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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2621 1804 10 6 Am Vormittag zum Grafen und mit ihm den Luftballon schauen, samt Fallschirm etc. Ich unterhielt mich lange, sah auch die Kleinigkeiten, Harfe, Leier, den Wagen, den ein Floh zieht etc. Nachher kam ich mit Weidmann zusammen, der mich nicht ausließ, bis ich ihm versprach, morgen mit ihm nach Eisenstadt zu fahren. Ich bedang mir aus, den Franzl mitzunehmen. Er bat mich beim Grafen aus. Therese hatte Probe und besuchte wieder den Luftballon, sie freute sich, als ich ihr von der Reise sagte. Ich schrieb beim Portier einen Zettel an Kárner um ihm unseren Besuch zu avisieren. Katter war unser Gast. Nach Mittags war ich immer auf der Hauptmaut. Therese schickte ich mit dem Kassenausweis zu Mayer und ließ ihn wissen, dass ich zur morgigen Sitzung nicht erscheinen kann. Weidmann suchte mich auf, um mir zu sagen, dass mir der Graf erlaubt habe, auf 3 Tage mitzufahren. Nadastini brachte mir einen Theaterkalender. Abends ins Kärntnertor-Theater, um den Grafen aufzusuchen und nochmals zu sprechen; „Musicomania“ und „Sabinerinnen“. Ich fand Compagnie, plauderte und blieb. Therese beschäftigte sich zu Haus. Band 05 (V.), Seite 43v
2622 1804 10 7 4. Lustfahrt nach Eisenstadt, mit Weidmann, Sohn und Nadastini. Um 7 h war unsere Reise bestimmt, um 8 h fuhren wir von Wien weg. Es war ein schöner Tag und eine angenehme Fahrt. In Wimpassing wurde gefrühstückt, da trafen wir reisende Komödianten an. Wir untersuchten ihre Thespisbude, fanden sie von Papier und von außen mit Rohrdecken behangen. Sie gaben „Jurist und Bauer“. Um 2 h waren wir in Eisenstadt, März wartete unser schon am Berg. Im Schloss trafen wir gleich mit dem Fürsten zusammen, der mit uns sehr charmant war, und nachher mit Kárner. Im Schloss aßen wir in Pointners Zimmer und ganz vortrefflich. Nach Mittag übernahm Weidmann die Rolle des Gerichtsdieners in „Deutsche Kleinstädter“, und wegen Hauers Krankheit Ferdinand Pálffy die Rolle der Frau Staar. Ich besuchte meine Mutter mit Franzl und repetierte mit Weidmann seine Rolle. Abends im Theater. Das Stück ging schlecht. Nachher soupierten wir, um 1 h ins Bett. Ich schlief bei meiner Mutter. Band 05 (V.), Seite 44r
2623 1804 10 8 In Eisenstadt. Früh zu Kárner, in den Garten. Weidmann und Kárner hatten Probe von „Sonntagskind“ und „Epigramm“. Um 12 h führte uns Kárner zur Batterie auf den Leithaberg. Mittags wie gestern. Weidmann fand sich sehr gut. Wermut begann, dann Burgunder, weißer und roter Champagner, Tafelwein, Rheinwein und Tokajer, es wurde lieblich getrunken. Nach Mittags Probe vom „Sonntagskind“. Beim letzten Finale brachte Vadász ganz unvermutet den Anton Hasenhut als Hirtengeld (?). Es entstand ein allgemeines Gelächter. Abends gefiel die Produktion außerrordentlich. Weidmann sagte in seinem Traum vom Riesen, den er vor einem prächtigen Schloss antraf, er legte eine Leiter an, stieg hinauf, fragte, ob er hinein dürfe. Sprach von vortrefflicher Bewirtung, von des Fürsten guter Aufnahme, bat, mit der Kundschaft nicht weiter zu gehen etc. Sehr gefiel Hasenhut in der Szene mit der Maultrommel und musste sie repetieren. Ich schlich herum, sprach mit Fuchs, Hummel, war meistens mit Weidmann und auf dem Theater. Abends unterhielt ich mich mir dem Beindl. Band 05 (V.), Seite 44r
2624 1804 10 9 In Eisenstadt. Am Vormittag trübe, am Nachmittag kalter, heftiger Wind und Regen. Früh zu Kárner, dann zu Weidmann und in die Probe von „Epigramm“. Nach Tische mit Weidmann zu Kreitschek, um die Stadt, durch den Garten ins Schloss. Abends „Epigramm“. Es kamen Rasumofsky und andere Cavaliers, der Fürst wünschte für morgen noch einmal das „Sonntagskind“. Unsere Abreise war bestimmt, denn wir hatten keine längere Erlaubnis. Ich deliberierte darüber mit Kárner und dem Fürsten, das Resultat war, den Vadász nach Wien zum Braun zu schicken, Weidmann und Hasenhut auszubitten und gleich den Philipp Hasenhut als Friseur mitzubringen. Es geschah, Vadász musste in der Nacht mit Ferdinand Pálffy nach Wien. Band 05 (V.), Seite 44r
2625 1804 10 10 Letzter Tag in Eisenstadt, kalt, mitunter Regen. Am Vormittag zu Kárner und Weidmann, zur Csekonics. Zu Mittags waren wir schon alle voll Erwartung über Vadász’ Erfolg. Wir saßen bis 5 h, da kam Vadász mit Philipp Hasenhut. Er machte gleich Toilette, nach 7 h begann die Oper. Sie gefiel sehr, alles spielte con amore. Weidmann nahm Abschied, sagte, er müsse jezt reisen, es fällt ihm so schwer, es hilft aber nichts. Zweimal habe er ohnedies schon den Zapfenstreich versäumt, er sei nur ausgeliehen, hier ganz fürstlich bedient und wie eine Judengans geschoppt worden. Beim Souper war alles sehr munter. Um 1 h wurde Abschied genommen. Ich lud Röckl ein, Hummel drängte sich wieder auf, besoff sich und schlief ein. Alles ging und der Zudringliche blieb schlafen. Band 05 (V.), Seite 44r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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