich, viel Geld tragen. Heute wurde die Adamberger in der Stille beerdigt.
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Trübe, neblig. Den Vormittag wie sonst. Ich war wegen Piquet und Manchester bei Liebisch. Mittags speiste Jean bei uns. Nach Mittag ging ich mit ihm in die Tuch-Niederlage, zu Liebisch und Richart, wo ich mit Therese zusammentraf, welche mit Jeanette und Bulla bei Brandl wegen Schmuck der Amalie war. Beide Damen blieben den Abend bei Therese. Die Brandl Reserl kam und brachte Therese das Gebetbuch, welches ich der Amalie 1793 schrieb, und Amaliens Schmuck. Ich ging ins Burgtheater zum 2. Mal „Gegend von Ivri“, Oper in 1 Akt von Terziani, gefiel nicht. Die Natorp spielte Heinrich IV. Es war leer, doch warf man ihr Sonette aus. Nach der Oper begab ich mich ins Kärntnertor-Theater „Graf von Burgund“. Ich fand Compagnie und blieb bis zum Ende.
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Neblig, nach Mittag Regen und Schnee. Den Vormittag beim Grafen, fuhr herum, Geschäfte zu besorgen, besuchte Kárner und brachte ihm die Sonette an die Sessi. Heute kaufte ich bei Liebisch Piquet, Manchester und Zwirn, ich lasse Therese heimlich einen Schlafrock machen. Kam nach Haus und hatte wieder einen Sturm mit dem Grafen, weil ich ihm das Umwerfen verschwieg, der sich aber gleich wieder legte. Mittags war die Mayer unser Gast. Am Nachmittag und Abend bis 7 h arbeitete an meinem Vortrag wegen Gütertausch. Arbesser kam und diktierte mir. Abends war Richart bei Therese. Ich ging ins Burgtheater „Menschenhass und Reue“, da traf ich Klimbke, ging mit ihm ins Kärntnertor-Theater Aline. Begab mich auf’s Theater, schwätzte mit Neumann, den Laucherschen, Sonnleithner, der mir von den „Ursulinerinnen“ – „Herrnhuterinnen“ – und Theresens Rolle als Beschließerin erzählte. Nach dem Theater nach Haus, fand Richart, welche den Abend bei Therese war.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).