Strenge Kälte. Niklasfeier bei der Szilinska. Früh zum Grafen, um 10 h zur Probe zurr Szilinska, zur Richart, dann nach Haus. Töpfer Mutter war unser Gast. Ich staunte sehr, als ich bei der Szilinska die Milder fand, da mir Kárner sagte, die Campi singe aus Landsmannschaft (?). Ich deutete es gleich als Kárners Werk, den seine Leidenschaft hinriss. Nach Tische arbeitete ich zu Hause, die Töpfer blieb. Später kamen Bulla, Koberwein und Töpfer. Ich ging zu Kárner, von da zur Szilinska. Um ½ 7 h begann der Jux. Perinet als Hausinspektor, Schmitt (?) als sein Sohn Thaddädl und Moreau als Schelm, der mehr tut, als er kann. Die übereilte, nicht sehr gelungene Bearbeitung war von Perinet. Der Fürst wurde mit einem Chor empfangen, Milder, Bevilacqua und Hummel sangen, dann begann die Farce. Es waren da Carl Pálffy mit der Forgacs, Dietrichstein, Eugen Wrbna, Ferdinand Pálffy. Um 8 h war alles zu Ende, es gefiel, Moreau wurde applaudiert, obwohl er diesmal sehr mittelmäßig spielte. Ich ging zu Monse (?), fand Compagnie und um ½ 10 h nach Haus. Wocsia (?), Gräfin Traun, Hardegg, Chev[alier ?] Real (?), Kárner, Genzinger etc.
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Das Wetter lässt nach. Sehr früh ließ mich Kárner rufen, um mit mir zu beratschlagen, was man Perinet, Schmitt, Moreau etc. geben soll. Zum Grafen, nach Haus, große Tafel. Stegmayer, Frau, Gewey, Lang, Kridl, Neumann waren unsere Gäste. Zum Kaffee kamen noch die Spuler und Richart. Wir saßen bis 6 h, dann gingen Gewey, Kridl und ich auf den Graben. Man führte eben durch unsere Straße die Statue des hl. Leopold, gegossen aus einer Mischung von Zinn und Blei, verfertigt von dem so bekannten Künstler Fischer. Unter Fackelschein und in Gegenwart von mehreren 100 Menschen wurde diese Statue nach 6 Uhr auf den Brunn gesetzt. Es ging sehr schnell. Gestern wurde die Statue des hl. Joseph auf den oberen Brunn gesetzt, alles zur Huldigungsfeier. Nachher ins Kärntnertor-Theater „Puls“ und „Heirat durch ein Wochenblatt“, sehr leer. Richart und Spuler sprach ich, im 5. Stock traf ich Gewey, im 4. Raunker (?), mit dem ich viel von Tasanovskys (?) Streichen und seiner Ungnade sprach. Therese war den Abend allein.
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Der Schnee zerfließt. Früh zum Grafen, dann fuhr ich allein nach Meidling zum Ehrenfeld um die 6 Schafe abzuholen. In Mariahilf musste ich halt machen, wegen der Verkündigung des erblichen Kaisers von Österreich. Auf dem Brunn vor der Kirche war eine Bühne errichtet, weiß und rot angestrichen, auf selber las nach 10 h unter dem Schall von 2 Chören Trompeten und Pauken ein Regierungskommissär Peintinger in Begleitung des Regierungsrats Baron von Kielmannssegg das Patent laut ab. Das Militär schloss ein Karree. Alles war still, niemand äußerte etwas laut, nur hörte man Klagen über die Teuerung. Um ½ 1 h kam ich zurück, ging zur Richart und hörte, dass sie die Verkündigung auf dem Hof sah, wo sie auf dem Kirchenbalkon vor sich ging. Therese sah sie auf dem Graben bei der Hocheder, die Verkündigung geschah auf dem Balkon des Spielmannschen Hauses. Mittags allein, nach Tisch arbeitete ich, mit Hampel (?) ins Bierhaus um alles für morgen anzuschaffen. Zum Grafen, wo eben Keglevich ankam, mit ersterem nochmals ins Bierhaus, dann nach Haus. Therese war bei Bulla, um sie für morgen zur Richart einzuladen, abends zu Haus. Ich ging ins Burgtheater „Mann von Wort“, Mlle. Deutsch als Henriette, gefiel gar nicht. Trotz Compagnie schlief ich im Parterre recht weidlich.
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Schlechtes Wetter, stinkender Nebel und fast den ganzen Tag Regen. Huldigungsfeier, Jahrestag von unserem großen Lätizel. Die Bulla frühstückte da und ging mit Therese zur Richart. Ich ins Bierhaus, zum Grafen, dann wieder mit ihm dahin. Den Vinzenz führte ich herum, wir blieben zusammen bei der ganzen Funktion, waren auf dem St. Stephansplatz bei den Dechargen der Grenadier-Bataillone, sahen den Rückzug beim Spielmannschen Haus. Fast war die schönste Equipage jene von Joseph Erdödy. Ich fand an dem ganzen Zuge nicht viel Feierliches. Um 1 h war alles aus. Es regnete den ganzen Tag. Therese war bei der Lavotta anfangs mit der Wuschikin, dann oben bei Richart, wo sie mit Kaffee und Wermut, Bratwurst und Schnitzeln bedient wurden. Im Bierhaus waren die DeCarischen und Terzaga, Gioja, Czernin, als sie weggingen, zahlte ich und ging müde und nass nach Hause speisen. Wir aßen allein. Nach Tische kam Salieri, später die Richart mit ihren 3 Schwestern, dann des Beck Frau mit dem Knaben. Wir bedienten sie sehr elegant mit Kaffee und führten sie dann in die Loge im Kärntnertor-Theater „Fassbinder“ und „Verlegenheit durch Zufälle“, im Burgtheater „Fürstengrösse“. Alle 3 Theater sind frei. Therese ging mit der Ritzin und Richart in die Theaterloge. Zu uns kamen der Adjutant Hampel (?) und Graf Vinzenz, letzteren führte ich durchs Theater. Es war zum Erdrücken voll und sehr warm. Zum Ballett erschien der Hof, er wurde mit Klatschen empfangen. Havermehl führte Therese, ich die Damen nach Hause, dann soupieren zum Monse (?).
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Regen, sehr ungesundes Wetter, Therese war den Vormittag zu Hause und speiste allein. Ich ging früh zum Grafen, blieb den Vormittag, dann gewöhnliche Promenade. Mittags bei Monse (?). Nach Mittag arbeitete ich zu Haus, Therese auch. Sie sang im Burgtheater „Herrnhuterinnen“, vorher „Domestikenstreiche“. Ich ging erstlich dahin, dann ins Kärntnertor-Theater „Liebhaber und Nebenbuhler“. Man fand den Dauer nicht, und so musste Ziegler, den man zum Glück fand, den Knappen spielen. Ich schlief etwas, fand Compagnie und plauderte. Kárner schickte mir für Moreau 100 fl., für Nelson 20 fl, für Abschreiben 10 fl., die ich gleich übergab.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).