Abwechselnd bald trübe, bald heiter. Letztes Feuerwerk „Seltenheiten aus China“. Den Vormittag beim Grafen, dann in Compagnie eine Stunde spazieren. Beim Brandl speiste ich in Gesellschaft der Gruber, nach Tisch kam die Lienhart, dann nach Haus. Ich fand die Koberwein, Goldmann und Kiepach, blieb eine Stunde, dann begab ich mich nach 5 h in den Prater. Ich fand nicht viele Menschen und wenig Bekannte. Bald kam ich mit dem Buchhändler Beck zusammen, wir unterhielten uns stets allein vom Buchhandel, Blumauer, unserer Literatur etc. Um 9 h kamen wir nach dem höchst mittelmäßigen Feuerwerk nach Haus. Bei Therese war Holzinger (?) und Frau.
Band 05 (V.), Seite 42r
2602
1804
9
17
Den Vormittag beim Grafen, bis er abreiste, dann zu Richart, welche mit der Töpfer Mutter und Kiepach unsere Gäste waren. Nach Tische arbeitete ich eine Stunde, schrieb Kárner, fuhr dann mit Therese an die Wien, zum Schiffs-Magazin, dann nach Haus. Bei Therese blieb den Abend die Töpfer. Ich ging an die Wien „Modesitten“, Schikaneder, sie und Stegmayer spielten darin, sie langweilten mich. Ich fand Compagnie und schlief doch ein. Es dauerte bis ½ 11 h, nach Haus und gleich ins Bett. Ich fand einen Brief von Vadász mit Einschluss an die Er schrieb mir von dem Zorn des Hummel über unsere Abreise, seinem tückischen, gemeinen Betragen etc.
Band 05 (V.), Seite 42r
2603
1804
9
18
Ein schöner Tag. Früh brachte Therese der Vadász’ Brief. Sie kamen gleich selbst zu uns, um mir V[adasz.?] Aufsatz ihrer Klage an den Fürsten lesen zu lassen und meine Meinung zu hören. Ich änderte nur wenig, gab ihnen Federn und Papier und sagte Tony, sie solle ihn gleich abschreiben und mit der Post schicken. Die Lily nahmen wir nach Hetzendorf mit. Bis zur Linie fuhren wir, dann zu Fuß über Meidling und Grünberg. Am Beginn der Hetzendorfer Allee lagerten wir uns, aßen Gans, Tiroler Strudel und Kipfel. Um 12 h kamen wir erst zu Mayer. Wir setzten uns gleich, es war sehr warm und wir müde. Ich schlief bis 2 h, dann zum Speisen. Um 5 h sahen wir das Schloss und Garten an, dann nach Schönbrunn. Mayer und sie begleiteten uns bis zum Schönbrunner Garten, wir sahen das Gloriett, Obelisk, Ruinen, das Parterre, die prächtigen Statuen. Gingen ganz langsam nach Wien und kamen um 9 h nach Haus. Ich begleitete noch die Lily ins Burgtheater „Cantatrici villane“, kam noch mit Lang zusammen, dann nach Hause.
Band 05 (V.), Seite 42r
2604
1804
9
19
Früh fuhren Therese und ich auf dem Würstl hinaus zum Wasser, Brandmayer, Tischler Seitl, dann schrieb ich dem Vadász und schickte ihm meine Uhrblätter. Ging zur Kassa, Richart, dann nach Haus. Mittags allein. Nach Mittag schlief ich, schrieb, besorgte einige Kommissionen. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Mal „Mädchentreue“ von Mozart. Ich kam neben Mozart zu sitzen, fand Compagnie und unterhielt mich wirklich gut. Nach dem Theater fand ich Therese noch arbeiten, welche allein zu Haus war. Kiepach besuchte uns und sagte, dass er heute seine Eltern besuchen fahre.
Band 05 (V.), Seite 42r
2605
1804
9
20
Ein schöner Tag. Vormittag arbeitete ich zu Haus, ging in die Kasse, zu Richart, dann zum Speisen. Wir waren in Gesellschaft von Mayer und der Pepi. Nach Tische schrieb ich an Gräfin und Grafen und besorgte einige Kommissionen. Um 5 h sahen wir bei Sacchetti die neue Kurtine, „Tempel des Apoll“ mit den Büsten der berühmtesten Compositoren, worunter auch Theresens Vater, gingen zum Burgtor hinaus ins Theater an der Wien „Fiaker von Wien“. Schikaneder und Frau spielen darin wieder zum ersten Mal. Nicht voll, der Geschmack an lokalen Stücken hat sehr abgenommen. Schikaneder und Frau spielten vortrefflich, im Ganzen unterhielt uns das Stück. Vorher plauderte ich eine Weile mit der Müller, machte Stegmayer einen Besuch im neuen Quartier, er war nicht zu Haus. Gewey rufte mich hinauf, wir schwätzten vom 2. Teil seiner „Modesitten“. Dann ins Theater, da fand ich Krüger und Haim. Nach dem Theater nach Haus.
Band 05 (V.), Seite 42v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).