Am Vormittag Nebel, nach Mittags heiter. Früh besorgte ich einige Geschäfte, dann in Compagnie meine gewöhnliche Promenade. Therese speiste allein, ich aß bei Brandl mit Gruber. Nach Mittags kam die Bulla, die nahmen wir in den Prater mit. Fuhren zum Lusthaus und tranken im Rückweg beim Jüngling Kaffee. Die Bulla blieb den Abend bei Therese, ich ging ins Kärntnertor-Theater „Schloss Limburg“ und „Amors Rache“.
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Kalt, meistens neblig. Heute soll Franz Mayer mit dem Luftballon steigen. Früh ging ich ins Haus, besorgte meine Geschäfte, fuhr mit Therese zum Tischler Seitl, dann in den Prater. Therese führte ich auf die Galerie, ich blieb in der Einfassung, kam dann auch in den Schranken, wo ich des Kommissars Schmid Betragen sehr unartig fand. Ich blieb von 11 bis 3 h auf dem Platz, vorher aßen Korntheuer, Moreau und Zrust noch Lungenbratl, das schlecht und sehr teuer war. Ich fühlte schon Langeweile und Missmut, dann sah ich den Ballon wieder nicht steigen, der um 3 h kaum halb voll war. Es ärgerte mich, weil er ein Deutscher ist und Robertson schon der erste Versuch gelang. Um 3 h hieß es, morgen um 3 h würde er erst steigen, die Zeit zum Füllen wäre zu kurz gewesen. Korntheuer verlor ich im Gedränge, suchte Therese auf, Moreau fand sich auch, wir gingen zu den Sieben Kurfürsten, kein Platz, zum Igel, nichts zu essen, dann in die Stadt nach Haus, da war unsere Bestie von Mensch nicht zu finden. Ich wartete bis 5 h, sie kam nicht. Bulla und Goldmann besuchten uns, Bulla blieb abends bei Therese. Abends ins Kärntnertor-Theater „Mädchentreue“, fand Compagnie und hörte, dass Frank, Desseni (?), Brandstätter (?) und Patsch, alle 4 Billeteurs im Burgtheater, wegen der Naderer entlassen sind. Abends wurden noch Zettel angeschlagen, dass Franz Mayer morgen mit seinem Ballon auffährt, nach Mittag 3 h.
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Am Vormittag im Haus und auf dem Tandelmarkt. Abends im Burgtheater Hamlet, Stentsch (?) von München als Hamlet. Mayer kann wegen Rissen im Ballon nicht steigen, wenn alle Hindernisse behoben sind, wird er eine Auffahrt machen. Man sagt der Firnis, mit dem der Taffet bestrichen ist, sei spröde und so muss er einen neuen verfertigen. Nach Mittag zu Haus, dann mit Therese in den Prater um zu sehen, was da mit dem Luftball geschieht. Am Feuerwerksplatz waren viele Menschen, aber nichts zu sehen. Abends ins Burgtheater, es war sehr voll. Stentsch (?) gefiel nicht sehr. Ich halte ihn für einen Grimasseur und Kulissenreisser, der dabei sehr eintönig ist. Er wurde vorgerufen und sagte: „Es wird durch mein ganzes Leben meine schönste Erinnerung sein, Ihnen gefallen zu haben“. Bei Therese waren den Abend die Fräule Urbain.
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Kalt. Den Vormittag zu Haus, dann mit den Dampfmaschinisten Langreuter und Nördlinger (?) ins Gusshaus auf der Wieden, um Josephs Statue zu sehen. Moreau war unser Gast. Nach Mittag im Haus, abends ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Mal „Die beiden Savoyarden“ mit Eigensatz und Laucher, dann „Verlegenheit durch Zufälle“. Die beiden Mädchen gefielen. Baumann als Amtmann dankte ab, ging komisch von einer Seite zur anderen und machte Lazzi. Nachher wollte er die Eigensatz heraus haben. Der Lärm dauerte lange. Endlich kam Baumann im Negligé und Mantel und sprach: „Vermög allerhöchstem Befehl darf niemand heraustreten“. Therese unterhielt sich abends bei Bulla von lauter Odiosa.
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Regen, kalt. Den ganzen Vormittag beim Grafen, mittags allein. Nach Mittag arbeitete ich, dann fuhren Therese und ich zum Aschkan. Therese blieb den Abend zu Haus, ich ging ins Burgtheater „Savoyarden“ und Pas de deux mit DeCaro und Gioja. Im Kärntnertor-Theater „Indianer in England“, Stephanie als Gurli. Im Burgtheater sprach ich mit Braschinger (?), der mir erzählte, dass Franz Mayer – Candidatus Medicinae – am Montag, bei Gelegenheit als der Ballon nicht stieg, in einer für ihn gemachten Kollekte 721 fl. erhielt, die die großmütigen Geber zur Erhaltung des Gradus bestimmten. Die ganze Einnahme betrug 4044 fl., die bei der Polizei deponiert wurden, bis er im künftigen Frühjahr steigen wird.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).