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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2626 1804 10 11 Reise nach Wien in 2 Wägen. Kalt und etwas Regen. Weidmann und Franzl zusammen, dann beide Hasenhut, Flötist Schuster, Nadastini, ich und ein Hofdiener in einem 6sitzigen Wagen. Es gab eine lustige Reise. In Laxenburg wurde etwas gegessen, vor 2 h waren wir in Wien. Ich küsste mein liebes Weib, brachte ihr Brot und Kipfeln. Bei Therese speisten Jean und Köstler, welcher beide Uhren nach Wien brachte. Ich aß etwas Suppe und war den ganzen Nachmittag mit ihr. Abends ins Kärntnertor-Theater „Schachmaschine“. Ich führte den Jean in den 4. Stock, ging zu Richart, dann ins Theater. Dupré spielte den Karl Ruff und Demmer (?) den Graf Balken. Ersterens Organ ist unangenehm, er spricht durch die Nase, ist gewandt und auf dem Theater zu Haus. Er wurde vorgerufen, sprach, dass er den Beifall, den ihm das Publikum jetzt schenkt, durch Gewohnheit, Fleiß und Anstrengung verdienen wird. Vorzüglich schön spielte Koch den alten Ruff. Band 05 (V.), Seite 44v
2627 1804 10 12 In Wien. Kalt. Therese hatte, wie jetzt täglich, Probe von „Selico“. Ich war den ganzen Vormittag beim Grafen, mittags allein. Nach Mittags fuhr ich mit Therese zur Donau, Porzellanfabrik, Tischler Reimann etc., ich führte sie weit herum. Abends ins Burgtheater „Gattin und Geliebte“. Schade um das Außchreiben der Rollen, es war zum dritten Mal und wurde wieder ausgezischt. Zum Schluss „Der gutherzige Alte“. Ich fand Compagnie, man sprach von Robertsons schönem Steigen am Montag, seinem Herablassen um 6 h bei Korneuburg, seiner Einnahme im Prater von 7943 fl. ohne die im Haus verkauften Billette, dem Fallschirm, mit dem er einen Hahn herabließ, der zwischen den Brücken fiel. Therese war den Abend zu Haus. Band 05 (V.), Seite 44v
2628 1804 10 13 Kalt, abends Regen, Früh zum Grafen, Richart, dann mit Therese zur Generalprobe von „Selico“ Die Töpfer war unser Gast. Nach Tische kam die Tischlerin gratulieren, später Bulla, welche den Abend blieb. Nach Tische gab ich Therese das vom Juden Major gekaufte grüne und 2 gelbe Tücher, die Haube von Vapeur mit Spitzen und ein schön gesticktes Umhängtuch mit breiten Brüsseler Spitzen. Alles gefiel ihr und der Gesellschaft. Später kam Oeppinger und Frau, dann andere Gratulanten. Ich fuhr mit Therese spazieren, da gab sie mir erst ihre Freude über die Angebinde zu erkennen. Abends war sie zu Haus, ich im Burgtheater „Zerrissener Brief“ von Sanenz, Lustspiel in 3 Akten, mittelmäßig, dann „Puls“. Ich war im Parterre, fand Compagnie. Nach dem Theater gleich ins Bett. Band 05 (V.), Seite 44v
2629 1804 10 14 In der Nacht und am Tage Regen. Therese war vor Mittags zu Haus, empfing Visiten, ich war beim Grafen. Mittags allein. Ihre beiden Schülerinnen brachten ihr Torten. Nach Mittags bis 7 h arbeitete ich, Therese hatte immer Gratulationen, Braunmüller, Salieri, Gulyás, Barany, Gabrieli etc. Ich ging ins Burgtheater „Othello“, dann ins Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Raub der Sabinerinnen“. Im letzten blieb ich beim Ballettmeister auf dem Theater. Therese war in der Singerstraße um Zuckerwerk, mit welchem sie ihren Gusto befriedigte Band 05 (V.), Seite 44v
2630 1804 10 15 Theresens Namensfest, ein mir teurer Tag. Früh beim Erwachen machte ich ihr schon meinen herzlichen Glückwunsch. Möchte sie mir lange erhalten bleiben ! Ich fühle mich so glücklich in ihrem Besitze. Therese erhielt Besuch von der Uhrmacherin und Richart, letztere brachte ihr eine schön gestickte Haube von Vapeur. Therese hatte Probe von „Selico“. Ich war so beschäftigt, dass ich erst um 1 h vom Grafen wegging. Ich besuchte auch heute den Oberst Liederskron. Mittags war Agnes unser Gast. Nach Tische kam Nina und brachte Therese zwei Löschhörndl von Silber zum Angebinde. Therese und ich fuhren zum Wasser und auf die Hauptmaut, dann kam Salieri. Ich hatte mit dem Institut zu tun, dann ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Mal „Selico", Oper in 2 Aufzügen von J[ohann] Hummel, Musik von Gyrowetz. Therese als Dariza. Die Musik, obwohl sie lauter Adagio hat, und den Stempel eines ungeübten Musikers zur Opernkomposition hat, missfiel nicht; desto mehr das Buch, welches ohne alle Theaterkenntnis ist. Ich war im Parterre, fand Compagnie, sonst hätte ich es vor langer Weile nicht ausgehalten. Agnes schlief bei uns. Band 05 (V.), Seite 44v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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